Zum Rauchen raus

BERNKASTEL-WITTLICH. Rauchen ist teuer, Rauchen ist ungesund, und Rauch stinkt zum Himmel: Argumente genug gegen den blauen Dunst gibt es reichlich. Wie gehen Gaststätten im Kreis mit diesem Problem um?

Wer in einem Restaurationsbetrieb - gleich welcher Art - arbeitet, weiß es: Raucher geraten immer mehr ins Abseits, und das im wahrsten Sinne des Wortes. Wer raucht, geht heute meist verschämt an die Bar oder wird unabhängig von den Launen des Wetters sogar vor die Tür geschickt. Eine schwierige Situation für alle Gastronomen, die sich weder die Klientel der Raucher noch die der Nichtraucher verprellen möchten.Der deutsche Hotel- und Gaststättenverband Dehoga einigte sich im März mit dem Bundesministerium für Gesundheit auf einen mehrjährigen Stufenplan zum freiwilligen Ausbau von Nichtraucherbereichen in der Gastronomie: Speisegaststätten mit über 40 Sitzplätzen oder mehr als 75 Quadratmetern Fläche sollen bis März 2006 mindestens 30 Prozent ihrer Plätze für Nichtraucher vorhalten. Endziel: 2008 sollen mindestens 90 Prozent der Betriebe mindestens die Hälfte ihrer Plätze rauchfrei haben.

Freiwillig in einen anderen Raum

"Schafft die deutsche Gastronomie diese Vorgaben, können wir das drohende gesetzliche Verbot möglicherweise vermeiden", sagt Dieter Kettermann, Dehoga-Kreisvorsitzender und Gastronom aus Bernkastel-Kues. Der gesundheitliche Aspekt sei nicht zu leugnen, weshalb auch Raucher selbst zunehmend einsichtiger würden: Bereits jetzt rauchten viele draußen, in Nebenräumen oder an der Theke. Das "Alte Brauhaus" in Bernkastel-Kues übt eine Art sanften Druck aus: Von den 120 Sitzplätzen im Inneren versucht Kettermann, die Hälfte rauchfrei zu halten - in einem Raum weist ein dezentes Schild darauf hin. Im Sommer bietet die Terrasse uneingeschränkte Möglichkeiten für Raucher. Wobei die Skandinavier, die von zu Hause ein restriktives Rauchverbot kennen, mit großer Selbstverständlichkeit auch bei Wind und Wetter nach draußen gehen.

Wibke Junk vom "Café am Maar" in Meerfeld bittet ihre Übernachtungsgäste, auf dem Balkon zu rauchen. "99 Prozent halten sich daran", berichtet sie. Auch beim Frühstück gibt es hier keine Probleme: Fast alle gehen freiwillig in einen anderen Raum, in dem die Beschäftigten ihnen gerne eine letzte Tasse Kaffee servieren.

Keine Aschenbecher im Frühstücksraum

Ohne Aschenbecher gestaltet Michael Rahn vom Hotel St. Michael in Morbach den Frühstücksraum. Wer rauchen wolle, tue dies an Stehtischen nebenan. Im Restaurant bleibt es bei der alten Regelung: Aschenbecher auf jedem Tisch weisen darauf hin: Hier darf noch geraucht werden. Weil ohnehin immer weniger Menschen rauchten und die, die übrig blieben, immer einsichtiger würden, sei das bei ihm noch nie zum Problem geworden.

Seit zwei Jahren bitten Schildchen auf jedem Frühstückstisch in der Gräffsmühle in Traben-Trarbach darum, zwischen 8 und 10 Uhr nicht zu rauchen. "Stramme Raucher gehen in den Fernsehraum gleich nebenan oder frühstücken einfach später", erzählt Ans van Maris. Auffallend weniger werde jedoch auch ohne Rauchverbot am Mittag und am Abend zur Zigarette gegriffen. Zunehmend fragten ihre Hotelgäste nach den separat angebotenen Nichtraucherzimmern. Sanften Druck üben auch die Altstadtstuben in Wittlich aus. Bei Allergiker Klaus-Peter Daus stehen die Aschenbecher immer noch griffbereit in den Stuben, jedoch nicht mehr auf den Tischen. Deutlich weniger werde seitdem geraucht, beobachtet Daus, der im Obergeschoss eine rauchfreie Gaststube anbietet. Für gute Luft sorgen hochmoderne Lüftungsanlagen, die übrigens die meisten der befragten Gastwirte inzwischen eingebaut haben.

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