Zu Gast bei Tüftlern und Friemlern

WITTLICH. Die Mitglieder des Plastikmodellbauclubs PMC Mittelmosel bohren und schrauben, kleben und löten, vergleichen und bilden sich weiter. Vor allem denken sie meistens schon an ihr nächstes Flugzeug, Auto, Motorrad, Schiff oder Raumschiff.

 Fachsimpelei unter Modellbau-Freaks: Frisch beim PMC dabei ist Andreas Eibach (links) mit seinen 1:35-Modellen aus Europa und Amerika. Eric Föhr hat sich hingegen auf Motorräder spezialisiert, die, wie er weiß, in aller Regel die Zulassung für deutsche Straßen bekommen würden.TV-Foto: Petra Geisbüsch

Fachsimpelei unter Modellbau-Freaks: Frisch beim PMC dabei ist Andreas Eibach (links) mit seinen 1:35-Modellen aus Europa und Amerika. Eric Föhr hat sich hingegen auf Motorräder spezialisiert, die, wie er weiß, in aller Regel die Zulassung für deutsche Straßen bekommen würden.TV-Foto: Petra Geisbüsch

Sie treffen sich an jedem zweiten Freitag im Monat im Gasthaus Schneck. Zur Zeit sind sie nur acht "echte" Mitglieder beim PMC, aber zu jedem Termin kommen Interessenten, die meistens irgendwann beitreten. Denn für jeden kommt der Zeitpunkt, zu dem die Eigenbrötelei im stillen Kämmerlein einen nicht mehr weiterbringt. Das wissen alle aus Erfahrung. Und dann gibt es noch die Nietenzähler

Der eine baut Science-Fiction-Objekte, der andere Motorräder, ein dritter Panzer, Trucks oder Flugzeugträger. "Und dann gibt es da die Fraktion der ,Nietenzähler'", knipst Eric Föhr seinem Vereinskollegen Christian Gerard ein Auge, der mit seiner Vorliebe für Flieger zweifellos zu eben jenen gehört, bei denen neben aller Geduld nicht Fantasie und Kreativität, sondern die absolute Genauigkeit die größte Rolle spielen. Zumindest dann, wenn sie auf Wettbewerben hohe Punktzahlen einheimsen möchten: Hier sitzen ehemalige Piloten in der Jury, die bis ins kleinste Detail eine 1:1-Nachbildung ihrer geliebten Flugzeuge sehen wollen. Anders verhält es sich bei den vornehmlich amerikanischen Trucks, an denen LKW-Fahrer Peter Zehren einen Narren gefressen hat. Schwer bis gar nicht mehr zu bekommen sind seine Bausätze. Meist findet er mal einen vergessenen in der hintersten Ecke eines Kinderspielzeuggeschäftes, und auch dann passt nicht alles so, wie es soll. Doch das heizt Zehrens Kreativität erst richtig an: Dann wird die Motorhaube verkleinert und zurechtgebogen, bis sie sitzt, das Trittbrett schneidet er aus dem Spritzschutz einer Bratpfanne heraus, Büroklammern werden zu Rückspiegeln. Selbst Schneeketten, die verspielte Naturen tatsächlich aufziehen können, kriegt der Friemler hin, wenn er es sich in den Kopf gesetzt hat. Manchmal fluchen diese Tüftler, manchmal weinen sie fast, aber sie bleiben alle über Jahrzehnte ihrem Hobby treu. Bestes Beispiel dafür ist Gründungsmitglied Ingo Weber, der Methusalem der Runde, der mit seiner Messerschmitt BF 109 E 4 den dritten Platz bei der deutschen Plastikmodellbau-Clubmeisterschaft belegt hatte, den der damals frisch gegründete Verein 1989 in der Mosellandhalle organisierte. "Als ich in den 60er-Jahren anfing, hab ich mir noch Modelle aus Holz geschnitzt!", lacht er, und die Farbe hat er mit Pinseln aufgetragen. Da war noch nichts mit Airbrush, nichts mit vorgeätzten Platinen. Doch irgendwann wollte Weber, dessen Steckenpferd Flugzeuge aus dem 2. Weltkrieg wurden, handwerklich weiterkommen, und dabei hilft ihm die Fachsimpelei mit Gleichgesinnten sehr. In unregelmäßigen Abständen fahren sie gemeinsam zu Messen und Ausstellungen, pflegen Kontakte zu befreundeten Clubs in Belgien, Luxemburg und den Niederlanden. Im Oktober 2006 geriet eine Fachausstellung in der Berufsbildenden Schule zum Riesenerfolg. Volle Regale und Vitrinen

Reinhold Moseler liebt japanische Schiffe und Flugzeuge, Markus Lenertz begann mit Star-Wars-Objekten und geht allmählich über zu Flugzeugen, Andreas Eibach baut moderne Militärobjekte und seine Frau Romina "alles das, was Andreas nicht mehr bauen will". So hat jeder seine eigene Richtung, und schweren Herzens wird inzwischen manchmal sogar etwas verkauft. "Allein schon aus Platzgründen", grinst der Vorsitzende Olaf Lejeune, "wir können ja schlecht die Familie rausschmeißen." Ansonsten stehen bei allen die Regale und Vitrinen voll. Denn das ist für viele das Schönste an ihrem Hobby: Dass sie sich noch Jahre später über jedes Modell freuen können, das sie einmal gebaut haben.

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