Zur Mahnung: Sie geben Opfern eine Stimme

Wittlich · Internationale Gesellschaft für Menschenrechte, IGFM, will mit einer Vortragsveranstaltung über Völkermord informieren. Zwei Betroffene schildern in der Synagoge ihre Erlebnisse und setzen sich so unter anderem für die Aufarbeitung der Verbrechen ein.

Wittlich. Mit einem Augenzeugenbericht über den Völkermord in Prijedor, Bosnien und Herzegowina und einer Lesung aus dem Buch "Mama, hier gibt es Licht" von Mirveta Mrkalj-Durben in der Synagoge wollte die IGFM in Wittlich über Unrecht informieren. Die Synagoge in Wittlich habe er bewusst gewählt, als er die Idee für die Veranstaltung hatte, sagte Bürgermeister Joachim Rodenkirch in seiner Begrüßung und erinnerte an den Völkermord an der jüdischen Bevölkerung in der Nazizeit in Deutschland. Die beiden Betroffenen Mirsad Duratovic und Mirveta Mrkalj-Durben hätten den Genozid im Jahre 1992 in Prijedor/Bosnien nur knapp überlebt. Dies alles habe vor den Augen der Weltöffentlichkeit stattgefunden. Die beiden Augenzeugen schilderten ihre grausamen Erlebnisse abwechselnd. Mirsad Duratovic, Präsident des Vereins Prijedor 92, der sich heute für die Aufarbeitung der Verbrechen und die Entdeckung der Massengräber einsetzt, schilderte seine dramatischen Erlebnisse, als serbische Milizen und Polizisten sein Dorf überfielen und viele seiner engsten Familienangehörigen, darunter seinen 15-jährigen Bruder, ermordet wurden. Er berichtete aber auch über seine Arbeit heute, Massengräber aufzuspüren, die Opfer würdevoll zu bestatten und ihrer zu gedenken.Brief geht unter die Haut

Die Autorin Mirveta Mrkalj-Durben las zwischendurch Passagen aus ihrem Buch "Mama, hier gibt es Licht", das sie geschrieben hat, um den Opfern eine Stimme zu geben. Vor allem ihr letzter fiktiver Brief an den ermordeten Ehemann ging unter die Haut. Sie hatte den Brief einen Tag vor dessen Beerdigung viele Jahre nach dem Genozid, als man seinen Leichnam in einem Massengrab entdeckte, geschrieben. Sie drückte es so aus: An dem Tag sei ihre Trauer volljährig geworden. Die Anwesenden hörten gebannt und betroffen zu und konnten nach der Veranstaltung mit den Augenzeugen ins Gespräch kommen. Dass Mirsad Duratovic und Mirveta Mrkalj-Durben trotz der erschütternden Erlebnisse so positiv und stark wirken, war für viele Zuhörer bemerkenswert. Die Ehrenvorsitzende der IGFM, Katrin Bornmüller, berichtete von ihrem Besuch in Bosnien und kritisierte, dass es bis heute kein offizielles Mahnmal für die bosnischen und kroatischen Opfer des Völkermordes gäbe. Zum Abschluss machte IGFM-Vorstandsmitglied Carmen Jondral-Schuler auf den aktuellen Genozid an der Religionsgemeinschaft der Jesiden, Christen und anderer Minderheiten in Syrien und dem Irak aufmerksam und bat um Unterstützung für eine Petition für Kriegsverbrechertribunal gegen den IS, den die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte als weltweite Kampagne initiiert hat. Die unterschriebenen Petitionen sollen am 1. September 2016, dem weltweiten Antikriegstag, in Genf an die Vereinten Nationen übergeben werden. Weitere Informationen unterigfm.de

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