Zukunftsinvestition

Dieser Tage ging es in einem Gespräch um die immer stärker auffallende Verwahrlosung von Kindern. Neben der wirtschaftlichen, ist zunehmend eine seelische Not spürbar. Der Mensch braucht zum Überleben eine materielle Absicherung, doch sie alleine reicht nicht aus. Notwendig sind auch emotionale Zuwendung und all das, was man mit "geistiger Nahrung" bezeichnen kann (z. B. Literatur, Musik). Es ist ganz offensichtlich, dass politisches Handeln erforderlich ist, um dieser umfassenden Verarmung entgegenzuwirken. Darüber hinaus stellt sich mir die Frage, was wir Christen der seelischen Verwahrlosung entgegenzusetzen haben? Wo gibt es für uns als Eltern, Großeltern, Erziehende einen Ansatzpunkt? Als Christen bleiben wir immer auch Lernende auf dem Weg, dessen Ziel wir Jesus Christus nennen. Unser Erfahrungsraum ist diese Welt. Wir glauben, dass Gott in der Welt sichtbar und erfahrbar ist. Wenn wir z. B. ganz wach und bewusst die Natur wahrnehmen, oder ein schönes Bild betrachten, spüren wir, dass es hinter dem konkret Sichtbaren eine andere Welt gibt. In solchen Momenten kann eine Zufriedenheit, ein Glück empfunden werden, das uns sagt: Alles, was ist, ist gut. Dieses Sehen lernen mit wachem Blick, das Staunen können, das In-sich-aufnehmen können, ist erlernbar. Die erste Voraussetzung ist denkbar einfach: Die Bereitschaft, eine solche Wirklichkeit für möglich zu halten, sie in Frage kommen zu lassen. Wir brauchen dazu Menschen, die uns aufmerksam machen auf diese Welt hinter der Welt, die Zeit und Ruhe haben, dieses Staunen mit uns zu üben. Meiner Meinung nach ist es unsere Aufgabe, Zeit und Muße zu investieren, um diese andere Wirklichkeit selber nicht aus dem Blick zu verlieren. Denn dann können und werden wir dort, wo wir leben und arbeiten, auf diese andere Dimension aufmerksam machen. Es braucht immer wieder unsere Zeit, Muße und Kraft, um das genaue Hinhören, das Betrachten und Staunen mit den uns anvertrauten Kindern und Jugendlichen zu üben. Mit dieser Art "Investition" kann es gelingen, Grundlagen für eine innere Stabilität zu schaffen. Monika Bauer-Stutz Wengerohr

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