Zeuge aus Stein soll gerettet werden

Hundheim/Morbach · Die Burgruine Baldenau bei Hundheim sieht besseren Zeiten entgegen. Engagierte Menschen aus der Region und Mitglieder einer Mittelaltergruppe machen sich gemeinsam stark dafür, das Wahrzeichen der Gemeinde Morbach zu erhalten. Es wurde bereits ein Förderverein gegründet.

 Petra Schommer (Drittevon links), Vorsitzende des Heimatvereins Hundheim, mit Michaela Schäfer sowie Johanna und Iris Schlüter (von links), Aktiven des Burgvolks Baldenau, im Hof der Burgruine. TV-Foto: Ursula Schmieder

Petra Schommer (Drittevon links), Vorsitzende des Heimatvereins Hundheim, mit Michaela Schäfer sowie Johanna und Iris Schlüter (von links), Aktiven des Burgvolks Baldenau, im Hof der Burgruine. TV-Foto: Ursula Schmieder

Hundheim/Morbach. Seit 700 Jahren trotzt sie dem Wetter und kriegerischen Zeiten, was natürlich Spuren hinterlassen hat. Dennoch reckt sich die Burgruine Baldenau stolz wie eh und je am Oberlauf der Dhron empor, als imposanter steinerner Zeuge regionaler Geschichte (siehe Extra). Um die Erinnerung an diese Zeit, aber auch das Bauwerk selbst zumindest im Istzustand zu erhalten, soll ein Förderverein gegründet werden. Ermutigt dazu hat das 2014 an der Burg ausgerichtete Mittelalterspektakel.
Gastgeber war die Gruppe "Burgvolk Baldenau", unterstützt von der Gemeinde Morbach und den Heimatvereinen Hundheim und Hinzerath. Das gleiche Team lädt nun am Samstag und Sonntag, 16. und 17. Mai, zum zweiten Spektakulum ein. Der Erlös fließt, wie der aus der Premiere, in den Erhalt der Burgruine.
Jährliches Burg-Spektakel


Einer der Väter der Initiative ist Axel Schmitt von der Gemeindeverwaltung. "Mir liegt die Burg am Herzen, sie ist unser Wahrzeichen und hat in den letzten Jahren sehr gelitten", sagt er. Der Gemeinde fehle einfach das Geld, sie angemessen zu unterhalten. Von dem künftig jährlich am dritten Mai-Wochenende geplanten Burg-Spektakulum erhofft er sich einen finanziellen Grundstock, "damit uns die Burg nicht kaputt geht".
Das gleiche Ziel verfolgen die Heimatvereine. Nicht das Event, sondern die Burg stehe im Vordergrund, sagt die Hundheimer Vorsitzende Petra Schommer. Schon die jährlich 30 Trauungen in dem Gemäuer rechtfertigten eine "Inwertsetzung".
Mit Wasser- und Stromanschluss sowie kleiner Toilettenanlage "hätten wir viel mehr Möglichkeiten, die Anlage zu nutzen", sagt Schommer. Als mögliche Beispiele nennt sie Konzerte oder Feste mit Kaffee- und Kuchenverkauf.
Das Gelände mit seiner Naturtribüne, die beim 2014er Spektakulum für Theater und Ritterturnier genutzt wurde, ist dafür optimal, obwohl die Wiese teils sehr feucht ist. Dies war mit ein Grund dafür, dass frühere Anläufe, ein Burgspektakel zu etablieren, scheiterten (der TV berichtete).
Mit den Vereinen und Burgfreunden sowie dem zwölfköpfigen "Burgvolk" stehen engagierte Menschen hinter dem Spektakel. Für Iris Schlüter aus Deuselbach ist die Ruine "etwas Einmaliges". Sie sei überall präsent - in Wappen, Hallen- und Vereinsnamen und sogar in Akten wie denen des Schinderhannes-Prozesses oder dem Heimatepos von Regisseur Edgar Reitz.
Legenden um ein Burg-Gespenst bescherten zudem viele Übernachtungsanfragen aus Amerika. Außerdem sei die Lage toll: "Für Mittelalterfans ist es die perfekte Atmosphäre", sagt Schlüter und spricht vom "erhabenen Gefühl, hier lagern zu dürfen". Abends sei es völlig dunkel an der Baldenau, bestätigt Dirk Rölleke aus Longkamp: "Wir sehen keine Häuser und keine Straßenleuchten", schwärmt er von der Ruhe und der einmaligen Natur ringsum.
Extra

Sie trägt den Namen dessen, der sie zwischen 1315 und 1324 erbauen ließ: Balduin von Trier (1285 bis 1354). Der Kurfürst und Erzbischof aus dem Hause Luxemburg zählte zu den einflussreichsten Köpfen seiner Zeit. Seinen Expansionsdrang belegen Brücken wie in Koblenz und Burgen wie auch die Balduinseck (1325) bei Buch. Mit ihnen sicherte er seine Grenzen gegen Herren wie die von Eltz oder Sponheim. Legendär ist deren Gräfin Loretta, die Balduin erfolgreich trotzte. Sie ließ ihn gefangen nehmen und hielt ihn etliche Monate auf der Starkenburg bei Traben-Trarbach fest. Die Baldenau wurde im Dreißigjährigen Krieg (1618 bis 1648) beschädigt und 1689 während des Pfälzischen Erbfolgekrieges endgültig zerstört. Ihren restlosen Verfall verhinderten Restaurierungsarbeiten in den 1980er Jahren. urs

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