Zauber einer Oase

Das Waldschlösschen in Plein feiert einen - fast - runden Geburtstag: Seit 95 Jahren empfängt es Gäste, die nach Entspannung und einem guten Essen hungern und nach einem guten Wein dürsten.

Plein. Wachwerden und nur das Rauschen des Windes und das Zwitschern der Vögel hören: Das lieben die Hausgäste so an ihrem Waldschlösschen. Sie wandern, radeln und biken, stammen aus dem Ruhrgebiet oder aus Holland, bringen Kinder und Hunde mit, sind anspruchsvolle Feinschmecker. Denn was hier auf den Tisch kommt, besteht aus ausgesuchten Zutaten und ist vom Chef persönlich gezaubert.Das Zaubern darf der Gast ruhig wörtlich nehmen. Die Gillerts sind bei allem, was sie anbieten, kompromisslos um das Beste bemüht. Das Wild wird in den Wäldern der Eifel geschossen, die Eier legen frei laufende Hühner, Fleisch und Fisch kommen aus Luxemburg, Steinpilze suchen sie höchstpersönlich. Jede Woche wird die Speisekarte dem angepasst, was die Saison hergibt. "Daneben haben wir natürlich unsere Klassiker", sagt der Küchenmeister: Pleiner Kartoffelsuppe oder Kalbsrückensteak etwa, die gehen immer. Eine interessante Raritätensammlung verrät die gemeinsame Leidenschaft der Gillerts: die Liebe zum Wein. Von 1999 an wurden sie ohne Unterbrechung mit der Auszeichnung "bester Schoppen" belohnt.Begegnung in der Schweiz

Gert Gillert stammt aus Wittlich, Wilma Gillert wuchs im Waldschlösschen auf, das schon Eltern und Großeltern erfolgreich führten. Nach dem Abitur lernte sie Hotelfachfrau im Trierer Hotel Bürgerverein, der jetzigen Europahalle. Im Gastgewerbe sammelt jeder Erfahrungen im Ausland. Für die Gillerts erwies sich das als Glücksfall. Die beiden, die sich zu Hause nie begegnet sind - obwohl die Väter sich kannten -, wurden einander 1972 in Zürich im Glockenhof vorgestellt. Der noch junge Koch hatte damals schon einiges hinter sich.Im Jahr 1976 wurde aus Fräulein Schwerdfeger Frau Gillert. Das junge Paar wechselte nach Holland, ins Sauerland und nach Bitburg, bevor die beiden 1984 das Waldschlösschen übernahmen. Hier kam Kind Nummer drei zur Welt. "Mit vielen Spagaten nach allen Seiten" haben sie das geschafft, gesteht Wilma Gillert, die Extrovertierte, die gerne an der Front steht, während der Gatte lieber im Hintergrund bleibt. Oft genug jedoch verlangen die Gäste auch nach ihm, nötigen ihn an den Tisch, versuchen, ihm das eine oder andere Geheimnis seiner Kochkunst zu entlocken. Der 95. Geburtstag wird gefeiert. Nach der obligatorischen Teilnahme am Wein- und Gourmetfestival laden die Inhaber im Spätsommer zu einem Fest mit Live-Musik. Für den Herbst haben die Wittlicher Winzer gebucht: Auf deren kulinarische Weinprobe darf man gespannt sein. Wird auch Ihr Betrieb in der dritten Generation geführt, oder ist Ihr Unternehmen älter als 100 Jahre? Dann schreiben Sie uns eine E-Mail an mosel@volksfreund.de. Wir sind immer auf der Suche nach weiteren Unternehmen, die sich an unserer Reihe "100 Jahre - von Traditionsbetrieben lernen" beteiligen möchten.

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