Zoff im Wald: Wollte Jäger zur Waffe greifen?

Wittlich · Die Pächter zweier Jagdreviere liegen seit Jahren im Clinch. Jetzt wurde der Streit ein Fall fürs Amtsgericht. Ein einheimischer Jäger soll einen Jagdgast aus den Niederlanden mit dem Tod gedroht haben. Das Urteil ist noch nicht gesprochen, weitere Zeugen müssen gehört werden.

Wittlich. Die beiden Jagdreviere in einem Moselort der Verbandsgemeinde Kröv-Bausendorf sind durch einen Waldweg voneinander getrennt. Unmittelbar an der Grenze steht ein Hochsitz. Wer darf den nutzen, wer in welche Richtung schießen? Das ist nur ein Streitpunkt in einer jahrelangen Feindschaft zwischen den benachbarten Revierpächtern.
Der eine Jagdpächter lädt häufig Niederländer zur Jagd ein, der andere hat einen Unterpächter, dem vieles nicht gefällt, was die Nachbarn da so treiben. Böse Worte, wie "den werde ich an den Hochsitz nageln", sind schon gefallen. Doch der Vorfall am 10. März dieses Jahres, geschehen an der Grenze der beiden Reviere, könnte einen der Kontrahenten teuer zu stehen kommen, falls das Gericht ihn schuldig spricht. Der Unterpächter, ein 58-jähriger Winzer, soll laut Anklage zu einem Niederländer, der von besagtem Hochsitz Wildschweine schießen wollte, gesagt haben: "Wenn du hier noch einmal auf die Jagd kommst, schieße ich dich tot." Der 51-jährige Niederländer, dessen Aussagen von einer Dolmetscherin übersetzt werden mussten, ist sich ganz sicher, dass diese Worte gefallen sind. Und er behauptet, der Moselaner habe gleichzeitig zu der auf seinem Beifahrersitz deponierten Jagdwaffe gegriffen. Zitat: "Die rechte Hand bewegte sich Richtung Waffe." Er sei aber dann schnell wieder auf den Hochsitz geklettert, der andere sei weggefahren.
Der Angeklagte schilderte dem Gericht eine komplett andere Version des Vorfalls: An besagtem Tag fuhr er in den Wald, um den Grenzweg zu kontrollieren und sah unweit des Hochsitzes große Mengen Mais und viele Brötchen. Zum Anfüttern der Wildschweine (Kirren) sei aber nur ein Kilo Mais zulässig, deshalb habe er die Stelle fotografiert. Ein Mann sei vom Hochsitz gestiegen. Es habe einen kurzen Wortwechsel gegeben, dann sei er weggefahren. Der Angeklagte sagte weiter, in seinem Auto habe sich keine Waffe befunden. Außerdem habe der Mann vom Hochsitz nicht wie der Niederländer ausgesehen. "Der hatte keine Glatze und war kleiner."
Aussage steht gegen Aussage. Das Gericht will, um den Vorfall zu klären, weitere Zeugen laden - auch um die Glaubwürdigkeit des Angeklagten und des Niederländers zu überprüfen. Erscheinen sollen beim nächsten Termin am 12. August unter anderem der Vorsitzende der Jagdgenossenschaft, der Ortsbürgermeister, ein weiterer Polizist und ein Zeuge, der laut Verteidigung eventuell bestätigen könne, dass der Angeklagte an dem Tag keine Waffe bei sich hatte.
Der Staatsanwalt schüttelte wegen der Streitigkeiten mehrmals den Kopf und meinte: "Das sind doch alles erwachsene Menschen. Am Ende der Verhandlung muss der Streit beendet sein. Die Gemeinde muss ebenfalls überlegen, wie sie diesen unmöglichen Zustand abstellen kann."

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