Wohnidyll am Gleis

Erst im Jahre 1939 ist das Bahnhofsgebäude in Pölert errichtet worden. Davor gab es nur ein paar Schuppen und das Ortsschild am Gleis, sonst nichts. Die heutigen Nutzer, die Familien der Brüder Hubert und Klaus Räsch, schätzen die "zentrale Abgelegenheit" des Bahnhofs.

 Nicht erlaubt, macht aber Spaß: Anna Räsch, Niewelin Martell, Hubert Räsch mit Kater Lässie und Klaus Räsch (von links) auf ihrer Draisine. TV- Foto: Herbert Thormeyer

Nicht erlaubt, macht aber Spaß: Anna Räsch, Niewelin Martell, Hubert Räsch mit Kater Lässie und Klaus Räsch (von links) auf ihrer Draisine. TV- Foto: Herbert Thormeyer

 Der Bahnhof Pölert bestand vor 1939 nur aus Baracken und dem Ortsschild. Foto: privat

Der Bahnhof Pölert bestand vor 1939 nur aus Baracken und dem Ortsschild. Foto: privat

Hinzert-Pölert. Seit rund 30 Jahren leben die Brüder Hubert und Klaus Räsch im Bahnhof. "Das Gebäude hat uns gefallen, weil's so schön abgelegen ist und auch noch bezahlbar", begründet Klaus Räsch die damalige Entscheidung. Damals fuhren noch Züge nach Fahrplan. Danach wurde der Schienenverkehr immer mehr ausgedünnt.

"Das hat weniger gestört als der heutige Autoverkehr", urteilt Räsch, der es zu schätzen weiß, dass man eigentlich doch zentral wohnt und in kurzer Zeit in den Städten ringsum ist.

So richtig als Bahnhof ist das Haus eigentlich nur noch am Gleis zu erkennen. Rund 20 Jahre dauerte der Totalumbau, und auch von den Vorbesitzern war schon viel am Haus geschafft worden.

Da man als technisch versierte Handwerker immer was tun muss, haben sich die beiden eine Draisine gebaut und fahren damit auchschon mal zu den Freunden im Bahnhof Rascheid. "Wir wissen, dass das eigentlich nicht erlaubt ist, aber die Strecke liegt doch brach", findet Klaus Räsch.

Auch über den Bahnhof Pölert kam Wohlstand in die Gegend, mit Kunstdünger beispielsweise und Baustoffen für eine Firma in direkter Nachbarschaft, der auch die Stilllegung der Strecke nichts anhaben konnte.

Die Gleisanlagen, die nach 1945 erheblich verkürzt und reduziert wurden, spielten für das nahe gelegene Konzentrationslager eine eher unrühmliche Rolle und dienten auch als Abladepunkt für die "Wunderwaffe V2", mit der vom Hunsrück aus London beschossen wurde. "Das Überholgleis wurde Ende der 70er Jahre abgebaut. Das Ladegleis wurde zehn Jahre später stillgelegt und einige Jahre darauf entfernt", bestätigt Markus Göttert vom Hunsrückbahn e.V. Eine Wiederaufnahme des Schienenverkehrs würde den beiden Familien Räsch nichts ausmachen. Doch sie zweifeln stark daran, dass die Trasse wirtschaftlich tragfähig ist.

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