Zitterpartie für zwei

MORBACH. (iro) Im Gemeinderat Morbach verteidigte die CDU ihre absolute Mehrheit, während die SPD eine deutliche Schlappe hinnehmen musste. Die Freien Wähler sind zweitstärkste Kraft im Rat der Einheitsgemeinde. Grüne, FDP und "Lebendige Demokratie" schafften den Sprung ins Gremium.

Schien Sonntagabend bereits alles klar zu sein, so wurde der Tag nach der Wahl für zwei Gruppierungen noch mal zur Zitterpartie. Einen möglichen Software-Fehler bei der Schnellmeldung machte Büroleiter Theo Gätz am Montagmorgen aus. Die potentielle Folge: Einer der zwei Sitze der Grünen, die erstmals in den Morbacher Rat einziehen werden, müsse eventuell noch der Wählerliste "Lebendige Demokratie" zugeschlagen werden, vermutete er. Doch was ansonsten per Datenbank schnellstens überprüft werden kann, strapazierte die Nerven der Rathaus-Mitarbeiter, aber vor allem die der beiden Gruppierungen, weiter. Denn auch die Datenbank war defekt. Ein Systemabsturz beim Einlesen von Disketten hatte den Schaden verursacht. Während EDV-Experten im Rathaus den Schaden fieberhaft zu beseitigen versuchten, lagen teilweise die Nerven blank. "Das ist für uns eine Hängepartie", war Uwe Andretta, Listenführer bei den Grünen, sauer. Seine Gruppierung hatte am Vorabend bereits den Wahlerfolg mit Öko-Bier begossen. Von null auf 6,4 Prozent und zwei Sitzen im Rat, damit seien sie zufrieden, hatten sie dem TV versichert. Doch bei nur einem Sitz sehe dies anders aus. Ebenso spannend war der Montag für die "Lebendige Demokratie", die zunächst vermeintlich leer ausging. WLD-Listenführerin Jutta Decker-Schütz wusste am späten Montagnachmittag noch nichts von den neuen Entwicklungen. Erst nach 18 Uhr herrschte Klarheit: Grüne und "Lebendige Demokratie" (3,2 Prozent) sind mit je einem Sitz vertreten. Abgesehen von den beiden Sitzen war schon früh alles klar. Die CDU behält mit 50,3 Prozent die absolute Mehrheit und 15 Sitze, auch wenn sie leicht verlor (-0,2). "Das sind fast bayrische Verhältnisse", freute sich Gemeinde-Verbandsvorsitzender Hans-Georg Gröber. Enttäuscht hat ihn die geringe Wahlbeteiligung von 56,3 Prozent. Im Ortsbezirk Morbach selbst habe sie bei etwa 40 Prozent gelegen. Deutliche Verluste mussten die Sozialdemokraten hinnehmen. Sie verloren 7,6 Prozentpunkte und mussten sich mit 13,7 Prozent der Stimmen zufrieden geben. Das bedeutet nur vier statt bislang sechs Sitze im neuen Rat. Die Ursache für das schlechte Abschneiden suchte SPD-Spitzenkandidat Karlheinz Schneider gestern in Berlin: "Die SPD als Regierungspartei bekommt ihr Fett ab." Deutliche Zuwächse haben dagegen die Freien Wähler zu verzeichnen. Sie verbesserten ihr Wahlergebnis von 1999 um 2,5 auf 21,9 Prozent (von fünf auf sechs Sitze) und zogen damit an der SPD vorbei. "Wir haben unsere Wahlziele erreicht", machte FWM-Spitzenkandidat Hugo Bader deutlich. Bis auf eines: Die absolute Mehrheit der CDU zu brechen, das sei nicht gelungen. Auch der FDP gelang es bei ihrem ersten Versuch, in den Morbacher Gemeinderat zu gelangen. Die Wähler honorierten das Engagement mit 4,4 Prozent der Stimmen und einem Sitz im Rat. "Wir hatten mit einem Ergebnis zwischen vier und fünf Prozent gerechnet und auf sechs bis sieben gehofft", kommentierte FDP-Listenführer Günter Meyer. Und "wir haben gut gearbeitet."

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