Zweigleisig in die Zukunft
MORBACH. Externer Sachverstand und die Bürger der Einheitsgemeinde Morbach sollen bei einem der wichtigsten Prozesse der kommenden Jahre und Jahrzehnte eine große Rolle spielen: beim Umgang der Kommune mit dem Thema demografische Entwicklung.
So viel scheint sicher: Die Bevölkerung wird auf die Dauer in der Einheitsgemeinde weniger und älter. "Ob es sich so deutlich entwickelt, wie prognostiziert", weiß auch Bürgermeister Gregor Eibes nicht. Aber Morbach werde die Entwicklung nicht kampflos hinnehmen, macht er deutlich. Bei diesem Thema gehe es um die Lebensqualität in den Dörfern. Ein mehrjähriger Prozess soll jetzt in die Gänge kommen. Der fachliche Partner soll, wie kürzlich in einer Gemeinderatssitzung besprochen, das Büro Isu in Kaiserslautern sein. Das Projekt geht im Übrigen ursprünglich zurück auf einen Antrag der CDU. Isu ist seit 1991 für die Gemeinde tätig. Das Büro ist derzeit zuständig für die Bauleitplanung in der Energielandschaft. Doch in Morbach will man zweigleisig fahren. Auch die Bevölkerung soll in den Prozess miteinbezogen werden. Fragt man den Fachmann, macht der zunächst auf die negativen Schlagzeilen aufmerksam, die mit dem Thema verbunden werden: geschlossene Schwimmbäder, verfallene Dorfkerne und Schulen, die nicht mehr benötigt werden. Aber: "Vor Übertreibungen sollten wir uns hüten", warnt Günter Beckermann von Isu im gleichen Atemzug. Schließlich müsse man sich die Prognose-Zahlen genau anschauen. "Der Landkreis Bernkastel-Wittlich schneidet in der Entwicklung bis 2020 vergleichsweise moderat ab", informiert der Stadtplaner über Prognosen des Berlin-Instituts für Weltbevölkerung und globale Entwicklung. Für den Kreis rechnet man dort sogar mit einem leichten Anstieg der Bevölkerungszahlen. Im Nachbarlandkreis Birkenfeld sehe die Sache schon anders aus (bis zu minus 9,9 Prozent), während im Landkreis Südwestpfalz rund um Pirmasens die Lichter auszugehen drohen (bis minus 14,9 Prozent). Der demografische Wandel geschehe langsam, "aber in zehn Jahren werden wir schon einiges spüren". Von den Veränderungen sind alle Bereiche der Ortsentwicklung betroffen: Die Einnahmen der Kommunen gehen zurück, die Wirtschaft wird ein Fachkräfte-Mangel plagen. Die Nachfrage nach öffentlichen Leistungen wird sich verändern. Das bedeutet: weniger Kindergärten, weniger Schulen, mehr Alteneinrichtungen.Nicht das Rad neu erfinden
Was die Vorgehensweise angeht, wird das Rad für Morbach nicht neu erfunden werden müssen. Es gibt nach Auskunft Beckermanns genügend Modellrechnungen. Die konkreten Planungen müssten allerdings mit denen in den Modellregionen abgestimmt werden. Die Gemeinde könne das Problem nicht allein lösen, ist der Stadtplaner überzeugt: "Wir können Angebote machen und Hilfestellungen leisten." Es werde einen heftigen Wettbewerb um die Einwohner und Ressourcen geben, sagt er voraus. Isu wird zunächst die Fachdiskussion auswerten, die örtliche Situation analysieren und Handlungsansätze entwickeln. Dann sollen diese Vorschläge lokal umgesetzt werden. Für die ersten Schritte wurde ein Preis von 7800 Euro vereinbart. Mit ersten Ergebnissen rechnet Eibes in ein bis zwei Jahren. Die Verwaltung wird parallel zu den planerischen Überlegungen Handlungsansätze in den Ortsbezirken erarbeiten.