Zum Wohl, Herr Müller-Thurgau

Ganz Fußball-Europa schaut zurzeit nach Österreich und in die Schweiz. Da sich die Samstagskolumne stets mit Wein befasst, meinte ein Kollege, ich sollte doch etwas über die Weine dieser beiden Alpenländer schreiben.

Dazu fällt mir leider nichts ein, denn die Menge an österreichischen und schweizerischen Weinen, die ich in meinem Leben verkostet habe, würde nicht mal eine kleine Milchkanne füllen. Aber zumindest zur Schweiz fällt mir jemand ein, der mit seinem Wirken vor allem den deutschen Weinbau sehr stark beeinflusst hat: Der Botaniker und Önologe Hermann Müller-Thurgau züchtete im Jahr 1882 in Wädenswil eine Rebsorte, die nach ihm benannt wurde. Der Müller-Thurgau, auch als Rivaner bekannt, gehört hierzulande immer noch zu den am meisten angebauten Rebsorten. Leider wurde diese Sorte seit den 60er Jahren allzu oft als Massenträger missbraucht. Erträge von 200 Hektoliter pro Hektar waren seinerzeit keine Seltenheit. Weine aus dieser Sorte standen lange Zeit vor allem im Ausland für das Attribut "süß und billig". Doch diese Zeiten sind so gut wie vorbei. Der Müller-Thurgau wurde verdrängt von Rebsorten wie Dornfelder, Kerner, Weiß- und Grauburgunder und in besseren Lagen vom Riesling. Dabei ist die Sorte viel besser, als ihr Image - wenn er im Ertrag begrenzt wird und in der richtigen Lage steht. Viele Winzer haben das erkannt und bieten ihren Kunden fein schmeckende Rivaner an. Die milde Säure und der leichte Muskatton machen sie zu einem idealen Zechwein. Fazit: Es muss nicht immer Kaviar, sprich Riesling sein.

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