Zugpferd Clara Viebig

Die Veranstaltungen zum 150. Geburtstag von Clara Viebig (1860-1952) in Eisenschmitt sind abgeschlossen. Das Clara-Viebig-Zentrum strahlte Atmosphäre aus, Literatur wurde zur wohltuenden Angelegenheit.

 Drei Wochen lang stets lockere Atmosphäre im Clara-Viebig-Zentrum Eisenschmitt wie hier im Publikum bei den Abschlussveranstaltungen im Innenhof. TV-Foto: Gary Retterbush

Drei Wochen lang stets lockere Atmosphäre im Clara-Viebig-Zentrum Eisenschmitt wie hier im Publikum bei den Abschlussveranstaltungen im Innenhof. TV-Foto: Gary Retterbush

Eisenschmitt. Drei Wochen lang haben sie gefeiert, der Förderkreis Kultur und Geschichte Eisenschmitt und seine Gäste aus der Region Trier, Luxemburg und Belgien. Angekündigt waren sechs Lesungen zu Werken und Leben Clara Viebigs, die von durchschnittlich jeweils 85 Zuhörern besucht waren.

Lesungen sind oft trockene Kost. In Eisenschmitt aber wurden sie zu kurzweiligen Stunden.

Am vergangenen Wochenende referierte Linguistikprofessor Hermann Gelhaus. Er bezeichnete Viebig als Dichterin des sozialen Engagements, die sich für die benachteiligten Mitglieder der Gesellschaft literarisch eingesetzt habe. Viebig habe ihren Beitrag zur Emanzipation der Frauen geleistet. Zuvor hatte Gerd Bayer aus dem Roman "Vom Müllerhannes" zitiert und seine Erfahrungen mit den Werken Viebigs den Zuhörern mitgeteilt.

Die drei Wanderungen auf den Spuren Viebigs rund um Eisenschmitt und Manderscheid lockten rund 100 Mitwanderer an. Das Kabarett mit Hubert vom Venn und Jupp Hammerschmidt begeisterte 220 Zuschauer, darunter auch etliche Eisenschmittner. Die Einheimischen kamen anfangs weniger, aber je länger die Feiern dauerten, desto mehr ließen sich die Eisen schmittner blicken. Die Sonderausstellung im Clara-Viebig-Zentrum und die beiden Konzerte des Musikvereins Eisenschmitt zogen weitere Gäste an.

Das kleine Dorf Eisen schmitt mit seinen knapp 400 Einwohnern hat gezeigt, dass ein geballtes kulturelles Programm mit zwölf Veranstaltungen an drei Wochenenden ehrenamtlich und dennoch profihaft bestens organisiert und durchgeführt werden kann. Ortsbürgermeister Georg Fritzsche und seine etwa 25 Helfer, die im Hintergrund wirkten, haben mit viel Liebe und Energie gearbeitet. Das Resümee von Georg Fritzsche: "Schöner konnte es nicht sein, ob Wetter, Besucher oder Referenten und alles, was dazugehört."

Das schönste Lob kommt aus der Bevölkerung: In der Region hat sich herumgesprochen, dass die Viebig-Wochen in Eisenschmitt sowohl vom kulturellen Anspruch als auch von der angenehmen Atmosphäre bei fast allen Veranstaltungen nachhaltige Wirkung entfaltet haben und die Darbietung von Literatur auch für Nicht-Literaten eine wohltuende Sache in lockerer Atmosphäre sein kann.

Der Musikverein Eisen schmitt und sein Dirigent Horst Müller hatten ein überraschendes Musikstück ausgesucht, mit dem der Viebig-Geburtstag feierlich abschloss. Die Blaskapelle intonierte das Lied "Lilli Marleen", das in den 30er Jahren von Lale Andersen und im Zweiten Weltkrieg von Marlene Dietrich gesungen wurde. Der Text dazu stammt von einem Zeitgenossen Viebigs, dem Dichter Hans Leip (1893-1983), den er bereits 1915 verfasst hatte.

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