Zeitreise in das dörfliche Leben im Hunsrück

Aach/Vicus Belginum · Wie war das Leben der einfachen Leute im Hunsrück vor 500 Jahren? Dieser Frage geht der Historiker mit seinem Roman "Der Sperlingsbusch - eine Erzählung aus der Zeit des großen deutschen Bauernkrieges" nach.

Aach/Vicus Belginum. Zwei Studenten gehen den ganzen weiten Weg von Mainz durch den Hunsrück zu Fuß, um in Trier zu studieren.
Sie nutzen die sogenannte Heidenstraße und kämpfen sich durch vereiste Pfützen und vermatschte Wagenspuren, bis sie von einem Holzfäller am Waldesrand zur Rast eingeladen werden. In der Ferne heulen Wölfe.
Nein, es ist nicht die ausgebaute Hunsrückhöhenstraße, die sie nutzen - es ist die alte Römerstraße. Es gibt auch noch keine Autos, denn diese beiden Scholaren reisen im Jahr 1525 durch die raue Mittelgebirgslandschaft und bleiben eine Weile im fiktiven Dorf Wald beuren.
Dort tauchen sie in das ihnen bis dahin unbekannte einfache, bäuerliche Leben des gemeinen Mannes ein. Sie erleben die Konflikte mit der Herrschaft, die Auswirkungen des Bauernkrieges und sogar die Hexenverfolgung.
In seinem Roman "Der Sperlingsbusch" nimmt der in Aach bei Trier lebende Historiker Professor Dr. Klaus Gerteis den Leser mit auf eine Zeitreise in die frühe Neuzeit.
Für den 75-Jährigen ist der 100 Seiten umfangende Band, der im Verlag Weyand erschienen ist, die Erfüllung eines Traums. "Es sollte kein historischer Roman mit langatmigen Passagen werden", sagt Gerteis, der in den 1970er Jahren an die Trierer Universität kam und dort bis ins Jahr 2000 Geschichte lehrte. "Ich will mit meinem Buch so dicht wie möglich an der Realität sein. In meiner wissenschaftlichen Arbeit hat mich immer die Alltagsgeschichte, die Geschichte des kleinen Mannes fasziniert", sagt der gebürtige Frankfurter im Gespräch.
Mit seinem Roman will er unterhalten und belehren, aber nicht langweilen, wie er versichert.
Das gelingt ihm auch, denn er schildert anschaulich das Leben einer Zeit des Umbruchs - vom düsteren Mittelalter in die Neuzeit, von Hexenverfolgungen und der Liebe eines Studenten zu einem Bauernmädchen.
Dazu nutzt Gerteis seine profunde Kenntnis der Quellen, die er in verschiedenen Archiven studiert hat. "Dokumente aus dieser Zeit in den Händen zu halten, wie etwa Protokolle von Hexenprozessen, ist ungeheuer spannend", erklärt er.
Und wie war das dörfliche Leben vor über 500 Jahren? "In den Dörfern lebten meist große Familienverbände. Das ist für diese Zeit sehr typisch", sagt Gerteis. Für die einfachen Leute im Hunsrück sei der Wald besonders wichtig gewesen.
Die Holzwirtschaft prägte den Raum, zudem wurde Buchweizen angebaut - ein Hauptnahrungsmittel dieser Zeit. "Man lebte damals aus dem Garten, Fleisch gab es nur zu besonderen Anlässen und es wurde natürlich Viez getrunken", sagt der Historiker. Und den Viez, den trinkt man heute noch.Extra

 Klaus Gerteis in seinem Garten – vor einem Sperlingsbusch. TV-Fotos (2): Hans-Peter Linz

Klaus Gerteis in seinem Garten – vor einem Sperlingsbusch. TV-Fotos (2): Hans-Peter Linz

Foto: (m_huns )

Das Leben vor 500 Jahren war ganz anders als heute. 500 Jahre - das sind 20 Generationen zurückgerechnet. Eine Generation ist die Lebensspanne eines Menschen. Das muss man sich so vorstellen, dass man zu den Eltern, den Großeltern, den Urgroßeltern und so weiter zurückrechnen muss - etwa 20 Mal. Dann kommt man ins Jahr 1500. Damals gab es keine Autos, keine Straßen und keinen elektrischen Strom. Die Menschen haben sehr einfach in Dörfern gelebt. Die Familien waren oft viel größer als heute, es gab viel mehr Geschwister . Um sich zu ernähren, haben die Menschen viel Gemüse und Obst angebaut. hpl

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