Zu Besuch beim Bundeskanzler

MARING-NOVIAND. Es ist fast wie ein Sechser im Lotto: Vier Sternsinger von der Mittelmosel vertreten das Bistum Trier am Dienstag beim traditionellen Empfang bei Bundeskanzler Gerhard Schröder.

"Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin." Den Schlachtruf der Fußballfans, deren Teams sich für das DFB-Pokalfinale qualifizieren, haben Kaspar (Verena Gorges), Melchior (Tanja Coen), Balthasar (Sarah Reinert) und der Sternträger (Valentin Bastgen) nicht im Repertoire. Gleichwohl steigen die Sternsinger aus Noviand, Osann, Monzel und Kesten heute, Montag, um 8.36 Uhr in einen Zug, der sie nach Berlin bringt. Dort werden sie am Dienstag im politischen Allerheiligsten erwartet: im Bundeskanzleramt. Und sie kommen nicht nur zur Besichtigung, sondern werden vom Hausherren, Bundeskanzler Gerhard Schröder, persönlich empfangen.Das Preisrätsel brachte Glück

Das Quartett gehört zur Pfarreiengemeinschaft Osann-Monzel, Maring-Noviand, Kesten. Circa 50 Mädchen und Jungen aus dieser Gemeinschaft beteiligten sich in diesem Jahr am Sternsinger-Wettbewerb und fanden beim Preisrätsel den richtigen Spruch: "Kinderrechte weltweit." Und sie hatten das nötige Glück. Das Los fiel auf ihre Pfarreiengemeinschaft. Der Lohn: ein Empfang beim Bundeskanzler. Mit weiteren 104 Sternsingern aus den anderen 26 deutschen Bistümern werden sie Gerhard Schröder das Motto der neuen Aktion vorstellen: "Kinder haben eine Stimme - dek mii sitti riak rong", heißt das aus Thailand stammende Leitwort. Wer von den Kindern aus Maring-Noviand, Osann, Monzel und Kesten mitfahren darf, entschied das Los. Klar war nur, dass aus jedem Ort jeweils ein Sternsinger auf die Reise geht. "Ich habe erwartet, dass das Los auf mich fällt. Ich habe bei so etwas immer Glück", erzählt Valentin Bastgen aus Kesten, mit neun Jahren der Jüngste im Bunde. Die 13-jährige Sarah Reinert aus Monzel freut sich genau wie ihre Mitstreiter auf die Sehenswürdigkeiten der Hauptstadt und natürlich auf den Besuch beim Bundeskanzler. "Berlin ist was Besonderes", pflichtet die gleichaltrige Tanja Coen aus Osann bei. Verena Gorges (Noviand) hätte sogar richtig Geld verdienen können. "Mein 14-jähriger Bruder hat mir 150 Euro geboten, wenn er für mich fahren darf", sagt sie. Das war aber kein Thema für die Elfjährige. Angenehmer Nebeneffekt für die vier Auserwählten: Sie haben drei Tage schulfrei. Begleitet wird das Quartett von Gemeindereferentin Wilma Ney. Sie ist für die Kinder- und Jugendarbeit zuständig - und damit für die etwa 140 Messdiener, aus denen sich zum großen Teil die Sternsinger rekrutieren. "Ich war schon perplex, als ich den Brief las", berichtet sie von dem Moment, als ihr die Nachricht vom Gewinn ins Büro flatterte. Auch Pastor Matthias Veit freut sich über den Lohn für die engagierte Jugendarbeit in der Pfarreiengemeinschaft. Die "Arbeit" beginnt für die Sternsinger aber nicht erst beim Bundeskanzler. Während der Bahnfahrt werden sie die übrigen Reisenden mit Liedern erfreuen und natürlich auch die Sammelbüchse kreisen lassen. "Der Zugführer wird das über Lautsprecher bekannt geben", erzählt Wilma Ney. In Berlin bleibt am Dienstagmittag und am Mittwochmorgen auch Zeit für einen Stadtbummel (Brandenburger Tor, Reichstag und Unter den Linden). Wie segensreich die größte Aktion von Kindern für Kinder ist, zeigen Zahlen. In ganz Deutschland wurden bei der Aktion am Jahresbeginn 2004 34 Millionen Euro für Not leidende Kinder in aller Welt gesammelt: ein neuer Rekord.

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