Zum Zug nur mit dem Auto

Salmtal/Klausen · Der Regionalbahnhof Salmtal ist morgens Anlaufpunkt für zahlreiche Pendler. Von hier aus bringt sie der Zug zur Arbeit oder zur Schule. Doch aufs Auto können die Pendler trotzdem nicht verzichten. Denn an Busverbindungen aus den umliegenden Ortschaften fehlt es. Klausen geht dagegen in die Offensive.

Salmtal/Klausen. 250 Fahrgäste nutzen täglich den Zug, der in Salmtal hält. Einige von ihnen haben ihren Wagen auf dem oft voll besetzten Parkplatz des Bahnhofs geparkt oder lassen sich bringen und abholen. Diejenigen, die diese Möglichkeit nicht haben, gucken in die Röhre. Beispielsweise die Pendler aus Klausen. Für sie fährt nämlich nicht einmal ein Bus zum Bahnhof. Daher hat Ortsbürgermeisters Alois Meyer VG-Bürgermeister Christoph Holkenbrink eingeschaltet, der eine Stellungnahme vom Kreis zu der Forderung nach dem Einsatz von Bussen zum Bahnhof Salmtal erbeten hat.
Alois Meyer hat außerdem betroffene Pendler über Facebook und das Mitteilungsblatt aufgerufen, sich bei ihm zu melden. "Es ist ein großes Thema in Klausen", sagt Meyer. Gemeldet haben sich vor allem Arbeitnehmer, die mit dem Zug zur Arbeit nach Luxemburg fahren, und Schüler, die in Wittlich oder Trier zur Schule gehen. Aktuell könnten sie nur den Bus nutzen, der um 7.30 Uhr zur IGS Salmtal fährt. Viel zu spät für Berufspendler.
Mitfahrerbörse geplant


"Wir bräuchten eine Verbindung, bei der die Leute um 6.30 Uhr am Bahnhof wären", erläutert Ortsbürgermeister Alois Meyer die Lage und weist darauf hin, dass am Nachmittag oder Abend kein einziger Bus zurück nach Klausen fährt.
Der Kreis hat in seiner Antwort an die VG, die dem TV vorliegt, wenig Hoffnung gelassen. Aufgrund der defizitären Haushaltssituation gebe es keinen finanziellen Spielraum für neue ÖPNV-Verbindungen, heißt es in dem Schreiben. Die Kreisverwaltung verweist auf ein neues ÖPNV-Konzept, das das Land und die Verkehrsverbünde für das nördliche Rheinland-Pfalz erarbeiten. Bis Ergebnisse vorliegen, will die Kreisverwaltung das Bürgerbegehren aus Klausen auf Eis legen.
So lange will der Ortsbürgermeister nicht warten. "Wir werden versuchen, Einfluss zu nehmen", das stehe fest. "Eine Minimalversorgung mit Bussen muss es geben." Zudem soll eine Mitfahrerbörse eingerichtet werden, erzählt Meyer.
Dabei ist allerdings eher eine Verschärfung der allgemeinen Infrastrukturprobleme auf den Dörfern zu befürchten. Das ist dem Schreiben der Kreisverwaltung zu entnehmen. "Dann muss man eben abseits des ÖPNV Überlegungen anstellen", fordert Meyer auf, über Alternativen nachzudenken.
Kleinere Fahrzeuge statt großer Busse und ehrenamtliche Fahrer könnten Teil der Lösung sein. Meyer verweist auf die Idee der Bürgerbusse oder Ruftaxis. Die Klausener geben sich jedenfalls nicht mit der negativen Antwort zufrieden. "Was nützt uns der beste Bahnhof, wenn wir keine Verbindung dahin haben?" Alois Meyer appelliert: "Die Dörfer dürfen nicht abgehängt werden."Extra

Im Landkreis Bernkastel-Wittlich werden sämtliche ÖPNV-Leistungen eigenwirtschaftlich von Verkehrsunternehmen erbracht. Deren wirtschaftliche Situation wird durch die demografische Entwicklung verschärft, denn weniger Schüler bedeuten weniger Einnahmen, wobei das Verkehrsangebot in seinem Umfang nahezu erhalten bleiben muss. Durch die Einrichtung der Ganztagsschulen kamen sogar weitere Linienfahrten hinzu. Noch mehr zusätzliche Verkehrsangebote einzurichten, ließe die Unternehmen an ihre wirtschaftlichen Grenzen stoßen, heißt es in einer Stellungnahme der Kreisverwaltung. Selbst das bestehende Angebot scheint in Gefahr, schreibt die Kreisverwaltung Bernkastel-Wittlich bezogen auf den Bereich nördliches Rheinland-Pfalz: "Um das derzeitige ÖPNV-Angebot auch weiterhin erhalten zu können, sind erhebliche finanzielle Mittel notwendig, die den Aufgabenträgern, also den Landkreisen und kreisfreien Städten aufgrund ihrer defizitären Haushalte nicht zur Verfügung stehen." Land und Verkehrsverbünde haben begonnen, ein neues ÖPNV-Konzept zu entwickeln. Ob es Erfolg verspricht und finanzierbar ist, könne noch nicht beurteilt werden, so die Kreisverwaltung. sys

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