Zeit zum Lesen

Endlich hab' ich Urlaub und Zeit, auch mal die Wittlicher Rundschau zu studieren. Die gibt es ja jetzt schon seit zehn Jahren. Nach so langer Zeit hätte ich gar nicht gedacht, dass sich die Verwaltung für das Blättchen noch rechtfertigen muss.

Deshalb hab' ich mit Interesse gelesen, wie man sich da selbst zum Geburtstag gratuliert hat. Ich hatte ja manchmal das Gefühl, dass da die Meinung des Bürgermeisters oder seiner Mitarbeiter zu bestimmten Sachen ziemlich ungefiltert gedruckt wird, aber vielleicht habe ich die Positionen der anderen Seite auch einfach nur überlesen. Ich hab ja nicht immer so viel Zeit wie im Urlaub. Und - wie man sich denken kann - les' ich ja zunächst mal den Volksfreund, da kommt die Verwaltung ja auch zu Wort, aber eben nicht so in Reinform, sondern immer auch mit der Position der jeweils anderen Seite. Ich persönlich find' das ja besser, und dabei will ich gar nicht von journalistischen Grundregeln reden. Denn ich kann ja verstehen, dass das dem Bürgermeister nicht ganz so gut gefällt. Mein Bekannter, der Franz, ist da immer gleich viel heftiger. Naja, er ist halt Jurist und kennt die ganzen Paragrafen. Der sagt dann sowas wie, dass die Gemeindeordnung vorschreibt, dass bei Veröffentlichungen von Gemeindeverwaltungen der Grundsatz der Neutralität streng zu beachten sei. Oder, dass man solche Blättchen nicht für die Verfolgung politischer Zwecke oder die Austragung örtlicher Streitigkeiten missbrauchen dürfe. Aber das ist mir alles viel zu kompliziert. Ich denke immer: Man weiß ja bei der Rundschau, wo's herkommt, und die Wittlicher werden das wohl auch wissen und sich ihren Teil denken. Und eins beruhigt mich ungemein: Einer Stadt, die dafür Geld ausgeben kann, dass die Position der Verwaltung - mit eingestreuten Meinungshäppchen - in gedruckter Form an alle Bürger verteilt wird, kann es finanziell nicht ganz so schlecht gehen.

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