Zwei Relikte aus der ehemaligen Kapelle

Manderscheid · Sowohl die Kurtrierische Oberburg als auch die Niederburg der Grafen von Manderscheid hatten eine eigene Kapelle. "Nichts aber erinnert mehr an die einstige, dem heiligen Johannes geweihte Erzbischöfliche Kapelle auf der Oberburg", schrieb der ehemalige Manderscheider Pfarrer Anton M. Didas. Dies trifft für die Niederburg nicht zu.

Manderscheid. Die Kapelle der Niederburg ist heute von Mauern begrenzt noch deutlich sichtbar und auch in den Grundrisszeichnungen mit Chor und Altar belegt. Die Niederburg verfiel während der Kriegswirren des 17. Jahrhunderts, die Herren von Manderscheid gaben die Burg als Familiensitz auf.
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1790 berichtete der Kurtrierische Amtsverwalter Goswin Caspar Lintz, dass die Burg verfallen und unbewohnbar sei. Der Pastor der Großpfarrei Laufeld - auch für Niedermanderscheid zuständig - hatte 1787 bereits die Schließung der Burgkapelle verfügt, weil die Zerstörungen keine Gottesdienste mehr zuließen.
Und dennoch haben sich bis heute noch zwei Relikte aus der Burgkapelle erhalten. In der Kapelle in Wallscheid wurde bei Renovierungsarbeiten im Jahre 1916 ein besonderer Fund gemacht. Als man die Sandsteinplatte des Altartisches umdrehte, entdeckte man, dass es sich um eine Grabplatte handelte, die sich bis zur Besetzung der Eifel durch Napoleon (1798) in der Kapelle der Burg Niedermanderscheid befand. Beim Abbruch der Burg kam die Grabplatte als Baumaterial nach Wallscheid, wo sie als Altartisch verwendet wurde.
Die Grabplatte aus Sandstein, etwa 180 mal 80 Zentimeter groß, trägt in der Mitte die Umrisse eines Kreuzes, die Enden tatzenartig ausgebildet (sogenanntes Tatzenkreuz). Im Schnittpunkt des Kreuzes die Buchstaben "JHS" und eine Umschrift, die lautet: "Anno 1638 den 31 Januario ist in Gott gestorben der ehrsam und bescheidene ... (unleserlich, wahrscheinlich der Name)... Niedermanderscheid dehs Seelen Gott gnedig sein wolle Amen."
Die Durchsicht der Stammtafeln der Grafen von Manderscheid hat ergeben, dass im Jahre 1638 Elisabeth, Tochter des Grafen Carl von Manderscheid-Gerolstein, Frau des Johann Arnold von Manderscheid-Blankenheim, gestorben ist. Möglicherweise war die Grabplatte für sie oder ihren Mann (gestorben 1644) bestimmt. Die Schrift "der ehrsame" lässt aber eher auf den Grafen schließen.
Die Glocke von 1650 aus der Burgkapelle kam um die gleiche Zeit zur Kirche Buchholz. Und als dort neue Glocken angeschafft wurden, um 1890 nach Üdersdorf-Trittscheid. Dort hängt sie noch heute in der Theklakapelle, läutet zu vielen kirchlichen Anlässen und wird heute noch als Grafenglocke bezeichnet.
Sie trägt die Inschrift: "Von Jesus bleib ich recte wol [recht wohl] genant Philips Diederich Graf im Lant. 1650".

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