Stadtentwicklung Palais am Türmchen – Wilde Natur statt modernem Wohnraum

Wittlich/Bitburg · Das Wohnbauprojekt „Neues Palais am Türmchen“ in Wittlich kommt seit Jahren nicht voran. Statt Stadtvillen sprießt auf dem Gelände das Gras hoch. Wo liegt das Problem? Der TV fragt nach.

 Auch ein geschotterter Parkplatz liegt auf dem Gelände.

Auch ein geschotterter Parkplatz liegt auf dem Gelände.

Foto: Christian Moeris

Fingerhut, Johanniskraut und viele andere Blumen blühen auf der wilden Wiese in der Kalkturmstraße. Grillen zirpen und Bienen summen. Die Natur darf sich dort frei entfalten. Doch bei dem Vorhaben mit dem Titel „Neues Palais am Türmchen“, das auf diesem Areal in der Oberstadt seit Jahren auf seine Umsetzung wartet, handelt es sich nicht um ein Naturschutzprojekt.

Das Bitburger Unternehmen Faco Immobilien GmbH plant auf den teils noch unbebauten Grundstücken im Winkel zwischen Kalkturmstraße/Burgstraße nahe dem Friedhof den Bau hochwertiger Wohnanlagen. Die ersten Pläne dazu wurden im April 2013 im Bauausschuss der Stadt Wittlich vorgestellt. Der Trierische Volksfreund berichtete in seiner Immobilienzeitung bereits ein Jahr zuvor über die Pläne: „50 bis 60 Wohneinheiten gehobener Ausstattung will der Bitburger Entwickler Faco für rund 16 Millionen Euro in Wittlich unter dem Namen ,Neues Palais am Türmchen‘ realisieren.“

Auf dem rund 7500 Quadratmeter großen Areal sollen „Stadtvillen“ entstehen. Die Ursprungsplanung sah vor, drei Stadthäuser mit je elf Wohnungen, die in einem parkähnlichen Gartengelände liegen sollen plus das Gebäude, das als „Entre“ mit Zufahrt zu Grundstück und Tiefgarage direkt an der Kalkturmstraße geplant ist und Wohnungen sowie ein bis zwei Büros oder Praxen.

Doch seit Jahren entwickelt sich dort nach wie vor nur die Natur – und das prächtig.

Auf dem Areal in der Wittlicher Oberstadt, auf dem dieses gigantische Wohnbauprojekt eines Tages umgesetzt werden soll, findet sich auch ein Einfamilienhaus, das mehr und mehr von Gestrüpp zugewuchert wird, ein geschotterter Parkplatz sowie auch eine Straße, die sich im Privateigentum befindet.

Doch das Projekt scheint nun bereits seit Jahren nicht voranzukommen. Anwohner beschweren sich über eine gewisse „Hinterhofsituation“, die sich dort entwickelt habe. Insbesondere das verlassene Einfamilienhaus, dessen Gelände verwuchert, und die mit Schlaglöchern durchsäte Schotterpiste, die als Erschließungsstraße dient, regen die Anwohner auf. „Die Faco sollte hier mal für Ordnung sorgen und das Gelände nicht so verkommen lassen“, sagt ein Anwohner. Denn der Zustand allgemeiner Verwahrlosung, der dort herrsche, wirke sich letztlich auf die Immobilienwerte der anliegenden Grundstückseigentümer aus. Aber warum verwildert das Areal, wieso geht es nicht vorwärts? Der TV hat nachgefragt.

Stadtverwaltung Das 2017 begonnene Aufstellungsverfahren zum Bebauungsplan konnte bisher nicht zum Abschluss gebracht werden, sagt Rainer Stöckicht, Pressesprecher der Stadt Wittlich, da der Investor die verkehrstechnische Erschließung des Grundstücks nicht habe abschließend lösen können. Nach Kenntnissen der Stadtverwaltung (Stand Ende 2019) habe die Firma Faco dieses Projekt zunächst zu Gunsten anderer Projekte zurückgestellt. Stöckicht: „Die Stadt Wittlich würde eine Entwicklung des Grundstücks nach wie vor begrüßen, um modernen, innerstädtischen Wohnraum zu schaffen.“

Faco Der TV hat den Projektentwickler und Geschäftsführer der Faco, Stefan Kutscheid, um Auskunft gebeten. Auf die konkreten Fragen, weshalb es nicht weitergehe und wann das Projekt umgesetzt werde, antwortet Kuscheid: „Wir haben viele Ideen und Ansätze für eine Zukunft mit Sinn und werden nicht nachlassen, diese auch Projekt für Projekt als gute Beispiele zu realisieren. Nachhaltige Projekte brauchen nicht nur Flügel sondern auch Fahrgestelle zum sicheren Landen.“ Wie lauteten nochmal die Fragen? Egal. Ob und wann die großen Pläne für den Wohnungsbau   in der Wittlicher Oberstadt umgesetzt werden, das bleibt also leider sein Geheimnis.

 Auf diesem verwilderten Gelände im Winkel zwischen Kalkturmstraße/Burgstraße soll das Palais am Türmchen entstehen.

Auf diesem verwilderten Gelände im Winkel zwischen Kalkturmstraße/Burgstraße soll das Palais am Türmchen entstehen.

Foto: Christian Moeris
  Auf dem Areal findet sich auch ein Haus, das von Gestrüpp zugewuchert wird.

Auf dem Areal findet sich auch ein Haus, das von Gestrüpp zugewuchert wird.

Foto: Christian Moeris

Projekte Die Faco Immobilien GmbH hat in Wittlich bereits mehrere Großbauprojekte erfolgreich umgesetzt: In den Neubau in der Kurfürstenstraße in Wittlich sind mittlerweile das Jobcenter und Arbeitsagentur eingezogen. Im Erdgeschoss hat das Kaffeehaus Überbrot eröffnet. Damit hat die Faco nach dem Fürstenhof ihr zweites Großprojekt in Wittlich errichtet. Der TV wird  berichten, sollte das Projekt „Palais am Türmchen“ wieder in Schwung kommen.

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