Zwei Männer mit Herz für drei Zylinder

Wie der Vater, so der Sohn: Gerhard und Frank Richter aus Kröv haben eine gemeinsame Leidenschaft: den historischen Rallye-Sport. Dazu bauen sie alte DKW-Fahrzeuge auf, die im In- und Ausland starten.

 Vater, Sohn und Rallye-Oldtimer: Frank (links) und Gerhard Richter aus Kröv bauen seit Jahrzehnten historische DKW-Fahrzeuge für den Rallye-Sport auf und fahren auch selbst. TV-Foto: Björn Pazen

Vater, Sohn und Rallye-Oldtimer: Frank (links) und Gerhard Richter aus Kröv bauen seit Jahrzehnten historische DKW-Fahrzeuge für den Rallye-Sport auf und fahren auch selbst. TV-Foto: Björn Pazen

Kröv. Gleich hinter der Haustür rechts geht es ins Reich der Richters. Die Garage erinnert ein bisschen an den aus dem Fernsehen bekannten Schrotthandel der Ludolfs, aber alles ist viel aufgeräumter, sortierter und kleiner. Alles dreht sich um das 47 Jahre alte Schmuckstück, einen DKW F12, Baujahr 1964. Am Auto und in der Werkstatt hängen Erinnerungsplaketten berühmter Rallyes aus dem In- und Ausland.

Die Richters, Vater Gerhard und Sohn Frank, frönen einem ungewöhnlichen Hobby. Sie restaurieren historische Fahrzeuge - aber nur der Marke Auto-Union DKW. Sie machen sie fit für den Einsatz bei historischen Rallyes und fahren ihre Schmuckstücke teilweise auch selbst.

Vater Gerhard, heute 78 Jahre alt, kam vor 13 Jahren aus dem Osten der Republik nach Kröv. Mitgebracht hat er seine Leidenschaft für alte Autos, die er auch seinem Sohn (40) vererbt hat. Seitdem wird in der Garage geschraubt, gebastelt und gewerkelt.

"Die Stunden haben wir noch nie gezählt, da haben wir uns noch gar keine Gedanken gemacht", sagt Sohn Frank, der seine Liebe zu Autos als KFZ-Meister auch zum Beruf gemacht hat. Vater Gerhard war 1966 DDR-Rallye-Vizemeister auf einem Wartburg Sport - und seither hat ihn die Liebe zu Drei-Zylinder-Motoren gepackt. "Ein Grund, warum wir auch nur DKW-Fahrzeuge aufbauen. Mit der Technik kennen wir uns eben aus", sagt Gerhard Richter.

Viele der Motorenteile, die teilweise für die alten Karossen nirgendwo mehr erhältlich sind, stellt der Vater selbst her.

Der DKW F12, den sie im Jahr 2010 fahrtauglich gemacht haben, hatte im Januar seinen großen Einsatz. Beim 100. Geburtstag der Rallye Monte Carlo starteten der Franzose Yves Huyghe de Mahenge und der Belgier Etienne Grandjean bei der historischen "Monte"-Variante mit dem Richter-Auto. "Wir waren natürlich als Serviceteam dabei - und das ist manchmal genauso anstrengend, wie die Rallye zu fahren", sagt Gerhard Richter, den schon eine lange Freundschaft mit seinem Fahrerteam verbindet. Zum zweiten Mal schon waren die Kröver, der Franzose und der Belgier in dieser Konstellation in Monaco am Start - und beide Male kamen sie über die Ziellinie. "Das ist für unsere Fahrer das Entscheidende, die Platzierung ist ihnen egal. Sie haben eben eine andere Mentalität als wir, da stehen gutes Essen und Trinken manchmal eher im Vordergrund, aber daran haben wir uns gewöhnt", meint Richter senior.

Und nur wenige Wochen später ging es bei der historischen Rallye "Boucle de Spa" weiter - doch in Belgien verhinderte ein technischer Defekt die Zielankunft.

"Das kann passieren, das ist eben Technik", sagt Richter.

Viel größer ist die Vorfreude darauf, dass bald ein neues "Schätzchen" angeliefert wird - ein weiterer DKW, allerdings in kaum fahrtüchtigem Zustand. "Da fangen wir wieder ganz von vorne an. Unser Ziel ist, nächstes Jahr selber in Monte Carlo zu starten", sagt Frank Richter, der als Reifen-Service-Mann sogar schon bei der Rallye Paris-Dakar im Einsatz war.

Und bis zum nächsten "Monte"-Start werden die Richters wieder viel Einfallsreichtum an den Tag legen müssen: "Wir haben uns einen eigenen Tank gebaut, weil der alte zu klein war - und für diesen Tank mussten wir dann auch noch einen eigenen Trichter konstruieren. Aber genau dieses Basteln macht uns Spaß", betont Gerhard Richter, der schon 1960 in einem Rallye-Auto saß.

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