Zwei Märascha träffe zwinn Junge

Enkirch · Was bedeutet "Riwweleplätzje un Hering"? Wie wurden früher Hochzeiten gefeiert und die Toten beerdigt? Der Heimatforscher Dieter Georg hat sich damit beschäftigt und gibt einen Einblick in den Dialekt und dessen Geschichte.

 Dieter Georg präsentiert sein Buch. TV-Foto: Holger Teusch

Dieter Georg präsentiert sein Buch. TV-Foto: Holger Teusch

Foto: Holger Teusch (teu) ("TV-Upload Teusch"

Enkirch. Dieter Georg sitzt am Küchentisch des Enkircher Heimatmuseums und sagt: "Wir sind Hunsrücker!" Das meint der 74-Jährige aber nur in Bezug auf den Dialekt seines Heimatorts, der sich wegen der Zugehörigkeit zur Hinteren Grafschaft Sponheim-Starkenburg von dem anderer Moselorte unterscheidet. Damit die Enkircher Mundart nicht ganz in Vergessenheit gerät, hat Georg seine über Jahrzehnte gesammelten Notizen in einem Buch veröffentlicht (Extra).
Der Rentner hat immer ein kleines Notizbuch dabei. Es ist zu seinem Markenzeichen geworden. "Nach dem Platt kann man nicht gezielt suchen. Es ergibt sich in der Unterhaltung", erklärt Georg. Wenn er einen Begriff hört, notiert er ihn sofort. "Wenn man das nicht sofort aufschreibt, ist es weg", weiß er.
Georgs Interesse an den Besonderheiten der Sprache und der Geschichte seiner Heimat wurde früh geweckt. Ein Streit um ein Wappen war für den damals 17-Jährigen 1958 die Initialzündung, um sich mit der eigenen Familiengeschichte und mit der von Enkirch auseinanderzusetzen.
Ein Glücksfall: Als Angestellter der damaligen Enkircher Gemeindestromversorgung las er die Zählerstände ab. "Dadurch kannte ich jedes Haus. Ich kam hin, wo sonst nie jemand hinkam", erzählt Georg. Die Zähler waren teilweise in der guten Stube oder im Schlafzimmer angebracht. Diese Einblicke helfen Georg bei seinem Engagement im Enkircher Heimatmuseum. Wenn es darum geht, Räume so wie früher einzurichten, hat er die alten Eindrücke vor Augen.
Zu Dieter Georgs Notizen gehören aber nicht nur die Vokabeln des Enkircher Platt, sondern auch Gebräuche, Traditionen und Ortsgeschichte. Nur die Ausdrücke des Dialekts zu erklären, wäre zu wenig gewesen, um ein Buch zu füllen, sagt er. Deshalb hat sich Georg nach der alphabetischen Auflistung und Erklärung der Begriffe des Dialekts mit der Ortsgeschichte auseinandergesetzt. Man erfährt, dass die Toten bei der Beerdigung immer in Fahrtrichtung schauen mussten, damit sie aus dem Trauerzug nicht noch jemanden mitnehmen konnten. Oder, dass die Männer am Tag nach einer Hochzeit Hering, die Frauen Riwweleplätzje, Streuselkuchen, aßen. Mehr zufällig, weil ein Hochzeitsbild für den Buchumschlag ideal erschien, ist so der Buchtitel entstanden: "Riwweleplätzje un Hering".Ein Buch zum laut lesen


"Zwei Märascha träffe zwinn Junge em zwuu Uhr" (zwei Mädchen treffen zwei Jungen um zwei Uhr): Sätze wie diesen muss man hören statt nur lesen, sagt Georg.. Beim Plattschwätzertag am Sonntag, 17. April, 15 Uhr, im Gemeindesaal "Alte Schule" in Enkirch bietet sich dazu eine Gelegenheit. Rund 20 Vorträge in moselfränkischer Mundart sind geplant. Auch Gruppen und Solisten aus Enkirch, Traben-Trarbach und Irmenach lassen ihren Dialekt aufleben. Der Eintritt kostet drei Euro.
Veranstalter ist die Mundartinitiative im Kreis Cochem-Zell. "Wir verlassen damit zum ersten Mal den Kreis", sagt Vorstandsmitglied Werner Arbogast. Der Kontakt nach Enkirch kam durch Georg zustande, sagt Ortsbürgermeister Roland Bender, der die Gäste begrüßen wird - "Natürlich auf Platt, ich habe das noch von der Oma gelernt", sagt er. Und: Immer mehr junge Leute beherrschen den Dialekt wieder.Extra

Der Enkircher Ehrenbürger Hans Immich-Spier sei ihm ein unverzichtbarer Lehrer gewesen, sagt Dieter Georg. Ohne die Berichte des Heimatforschers und die vieler Enkircher Einwohner hätte das Buch "Riwweleplätzje un Hering" so nicht erstellt werden können. Bei den Bildern konnte Georg vor allem auf den Fundus seines Vaters zurückgreifen. Dieser war begeisterter Fotograf und entwickelte schon in den 1920er Jahren seine Bilder selbst. Zunächst mit Glasnegativen, später mit Rollfilmen. "Riwweleplätzje un Hering" kann im Internet beim Cardamina Verlag ( www.cardamina.net " class=fettlink> www.cardamina.net ) zum Preis von 20 Euro oder bei Dieter Georg (Telefon 06541/9256) bestellt werden. teu

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