Zeitreise zur "heiligen Eifel"

Großlittgen/Bitburg · "Eiflia sacra", heilige Eifel, so nannte der preußische Landgerichts-Kammerpräsident Carl Schorn sein bekanntes Werk, das 1888/89 erschienen ist. Große und bekannte Klöster der Eifel werden in ihm beschrieben - von ihren Anfängen bis hin zu deren Auflösung nach der Französischen Revolution. Der TV widmet sich in einer Serie diesen Klöstern.

Großlittgen/Bitburg. Heilig ist die Eifel zwar nicht, dennoch sind dort viele Klöster gegründet worden. Gleich nach der Benediktinerabtei Tholey im Saarland, die erstmals im Jahr 634 urkundlich erwähnt wird und damit das älteste Kloster Deutschlands ist, folgen Klostergründungen in der Eifel: Im Jahr 698 die Abtei Echternach, Abtei Prüm (721), das Marienstift Prüm (1016), Maria Laach (1093) und das Kloster Springiersbach (1097). Die Klöster waren nicht nur Stätten kontemplativer Gottesverehrung, sondern auch Förderer von Kultur.
Durch ihre schulischen Einrichtungen waren sie geistliche wie geistige Zentren. Dort wurde Kunsthandwerk betrieben, moderne Landwirtschaftsformen entwickelt und zudem für Alte, Bedürftige und Kranke gesorgt. Die Klöster waren führend in der Heilkräuterkunde und in der Medizin sowie schützende und preiswerte Herbergen für Reisende und Pilger. Gerade die benediktinische Ordensregel "ora et labora" (bete und arbeite) verhalf den Klöstern auch zu wirtschaftlichem Erfolg.

Das Jahr 1803 bedeutete für viele Klöster das Ende. In Folge der Französischen Revolution führten die Säkularisation und der sogenannte Reichsdeputationshauptschluss (siehe Extra) zum Stillstand des Klosterlebens, auch in der Eifel. Dies war eine Zäsur, deren Auswirkung noch bis heute spürbar ist. Durch Jahrhunderte gewachsene klösterliche Strukturen wurden zerstört. Klosteranlagen wurden verkauft, versteigert, zum Abbruch freigegeben oder völlig anders genutzt: als psychiatrische Heilanstalten, Landarmenhäuser, Kasernen und vieles andere. Zum Glück konnten Bürger-Initiativen einige Klosterkirchen vor dem kompletten Abriss bewahren und sie zu Pfarrkirchen umwidmen. Mönche und Nonnen wurden vertrieben; unvorstellbare Kunstschätze und Bibliotheken vernichtet und in alle Welt verstreut. Aufgelöst wurden in dieser Zeit in der Eifel folgende Klöster: Springiersbach, Himmerod, Machern, Klausen und das Franziskanerkloster Wittlich (alle Kreis Bernkastel-Wittlich) sowie Roth an der Our, die Abtei Prüm, das Marienstift Prüm, das Kloster St. Maria in Niederprüm, St. Thomas und das Chorherrenstift Kyllburg (alle Kreis Bitburg-Prüm). Im Landkreis Vulkaneifel waren es die Klöster in Niederehe und in Hillesheim.

Erst Jahrzehnte nach der Zuordnung der Eifel zu Preußen 1815 kehrte in einige dieser Klöster wieder Ordensleben ein. Zudem gab es in der Eifel bis zum Beginn des Dritten Reiches viele neue, kleinere Ordensniederlassungen.Geschichte der Klöster


Solche Filialen, noch heute in vielen Orten liebevoll als "unser Kloster" bezeichnet, wurden seitens der Bevölkerung dankbar angenommen, mangelte es den meisten Gemeinden doch an Menschen, die sich der Alten, Kranken und der Kleinkinder annahmen. Ebenso leisteten solche kleine Ordensniederlassungen Verdienstvolles in der Betreuung von Mädchen und Frauen in Näh- oder Haushaltungskursen.
Die Zeit des Nationalsozialismus war eine Zäsur - auch was die Ordensniederlassungen in der Eifel anging. Es gab Repressalien seitens der damaligen Machthaber. Seit den 1960er Jahren mussten einige der kleineren "Klösterchen" geschlossen werden, weil staatliche Vorschriften, besonders im Gesundheits- und Krankenhauswesen, die finanziellen und personellen Möglichkeiten der Orden überschritten. Ein Hauptgrund war aber auch eintretender Schwesternmangel. Die Arbeit vieler Mönche und Nonnen, Patres und Schwestern prägte, formte und bildete Generationen, vollzog sich aber meist im Stillen.Extra

In einer neuen Serie stellt der TV fortan in loser Reihe die Geschichte der Eifeler Klöster vor. Der Reichsdeputationshauptschluss war das letzte bedeutende Gesetz des Heiligen Römischen Reiches und wurde am 25. Februar 1803 in Regensburg verabschiedet. Festgelegt wurde, dass weltliche Fürsten abgefunden werden sollten, die im Rahmen der Revolutionskriege Besitz verloren hatten. Dies geschah auch durch Säkularisation kirchlicher Güter. red

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