Zu viele Mitarbeiter für nur ein Rathaus

Traben-Trarbach/Kröv · Wo soll der Hauptort der vom Land geplanten neuen Mosel-Verbandsgemeinde sein? Sowohl in Kröv als auch in Traben-Trarbach würde der Platz für alle Mitarbeiter nicht reichen. In der Brückenstadt ließen sich nach Auskunft des Bürgermeisters zeitnah neue Büros dazubauen.

Traben-Trarbach/Kröv. Bei den Verbandsgemeinden Manderscheid und Wittlich-Land ist die Sache eindeutig. Die Verwaltung der neuen VG, die aus den bisher eigenständigen Teilen gebildet werden soll, hat ihre Zentrale in der Kreisstadt. Das war schon so, als beide Seiten eine freiwillige Fusion anstrebten, und ist auch nach Auskunft des Mainzer Innenministeriums im Fall der vom Land gewünschten Zwangsfusion der Fall. Anders sieht die Sache möglicherweise bei dem vom Ministerium verordneten Zusammengehen der Verbandsgemeinden Traben-Trarbach und Kröv-Bausendorf aus. Ministeriumssprecher Christoph Gehring sagt: "Für den Verwaltungssitz einer aus den Verbandsgemeinden Kröv-Bausendorf und Traben-Trarbach gebildeten neuen Verbandsgemeinde bedarf es noch weiterer Erörterungen und Abwägungen."Neun Häuser für Erweiterung

Fest steht, dass beide Verbandsgemeinden auf einer Liste von Verwaltungseinheiten stehen, die nach Ansicht des Landes in der heutigen Form keine Zukunft haben. Fest steht auch, dass unter den heutigen Voraussetzungen zu wenig Büroflächen da sind, um alle Mitarbeiter an einem Standort unterbringen zu können. In Traben-Trarbach sind 58 Menschen bei der Verwaltung beschäftigt. Neben den Mitarbeitern der Moseltherme gibt es 36 Mitarbeiter der VG-Verwaltung am Standort Am Markt und elf Mitarbeiter der Werke in der Brückenstraße. Bereits vor einigen Jahren hatte die VG neun Häuser gekauft, um am Standort der Verwaltung einen Erweiterungsbau zu errichten. Dort wäre auch Platz für einen Neubau, um die Mitarbeiter beider Verwaltungen unterzubringen. Doch bis dahin ist ein Stück zu gehen. Ulrich K. Weisgerber, Bürgermeister der VG Traben-Trarbach, sagt: "Für eine gegebenenfalls erforderliche Anpassung der Büroflächen existieren mehrere Handlungsalternativen." Diese könnten nach einer Entscheidung der zuständigen Vertretungskörperschaften jeweils kurzfristig umgesetzt werden. Weisgerbers Bürgermeister-Kollege Otto-Maria Bastgen will sich an der Frage nach einem Standort einer gemeinsamen Verwaltung hingegen nicht beteiligen, da er weiterhin an der Eigenständigkeit seiner Verbandsgemeinde festhält. Bastgen stellt fest, dass das Verwaltungsgebäude in Kröv im Jahr 2008 für 3,5 Millionen Euro saniert worden sei und ausreichend Platz für die laut Internet-Präsenz 29 Mitarbeiter von VG (23 Mitarbeiter) und VG-Werken (sechs Mitarbeiter) biete. Weitere Kapazitäten seien in Kröv nicht vorhanden.Meinung

Gefühle keine guten RatgeberIm ersten Schritt kostet die Fusion der Verbandsgemeinden Geld - viel Geld. Denn nach dem Zusammenschluss der bisher autonom funktionierenden Verwaltungseinheiten wird es nicht nur in Traben-Trarbach und Kröv an Platz mangeln, um alle Mitarbeiter an einem Ort unterzubringen. Deshalb wird auf der einen Seite in Büros investiert werden, während an anderer Stelle Räume leer stehen. Und trotz der oft engen Besetzung in den Verwaltungen wird sich zeigen, dass unter dem Strich weniger Mitarbeiter gebraucht werden. Ginge es rein nach objektiven Gesichtspunkten, wäre für die Kröv-Bausendorfer und Traben-Trarbacher nun der Zeitpunkt gekommen, gemeinsam nach einer Lösung der Raumfrage zu suchen. Beispielsweise könnten die Werke in Kröv zusammengefasst werden, während der Rest der Verwaltung in der Brückenstadt konzentriert wird. Doch zu solch einer Lösung, bei der beide Seiten etwas gewinnen können, wird es wohl nicht kommen. Denn bei den Zwangsfusionen geht es oftmals um Emotionen und subjektive Empfindungen. Das sind keine guten Ratgeber, wenn es um neue Verwaltungsstrukturen geht. h.jansen@volksfreund.deExtra

Wo die fusionierten Verbandsgemeinden ihren Hauptort haben, wird vom Landtag in den entsprechenden Gesetzen festgelegt. Ein Aspekt dabei sind raumordnerische Belange. Kröv hat rund 2200 Einwohner, eine Grundschule und einen Kindergarten und im Landesentwicklungsplan genauso wie Manderscheid und Morbach die Bedeutung eines Grundzentrums im ländlichen Raum. Die Stadt Traben-Trarbach hat rund 5800 Einwohner. Sie beherbergt Kindergarten, Grundschule, Realschule plus und ein Gymnasium. So wie Zell und Bitburg hat sie die Funktion eines Mittelzentrums. Bei der Entscheidung für den Verwaltungssitz sollen laut Innenministerium auch Ergebnisse von Gesprächen zwischen den beteiligten Kommunen über den Verwaltungssitz in die Abwägung einfließen. harExtra

Bei einer Zusammenlegung von Verbandsgemeinden muss keiner der Beschäftigten um seinen Job bangen. Alle bisherigen Mitarbeiter werden übernommen. Kurz- und mittelfristig kann es dadurch dazu kommen, dass die neue Verwaltung aufgrund von Synergieeffekten mehr Mitarbeiter hat als in Wirklichkeit gebraucht werden. Dieses Übermaß wird unter anderem dadurch abgebaut, dass frei werdende Stellen nicht neu besetzt werden. Auch die bisherigen Bürgermeister stehen nicht auf der Straße. Sie können sich um das Amt des Bürgermeisters der neuen VG bewerben. Sie haben zudem Anspruch darauf, bis zum Ende ihrer Wahlperiode als hauptamtliche Beigeordnete der neuen VG arbeiten zu können oder erhalten bis zu fünf Jahre lang ein Ruhegehalt in Höhe von 71,75 Prozent der ruhegehaltsfähigen Dienstbezüge aus der Endstufe ihrer Besoldungsgruppe. har

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