Wohnen statt parken im Herzen der Stadt

Wittlich · Die Wohnungsbau und Treuhand Trier (GBT) möchte auf dem als Parkplatz genutzten Gelände in der Karrstraße rund 50 Eigentumswohnungen errichten. Die GBT hat erste Pläne vorgestellt. Nun sollen sich die Fraktionen des Stadtrats eine Meinung bilden.

Wittlich. Was wird aus dem Gelände der ehemaligen Markusschule in der Wittlicher Karrstraße? Die in Trier beheimatete Wohnungsbau und Treuhand Trier (GBT, siehe Extra) hat da eine Idee. Auf der heute als Parkplatz genutzten Fläche möchte das Unternehmen neue Eigentumswohnungen errichten. Von knapp 50 ist aktuell die Rede.
Mit dieser Ankündigung kommt Bewegung in die seit Jahren ohne Ergebnis geführte Diskussion, was aus der zentralen Fläche in städtsichem Besitz werden soll. Ursprünglich sollte anstelle der Schule entweder ein Rathaus oder ein Einkaufszentrum oder ein Gebäude für seniorengerechtes Wohnen entstehen (siehe Chronik). Doch gebaut wurde von all dem nichts. Und so wurde aus dem unbefestigten ein befestigter Parkplatz. Den möchte die FWG im Stadtrat umgestalten lassen, damit er als Parkplatz und als Ort von Veranstaltungen genutzt werden kann.
Nun also der Vorstoß der Aktiengesellschaft aus Trier. Vorstandssprecher Dr. Stefan Ahrling sagt auf TV-Anfrage, dass die GBT das Vorhaben in nicht öffentlicher Sitzung dem Bauausschuss vorgestellt habe. Das war am 17. Februar. Seitdem hat sich in der Angelegenheit offensichtlich nicht viel getan. "Das vorgestellte Konzept soll überarbeitet und in den Fraktionen diskutiert werden", sagt Ulrich Jacoby, Sprecher der Stadtverwaltung. Es gebe aktuell deshalb noch keinen Zeitplan für das weitere Vorgehen.
Für den Fall, dass sich GBT und Stadt einigen, haben die Trierer hingegen bereits einen Plan für das weitere Vorgehen. Noch in diesem Jahr könnte der Bauantrag gestellt werden, sagt Vorstandssprecher Ahrling. Er geht von einer Bauzeit von 18 bis 24 Monaten für die Wohnungen aus, die barrierefrei und seniorengerecht sein sollen. Möglicherweise werde die GBT nicht alle Wohnungen verkaufen, sondern teilweise auch nur vermieten. Über einen möglichen Kaufpreis gibt es keine Auskunft. Ob die GBT mit der Stadt überhaupt handelseinig wird, hängt auch von der Frage ab, wie das Parkplatzproblem gelöst wird. Derzeit wird das Gelände während der Woche von Kunden und am Wochenende von Gottesdienstbesuchern stark frequentiert. Die Stellplätze für die geplante Wohnanlage sollen in einer Tiefgarage zur Verfügung gestellt werden, sagt Stadtverwaltungssprecher Jacoby. Zudem soll es laut des im Februar vorgestellten Entwurfs zur Karrstraße hin oberirdische Stellplätze geben, die öffentlich nutzbar sein sollen. harMeinung

Richtige Richtung
Entscheidungsprozesse in der Stadt brauchen gefühlt ewig. Dieser Eindruck scheint sich wieder einmal bei der Zukunft des Parkplatzes Karrstraße zu bestätigen. Denn die grundsätzliche Haltung der Fraktionen steht doch lange fest. Im TV vertraten Anfang Januar die Fraktionschefs von CDU, SPD und Grünen die Ansicht, dass das Gelände dazu dienen soll, die Innenstadt zu beleben, dass es als Parkplatz zu schade ist oder, dass Wittlich mehr Menschen in der Innenstadt braucht. Im Februar kommt dann ein Investor um die Ecke, der neues Wohnen in der Altstadt ermöglichen will. Und was geschieht in den folgenden zwei Monaten? Sehr wenig. Die Öffentlichkeit erfährt so gut wie nichts von dem Vorhaben, das sicher noch diskutiert und angepasst werden muss. Vielleicht kommt sogar am Ende ein anderer Projektträger zum Zug. Fakt ist jedoch: Das Vorhaben geht in die Richtung, die sich wohl alle Fraktionen im Stadtrat wünschen. Und die heißt Innen- vor Außenentwicklung. Statt auf grüner Wiese zu bauen, soll im Zentrum etwas Neues entstehen. Auf einer Fläche, die zu schade ist, um als Parkplatz genutzt zu werden. Zumal die Stadt mit fußläufigen Stellflächen gesegnet ist. h.jansen@volksfreund.de CHRONOLOGIE


GBT: Das Unternehmen wurde 1899 gegründet. Seit dem 1. Januar 1963 firmiert die GBT als Wohnungsbau und Treuhand AG GBT Trier. Aktionäre sind die Provinzial Rheinland Versicherung AG (61,44 Prozent), die Stadt Trier (37,64 Prozent) sowie weitere Aktionäre (0,92 Prozent). Die GBT hat rund 8000 Wohneinheiten im Bestand. Sie ist in der Entwicklung und in der Vermarktung von Gebäuden engagiert. har CHRONOLOGIE


1990er Jahre: Auf einem rund 2900 Quadratmeter großem Gelände an der Karrstraße soll Wittlichs neues Rathaus entstehen. Die Markusschule muss dafür abgerissen werden. 1994: Aufgrund von denkmalpflegerischen Bedenken wird der Rathausplan fallengelassen. Die Verwaltung zieht in Containern im Talweg. 1995: Die Stadt geht auf die Suche nach Investoren. 1999: Das Koblenzer Sozialplanbüro Soplan will barrierefreie Wohnungen für Behinderte und Senioren bauen. 2001: Die Markusschule wird abgerissen. Die Koblenzer Bauträgergesellschaft Cobau plant einen viergeschossigen Neubau nebst Tiefgarage. Das Markus-Center mit Läden, Büros, Praxen, Platz für betreutes Wohnen zerschlägt sich. 2002: Das Grundstück wird zum provisorischen Parkplatz. 2008: Der Stadtrat beschließt, auf dem Gelände ein neues Rathaus zu errichten. 2009: Das Land verweigert Zuschüsse für das Rathaus, das nun bei der VG-Verwaltung Wittlich-Land entstehen soll.

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