Zwei Meter Erbeskopf stehen in Birkenfeld

Mehrere Wochen lang stand der Erbeskopf im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. Dass der Erbeskopf statt 818 Meter lediglich 816 Meter hoch ist, ist inzwischen bekannt. Noch unklar war die Frage, warum der höchste Berg von Rheinland-Pfalz um zwei Meter geschrumpft ist. Die Spur führt nach Birkenfeld.

 Der mannshohe Monolith vor dem Museum markierte früher am Erbeskopf den höchsten Punkt von Rheinland-Pfalz. Heute steht an der Stelle ein unscheinbarer Stein (kleines Bild). TV-Foto: Hermann Bohn (1)/Archiv/Ilse Rosenschild (1)

Der mannshohe Monolith vor dem Museum markierte früher am Erbeskopf den höchsten Punkt von Rheinland-Pfalz. Heute steht an der Stelle ein unscheinbarer Stein (kleines Bild). TV-Foto: Hermann Bohn (1)/Archiv/Ilse Rosenschild (1)

Erbeskopf/Birkenfeld. Die knapp zwei Meter, um die sich dieser Tage Geodäten und Geografen beim Erbeskopf stritten, stehen am Aufgang zum Birkenfelder Museum. Das Vermessungszeichen - ein tonnenschwerer Granitblock mit der kaum mehr zu entziffernden Inschrift "Erbeskopf Europäische Gradmessung 1870" - ist nach Ansicht von Fachleuten die Ursache für unterschiedliche Höhenangaben beim höchsten Berg des Landes: Zwischen 816,32 Metern (laut jüngster Messung des Koblenzer Landesamtes für Vermessung) und 818 Metern (in Fremdenverkehrsbroschüren und Karten zu lesen) klafft eine Lücke, mannshoch wie der besagte Stein.Gut 1,70 Meter aus dem Boden ragend, markierte der Monolith, anno 1870 als trigometrischer Hauptpunkt der europäischen Gradmessung aufgestellt, ursprünglich einmal ganz oben auf der Kuppe die höchste Stelle des Erbeskopfs. An seiner Spitze orientierten sich die Vermesser bis in die 1970er-Jahre.Bei umfangreichen Vermessungsarbeiten auf dem Gelände der Bundeswehr-Radaranlage wurde damals der Monolith durch einen einfachen kleinen Vermessungspunkt ersetzt. Der Stein wurde von Mitarbeitern des Vermessungsamtes einfach im Hang entsorgt. Soldaten des Radarwartungszuges wollten damals das geschichtsträchtige Monument bergen. Beim Umzug zerbrach der Stein in zwei Teile

Doch als sie tags darauf mit entsprechendem Gerät ankamen, hatten Vermessungstechniker den Stein bereits "ungültig" gemacht, die kulturhistorisch wertvolle Inschrift zerstört.Bei Erdarbeiten im Jahre 1982 erinnerte sich der auf dem Erbeskopf stationierte Hauptfeldwebel Bernhard Funk erneut an den Stein. Er alarmierte den wie er aus Schmißberg stammenden Hobbyhistoriker Winfried Caspari. Mit Hilfe des Beobachtungslehrbataillons vom Idar-Obersteiner Klotzberg wurde der Monolith geborgen und fand vor dem Katasteramt in der Birkenfelder Schneewiesenstraße einen würdigen neuen Standort.Als 1999 die Fläche für Parkplätze benötigt wurde, fragte man beim Verein für Heimatkunde an, ob dieser Interesse an dem Stein habe. Man hatte. Auch fand sich eine Baufirma, die den Transport übernehmen wollte, und mit Winfried Caspari und Horst Lamberti, schon zwei Jahrzehnte zuvor als Hausmeister des Katasteramtes in vorderster Front im Einsatz, zwei fachkundige Helfer.Trotz der Verpackungskünste der beiden passierte ein Missgeschick: Beim Versuch, den Monolithen mit dem Bagger anzuheben, zerbrach dieser in zwei Teile. Sensiblere Umzugshelfer fanden die Heimatkundler schließlich in den Reihen des städtischen Bauhofs. Von Caspari und Lamberti erneut zusammengeflickt, steht der Vermessungsstein nun neben anderen historischen Grenzsteinen eingangs des Weges von der Friedrich-August-Straße hoch zum Museum.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort