Zu viel Durcheinander schreckt die Gäste ab

Traben-Trarbach. · Vor der Fusion der Verbandsgemeinden Traben-Trarbach und Kröv-Bausendorf gingen beide Kommunen mit unterschiedlichen Urlaubsangeboten auf den Markt. Das hat sich auch nicht geändert. Am 15. Dezember soll der erste Schritt zu mehr Effektivität gemacht werden. Doch das ist eine Herausforderung.

Zu viel Durcheinander schreckt die Gäste ab
Foto: Clemens Beckmann

Wer die Zahlen liest, erkennt sofort die Bedeutung dieses Wirtschaftszweiges. Im Jahr 2015 wurden in der Verbandsgemeinde Traben-Trarbach 784?295 Übernachtungen gezählt. Die Zahl der gemeldeten Gäste lag bei 254?977. Seit 2010 ist bei den Übernachtungen ein Rückgang zu verzeichnen, obwohl die Zahl der Gäste leicht angestiegen ist. 2010 existierten noch die Verbandsgemeinden Traben-Trarbach und die VG Kröv-Bausendorf. Mitte 2014 kam es zur Fusion.

Das war auch das Zeichen, den Tourismus auf neue und breitere Füße zu stellen. Die Notwendigkeit dazu sei schnell erkannt worden, sagt Frank Koch, Büroleiter der VG-Verwaltung und unter anderem auch für diesen Wirtschaftszweig zuständig. Bürgermeister Marcus Heintel drückt es so aus: "Wir haben ein bisschen Durcheinander, was den Tourismus angeht." Bisher gehen die beiden ehemaligen Kommunen in diesem Bereich weiterhin eher getrennte Wege. So gibt es noch zwei Webseiten mit unterschiedlichem Gebietszuschnitt. Riesig groß und damit eher unübersichtlich ist das Angebot an Informationsmaterial.

Doch das soll sich ändern. Der Tourismus- und Heilbäderverband Rheinland-Pfalz hat ein Verfahren zur Entwicklung von Touristischen Service Centern (TSC) in Gang gesetzt. Die VG Traben-Trarbach hat sich an dem Wettbewerb beteiligt und auch einen Zuschlag bekommen. Der sichert ihr die Unterstützung von Project M, einer Trierer Unternehmensberatung für die Tourismus- und Freizeitbranche. Project M spricht selbst von einer "Herausforderung". Neben strukturellen Anpassungen gehe es darum, einen neuen touristischen Namen für die Region zu finden, mit dem sich alle Ortsgemeinden und die Stadt Traben-Trarbach identifizieren können. Bisher fehle die Wahrnehmung als Einheit, was in der Außendarstellung problematisch sei.

Das Ziel: Der Tourismus in der VG soll in Zukunft nur durch eine Organisation repräsentiert werden. Dazu soll ein Zweckverband gegründet werden. Dem sollen auf jeden Fall die VG, die Stadt Traben-Trarbach sowie die Ortsgemeinden Kröv, Enkirch, Reil, Burg und Kinheim angehören. Allen weiteren Orten stehe der Beitritt ebenfalls offen.

Sie sind, so Project M, aber auch durch die Verbandsgemeinde vertreten. Nicht gerüttelt werden soll am Bestand der örtlichen Touristinfos. Doch die großen Aufgaben, auch die Organisation der großen Feste und Veranstaltungen sollen über kurz oder lang von einer Stelle aus gemanagt werden. Doppelarbeiten sollen der Vergangenheit angehören. "Wir brauchen klare Zuständigkeiten", sagt Bürgermeister Heintel. Vor Ort ist auch eine Lenkungsgruppe aktiv. Ihr gehören unter anderem Vertreter von VG und Stadt, von Project M, von der Industrie- und Handelskammer und vom Hotel- und Gaststättenverband an. Es hat zudem schon vier Workshops gegeben, bei denen jeweils 30 Personen zusammenkamen.

Über den Ablauf ist man sich vor Ort noch nicht einig. Hotelier Rolf Pohl, Mitglied der Lenkungsgruppe, spricht von einem "drängenden Thema" und mahnt zur Eile. Artur Greis, Ortsbürgermeister von Reil und VG-Beigeordneter sagt: "Ich tue mich schwer damit, bevor der Ortsgemeinderat darüber gesprochen hat." Es gebe noch viele offene Fragen.

An der kommunalen Basis werde natürlich darüber gesprochen, betonen Heintel und Frank Koch. Am 15. Dezember soll aber erst einmal der VG-Rat einen Grundsatzbeschluss fassen: "Wenn wir vorher über die Dörfer gezogen wären, hätten wir lauter verschiedene Meinungen", glaubt Koch. Marcus Heintel geht davon aus, dass man sich in Schritten dem Ziel nähern werde. Noch ein paar Zahlen: 2014 investierten die VG, die Stadt Traben-Trarbach und die Orte 1,761 Millionen Euro in den Tourismus. Diese Summe soll sich auch nicht erhöhen. An Einnahmen werden 1,469 Millionen Euro erwartet. 2014 waren es 1,417 Millionen Euro.

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