Zwei Kreisel für eine sichere Friedrichstraße

Wittlich · Die Friedrichstraße ist eine von Wittlichs Hauptverkehrsadern: breit wie eine Allee und ein gefährliches Pflaster. Sechs Verletzte, davon vier Radfahrer, gab es in den vergangenen drei Jahren. 2010 krachte es laut Polizeistatistik rund 70 Mal. Es drängt sich die Frage auf: Wie kann man die Straße sicherer machen? Die Stadtverwaltung hat eine Idee.

 Für Radfahrer ist die Friedrichstraße ein gefährliches Pflaster.

Für Radfahrer ist die Friedrichstraße ein gefährliches Pflaster.

Foto: Klaus Kimmling

Wittlich. Exklusiv in die Schublade der Planer blicken, das durften die Wittlicher in der Einwohnerversammlung. Und in der Schublage lag schon einiges drin: eine Art Konzept, wie man einerseits die Sicherheit in der Friedrichstraße erhöhen kann und andererseits den Verkehr fließen lässt. Dazu sagte der Leiter der Stadtwerke, Lothar Schaefer: "Die Frage ist: Ist das machbar?"
Was wäre also, wenn im Bereich der Friedrichstraße das Linksabbiegen verboten würde? Was wäre, wenn man dazu je einen Kreisverkehr in den bisherigen Kreuzungsbereich Oberer Sehlemet und zum Rollkopf bauen würde?
Ampel würde wegfallen


Dann hätte man ein leistungsfähiges System, es gäbe weniger Unfälle, es würde langsamer gefahren. Davon sind die Planer überzeugt. Die haben nämlich in der Eifel eine Straße gefunden, die ihrer Ansicht nach mit der Friedrichstraße vergleichbar ist: Es ist die Sarresdorfer Straße in Gerolstein, und da klappe alles wunderbar mit zwei Kreiseln und einem Linksabbiegeverbot.
Die Wittlicher, die die Zukunftsidee auf einer Computergrafik erstmals zu sehen bekommen, sind zum Teil verblüfft. In der Einwohnerversammlung heben sie ihre Finger, zeigen auf die Grafik und versuchen so die Streckenführung zu begreifen: "Wohin darf ich fahren und wohin nicht?" Die Köpfe werden zusammengesteckt, mit dem Nachbarn wird leise gemurmelt, was das alles wohl für Folgen haben könnte. Planer Thomas Pitsch vom Büro Max und Reihsner erklärt, was zu sehen ist. Er sagt zur Ist-Situation: "Die Straße ist im Querschnitt 15 Meter breit, die Fahrbahn 7,50 Meter. Die Radfahrer haben einen Meter inklusive Bordstein, die Gehwege haben im Durchschnitt 1,75 Meter." Vieles kranke an der breiten Fahrbahn. Sie gebe den Radfahrern das Signal: Hier kannst du dich sicher fühlen. Tatsächlich werde es oft gefährlich eng, hinzu kämen die Unebenheiten.
Angedacht sei, die Fahrbahn auf sechs Meter zu verschmälern und einen kombinierten Geh- und Radweg anzulegen, den zum Teil Parkstreifen von der Straße trennen. Und an den Kreuzungen - fünf Straßen münden in die Friedrichstraße - wolle man in der Mitte optisch klarmachen: Abbiegen, das geht nur noch nach rechts. Verschwinden würde die Ampel in Höhe der Grundschule Friedrichstraße. Dafür solle es am möglichen Kreisel an der Schule Überquerungshilfen geben.
Derweil hat mancher nach der Fingerfahrt den Dreh raus. Eine Frau sagt: "Wenn ich vom Bungert komme und ins Musikerviertel nach Hause will, dann darf ich ja nicht mehr in die Beethovenstraße links abbiegen, sondern muss bis zum Kreisel am Oberen Sehlemet. Dann fahre ich doch nicht mehr die Friedrichstraße zurück, sondern garantiert weiter durch den Oberen Sehlemet." Gewünscht ist das nicht unbedingt, aber was kommt, steht laut Verwaltung ohnehin in den Sternen. Bis die "rein theoretischen Überlegungen" offiziell werden, haben die Besucher der Versammlung mehr als ein neues Gesprächsthema. Der Bürgermeister hat jedenfalls schon vor der Ideen-Präsentation "eine Fülle von Anrufen" bekommen. Tenor sei gewesen: "Mensch, das kostet doch mein Geld!"
Immerhin: Es gibt Ideen, die wirken recht konkret. Ausgereift nennt man sie gemeinhin. Das könnte man von den Überlegungen zur Friedrichstraße sagen, auch wenn Bürgermeister Rodenkirch betont, dass im übertragenen Sinne ausgereifte Pläne noch lange nicht erntereif sind: "Das ist ein Entwurf. Der Stadtrat hat das noch gar nicht gesehen."
Und Lothar Schaefer sagt: "Wir ziehen das in Erwägung, aber wir haben nicht das Interesse, das in den nächsten drei Jahren umzusetzen."
Meinung

Von Sonja Sünnen

Die Planungsoffensive

Kein Geheimnis macht die Stadtverwaltung aus ihren Überlegungen für die Zukunft der Friedrichstraße. Dass allerdings alles nur eine ganz, ganz vage Idee ist, stimmt offensichtlich nicht. Auch dass der Stadtrat sozusagen noch vollkommen ahnungslos ist, weil er ja noch garnicht abgestimmt hat, kann man nicht glauben. Viel Vorarbeit ist jedenfalls geleistet: In Gerolstein hat man sich alles angeschaut, mit der Polizei gesprochen und Pläne überlegt, verworfen, gezeichnet. Gut ist, die Bürger nicht irgendwann mit dem Konzept zu überfallen. Es wäre zwar nicht die erste Luftnummer, die nur auf dem Papier existiert, Stichwort Großkreisel um den Busbahnhof, Stadthallenbau oder auch Rathauspläne in der Karrstraße, aber von einem ist doch auszugehen: Als reine Luftnummer hat man sich das Ganze auch nicht gedacht. s.suennen@volksfreund.de

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