Zu Tisch im alten Missionshaus - Gastronomieprojekt in St. Paul bei Wittlich ist umgesetzt

Wittlich. · Der große Klosterbau der Steyler Missionare hat dem alten Missionshaus von St. Paul optisch jahrzehntelang die Schau gestohlen. Jetzt soll das kleinere aber gleichwohl markante Gebäude punkten: Für zwei Millionen Euro ist es zu einem Restaurant mit Biergarten umfunktioniert worden. Der Betrieb soll jetzt langsam anlaufen.

Zu Tisch im alten Missionshaus - Gastronomieprojekt in St. Paul bei Wittlich ist umgesetzt
Foto: Sonja Sünnen

Es war einmal ein Mehrgenerationendorf. Jung und Alt erprobten eine neue Art von Zusammenleben. Dazu gehört auch das Ausgehen mittendrin, in ein Ausflugslokal, ein Brauhaus mit Biergarten. Das war einmal die Vision. Und die hatte vor fast zehn Jahren Hans-Jürgen Lichter. Als Vertreter der Hofgut Kloster Machern AG stellte er sie nicht nur der Lokalpolitik sondern auch Bürgern vor, die sich von Beginn an für die Zukunft des ehemaligen Geländes der Steyler Missionare interessierten, nachdem bekannt geworden war, dass die ihren großen Immobilienbesitz verkaufen wollen. Auch Ärztehaus nebst Klinik für traditionelle Chinesische Medizin sollten entstehen oder ein Sternehotel für Wellness-Suchende. Es kam anders.

Biergarten am Wäldchen

Aber eine Idee, die von Anfang an als beliebter Baustein des Großprojekts St. Paul galt, ist nun neben dem Seniorenheim, den Mehr- und Einfamilien- und Mehrgenerationenhäusern und so weiter real geworden: Das alte Missionshaus - direkt hinter dem auffälligen Klostergebäude, das zum Wahrzeichen der Anlage geworden ist und selbst noch umgebaut wird - ist jetzt ein Restaurant mit Biergarten.

Ein riesiges Ausflugslokal für Busladungen voller Gäste, wie in Kloster Machern, ist es nicht geworden. Diese Pläne wurden ad acta gelegt. Thorsten Manikowski kennt sie noch. Im siebten Jahr kümmert er sich nun um das Areal. Er ist unter anderem Geschäftsführer der Immobiliengesellschaft St. Paul Wittlich und einer von drei Geschäftsführern der Seniorenresidenz St. Paul der Creatio Management- und Beratungsgesellschaft mit Sitz im Pölich. Zu Creatio gehören noch die Seniorenresidenzen St. Paul plus zwei weitere in Pölich und Schweich. Und zur Creatio Dachgesellschaft gehört die Lingas GmbH. Der Caterer kümmert sich unter anderem um die Verpflegung der drei zu Creatio gehörenden Seniorenheime: Das sind mehr als 400 Mahlzeiten am Tag. "Wir wollten ein einheitliches Konzept für alle drei Häuser. Hier in St. Paul hatten wir dann die Möglichkeit, am alten Missionshaus eine Großküche einzurichten", sagt Torsten Manikowsi. "Die Lage ist logistisch und strategisch in der Mitte unserer Anfahrtspunkte", sagt Robert Dostert, Geschäftsführer von Lingas, der nun eben auch durch das Restaurant mit regionaler Küche und dem Biergarten eine Gastronomie für jedermann im Portfolio hat.

Dafür wurden nach eigenen Angaben zwei Millionen Euro in die Sanierung (teils nach Denkmalschutzvorgaben, obgleich sich später herausstellte, dass es sich nicht um ein Denkmal handelt), in die neue Großküche und in die Einrichtung investiert.

Auf der Terrasse am Wäldchen stehen Stühle, Bänke, Tische für bis zu 80 Menschen. Drinnen in Hauptgastraum, Kaminzimmer und "Stammtischraum" ist Platz für 90 Gäste. Die ersten haben bereits Platz genommen: Seit Mitte der Woche läuft die "stille" Eröffnung. "Wir wollten den Druck rausnehmen. So kann sich etwa beim Personal das neue Team einspielen. Nach der EM machen wir das dann ganz offiziell", sagt Robert Dostert und zeigt die verschiedenen Karten. Eine für draußen mit allem vom Schnitzel bis zum Missionshausburger, eine Zusatzkarte, auf der auch Spezialitäten wie das Iberico-Schweinerücken-Steak zu finden ist. Und viel Regionales, auch fürs Glas: Naturgemäß sind alle Wittlicher Winzer vertreten, aber auch andere Produkte vom gerösteten Kaffee bis zum Viez kommen aus der Region. Bierchen gibt's auch, auch ganz modern als Craft-Bier. Fußball gibt's nicht. Kneipen dafür gibt's woanders.

Thorsten Manikowski hofft, dass sich die Investition, auch die Rücksicht auf die eigenwillige Architektur, lohnt. "So würde man ja nie neu bauen. Aber wir wollten den Charme des alten Gebäudes dann doch erhalten. Das passt zur besonderen Lage." So thront noch ein Mini-Dach über allem, in dem einst eine Glocke hing.

Dass die Eröffnung tatsächlich nicht an die große Glocke gehängt wird, macht eine Nachfrage klar: Christiane Lenz spaziert gerade am Rand des Wohngebietes. Die Wittlicherin hat in St. Paul ein Einfamilienhaus bezogen und schätzt die ruhige, doch zentrale Lage, wie sie sagt. Dass sie ein paar Meter weiter schon ausgehen kann, weiß sie noch gar nicht: "Oh, dann müssen wir mal gucken. Das finden wir auf jeden Fall gut."

Nach dem Verkauf ihrer Immobilien 2007 blieb von den Steyler Missionaren Pater Franz-Josef Janicki als "Rektor Ecclesiae" der Kirche, die 2010 Autobahn- und 2013 Radwegekirche wurde. Am 1. Juli wird Pater Janicki 82 Jahre. Er wird am 10. Juli in einem Festgottestdienst um 10.30 Uhr verabschiedet, um dann ins Mutterkloster der Steyler nahe Venlo zu gehen. Gleichzeitig wird sein Nachfolger Pater Ralf Huning vorgestellt. Er ist Jahrgang 1967 und lebte 1989 bis 1990 als Novize in St. Paul. Er hatte einen Missionseinsatz in Nicaragua und arbeitete in Erwachsenenbildung und Bibelpastoral und als Pfarrer in einer Hamburger Stadtrandgemeinde. sos

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