Zarte Töne und gewaltiges Lob

MORBACH (doth). Zwischen drei und sechs Monaten hatten sie sich vorbereitet, um sich von der Jury beurteilen zu lassen: Fünf Musikvereine nahmen an den Wertungsspielen in der Morbacher Baldenauhalle teil.

"Ein Wertungsspielen ist kein Wettbewerb im sportlichen Sinne", klärt der Stellvertretende Landesmusikdirektor Rudolf Kronenberger gleich zu Beginn auf. Gerade hatte der Musikverein "Meulenwald Föhren" mit seinem Dirigent Jochen Hofer in der Morbacher Baldenauhalle damit begonnen, sich akustisch wie optisch den Wertungsrichtern zu stellen. Von ursprünglich sieben Vereinen der Region Trier, in der es nicht weniger als 324 Orchester gibt, waren fünf gekommen, um den Stand ihres Könnens zu testen. Vom Landesmusikverband waren Pflichtstücke vorgegeben worden, die auch gleichzeitig eine Einstufung zwischen "Anfänger" und "Höchststufe" bedeuten. Das jeweils zweite Stück durften die Musiker sich selbst aussuchen. "Anfänger" waren nicht gekommen, dafür brauchte man kein Experte zu sein. Den studierten Ohren und auch gestrengen Blicken der Jury.Mitglieder Wolfram Heinlein aus Nürnberg, Stefan Fritzen aus Mannheim und Pia Langer aus Trier entging nichts. Punkte gab es für Intonation, Dynamik, Rhythmik, Tempo, Phrasierung, Artikulation, aber auch der Gesamteindruck, wozu auch die einheitliche Kleidung gehört.Was bringt der Aufwand?

Die Orchester spielten sich in separaten Räumen ein, durften fünf Minuten auf der Bühne spielen und dann erst kamen die Richter. "Hier gibt es keine Sieger und keine Verlierer", wird Landesmusikdirektor Kronenberger nicht müde zu unterstreichen. Es sei ein freiwilliges Stellen vor kompetenten Fachleuten, die wiederum ihre Erkenntnisse direkt an die Dirigenten in einem persönlichen Gespräch weitergeben. Dies waren nach Jochen Hofer der Leiter des Musikvereins 1882 Fischbach/Nahe, Stefan Kollmann, der als einziger in der Höchststufe antrat. Dieser Verein ist nicht nur Spitze, er sieht auch aus wie ein Sinfonieorchester, sogar mit Harfe, Röhrenglocken und großem Bass. Der Musikverein aus Körperich hatte sich mit seinem Dirigenten Joachim Kandels für die Oberstufe beworben. Die Musikvereine Mörschied mit Dirigent Eric Grandjean und Ammeldingen mit Micha Mayer am Dirigentenpult spielten in der Mittelstufe. Rund 250 Musiker, davon viele junge Leute, waren an diesem Sonntagmittag nach Morbach gekommen. Alle hatten sich drei bis sechs Monate lang auf diesen Vortrag vorbereitet, teilweise sogar in regelrechten "Trainingscamps". So auch der junge Saxofonist Timo Mattes. "Wenn man gut geübt hat, weiß man, dass alles klappt", beschreibt er sein Gefühl vor dem großen Auftritt und fügt hinzu: "Wenn wir nur auf die Jury achten, macht das viel zu nervös." Was bringt dieser Aufwand? "Es ist eine Art Bestätigung des eigenen Könnens, aber nicht zu vergleichen mit einer Prüfung wie etwa dem Abitur", erklärt der junge Musiker von "Meulenwald Föhren". Beim Wertungsspielen gut zu sein, sei auch gut für den Verein, fügt er hinzu. Gespielt wurde von allen Orchestern nur Stücke, die eigens für Blasorchester geschrieben worden waren. Da wurden große Klangteppiche ausgerollt. Zarte Töne wechselten mit gewaltiger Dynamik ab. Alle gaben ihr Bestes, das erkannten auch Laien. Aufmerksam verfolgten diejenigen, die noch drankamen und die es schon hinter sich hatten, das Klanggeschehen auf der Bühne. Auffallend: Es gab so gut wie keine "Nebengeräusche". Niemand hustete oder räusperte sich. An diesem Tag gab's in der Halle nur Musik pur. Und hier die Ergebnisse: Das Oberstufen-Orchester "Meulenwald Föhren" wurde mit "sehr gut" bewertet. Die Musiker aus Fischbach/Nahe bekamen in der Höchststufe ein "Gut". Der Musikverein Körperich ging mit einem "Sehr gut" der Oberstufe nach Hause. Noch besser, allerdings in der Mittelstufe, schnitt Mörschied ab, nämlich mit "ausgezeichnet". Mit "Gut" bewertete die Jury den Vortrag des Musikvereins Ammeldingen.

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