Zum Weinfest in die Westmark

Traben-Trarbach · Zahlreiche Touristen machten zwischen 1934 und 1939 mit der Organisation "Kraft durch Freude" (KDF) Urlaub im Moselland. Die Moselurlaubsreisen der Deutschen Arbeitsfront wurden mit der Eisenbahn, Omnibussen oder Schiffen organisiert und waren preisgünstig. Das Ziel bestand darin, das Volk zu stärken und innerhalb des Staates gleichzuschalten.

Traben-Trarbach. Die Deutsche Arbeitsfront (DAF) gründete am 27. November 1933 des Dritten Reiches die NS-Gemeinschaft "Kraft durch Freude" (KDF). Als größter Reiseveranstalter des Deutschen Reiches organisierte das sogenannte "Amt für Reisen, Wandern und Urlaub" viele touristische Angebote für Mitglieder der DAF und NS-Volksgemeinschaft. Von 1934 bis zum Kriegsbeginn im Jahre 1939 reisten insgesamt sieben Millionen KDF-Touristen zu Reisezielen innerhalb des Deutschen Reiches oder ins Ausland.
Stadt- Geschichte(n)


Zu den deutschen KDF-Urlaubszielen zählte auch die Rhein-Mosel-Region, die sich mit ihrer reizvollen Landschaft und ihren Weinbaugebieten schon vor der NS-Zeit als beliebte Urlaubsdestination herausstellte. Im Arbeitsjahr 1936/1937 besuchten über 35 000 KDF-Urlauber die sogenannte ,,Westmark" (Reichsgau Koblenz-Trier).
Im Oktober 1937 kamen viele dieser Touristen zum ersten zentralen Weinfest der Westmark nach Bernkastel-Kues. Die Fahrten zur Mosel wurden in der Regel mit der Eisenbahn, Omnibussen oder Schiffen der RheMoLa (Rhein-Mosel-Lahn Personenschifffahrt) organisiert.
Neben den KDF-Urlaubsfahrten wurden auch Wanderungen und Tagesfahrten zu Ausstellungen oder Sportveranstaltungen, wie dem "Großen Preis von Deutschland" auf dem Nürburgring angeboten.
Die KDF-Reiseprospekte, die jährlich von den einzelnen Verwaltungsbezirken (Reichsgauen) des Deutschen Reiches herausgegeben wurden, beinhalteten stets preisgünstige Angebote für Pauschalreisen zur Mosel. So kostete eine einwöchige Urlaubsreise nach Traben-Trarbach im August 1938 (für KDF-Reisende aus dem Gau Württemberg/Hohenzollern) nur 30,20 Reichsmark. Die Preise dieser Pauschalreisen waren derart niedrig angesetzt, dass die Kosten kaum gedeckt werden konnten. Deshalb mussten viele KDF-Urlaubsveranstaltungen staatlich subventioniert werden. Außerdem arbeitete die Mehrheit der KDf-Mitarbeiter ehrenamtlich.
Das Ziel von "Kraft durch Freude" bestand in erster Linie darin, die Bevölkerung durch Erholung und aktive Freizeitgestaltung zu stärken. Zudem sollte ein Gemeinschaftsgefühl durch die gemeinsame Teilnahme an den Aktivitäten und Projekten der Organisation entstehen. Darüber hinaus sollten die Menschen auch für den angestrebten Krieg körperlich und nervlich gerüstet sein. Als im September 1939 der Zweite Weltkrieg begann, wurden sämtliche Reisetätigkeiten der KDF umgehend eingestellt. Zahlreiche KDF-Reiseunterkünfte fanden von nun an Verwendung als Lazarette. Im Jahre 1942 wurde auch Traben-Trarbach wieder Reserve-Lazarett-Stadt. Dort nutzte die DAF das Mannesmann-Erholungsheim (heutiges Parkschlösschen) sowie das Handwerkerheim als Lazarettstandorte. Die ehemaligen KDF-Ausflugsschiffe der RheMoLa wurden von der Wehrmacht beschlagnahmt und an der Front eingesetzt.
Extra

Bei der Vereinigung Kraft durch Freude (KDF) handelt es sich um eine nationalsozialistische Gemeinschaft des Dritten Reiches, die als politische Organisation in der Deutschen Arbeitsfront integriert war. Sie hatte unter anderem die Aufgabe, die Freizeit der deutschen Bevölkerung so zu gestalten, dass eine Überwachung und Gleichschaltung der Bürger möglich war. Das Ziel der Organisation KDF und dessen Leiter Robert Ley bestand darin, das deutsche Volk leistungsfähig und kriegstauglich zu machen. Die Gemeinschaft betätigte sich auch in den Bereichen Kultur, Sport, Jugend und Volkstum. Darüber hinaus verfolgte sie Projekte, wie den Bau eines "Volkswagens" (KDF-Wagen) sowie die Errichtung von Autobahnen. phi

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