Zweiklang von Wein und Raum

WEHLEN/KLOSTER MACHERN. Der erste Eindruck entscheidet: Ein inhaltlich wie baulicher Vorzeige-Weinbaubetrieb ist der ideale Ort zur Kommunikation zwischen Produzent und Kunde. Das war eine der Kernaussagen im Rahmen des dritten Symposiums Wein+Architektur "Reben und Räume – Gebäude werben für Wein" im Kloster Machern.

Der Festsaal war vollbesetzt. Doch nicht das allein machte das große Interesse der Zuhörer am Thema "Wein-Architektur" deutlich. Ein Thema, das länderweit Konjunktur hat und sowohl in großen als auch mittleren und kleinen Betrieben "in aller Munde ist". Denn die selbstvermarktenden Weingüter brauchten neben guten Lagen, qualitätsorientierten Weinen, perfekter Kellerwirtschaft auch Erfolg und Profil im Marketing, betonte Fachpublizist Heinz-Gert Woschek in seinem Vortrag über Weinmarketing und Weinarchitektur: Winzer und Weinvermarkter als erfahrene "Architekten", die ihre Betriebe nicht nur "inhaltlich", sondern auch baulich ins rechte Licht rücken. Und das hat seinen Grund: Betrachtet man den deutschen Wein im globalen Wettbewerb, so heißt die Zukunft "Differenzierung am Markt", mit Spaltung des Weinmarktes in "Weine des Regals" und die "Weine vom Winzer" als "authentische Weine" der Handwerker und Künstler. Die Direktvermarktung zukunftsfähig zu machen, bedeute in zunehmendem Maße, auch nach außen in der Gestaltung der Gebäude und Räumlichkeiten als Gesamtanlage zu beeindrucken, unterstrich Woschek. Da dies mit nicht unerheblichen Kosten verbunden ist, sollte dieses Thema in die Förderprogramme der europäischen Weinmarktdiskussion eingebracht werden, gab Rudolf Nickenig vom Deutschen Weinverband zu Bedenken. Ein echter Vorzeigebetrieb, der Produktqualität mit ansprechendem baulichen Ambiente verbindet, könne beim Kunden viel bewirken und führe zu Kundenbindung und Loyalität. Die neue "sehenswerte Adresse" als "Zuhause des Weins" ist Resultat einer weitreichenden Checkliste, die alles unter die Lupe nimmt: von den Betriebsanlagen für die Produktion, den Räumlichkeiten für Verkauf und Versand, dem Wohngebäude und den Gästeräumlichkeiten bis hin zu Hof und Gartenanlage. Dabei ist Wein-Architektur auch eine Frage der regionalen Identität: Nach dem Motto "Dialog zwischen Tradition und Moderne" geht alte historische Bausubstanz in Verbindung mit zeitgemäßer Architektur eine spannende Symbiose ein. So kann "Wein-Architektur" den Produzenten durch neue Ästhetik und Effekte dazu verhelfen, bei Beibehaltung aller Funktionalität dem Konsumenten eine neue Form des Weinerlebnisses zu geben. Anhand eindrucksvoller Beispiele aus Südtirol erläuterte Architekt Markus Scherer (Meran) diese "Corporate Identity" (Erscheinungsbild) im Weingut. Das Symposium fand statt in Zusammenarbeit mit Architektenkammer, Weinbauverbänden, Weinbauministerium und Dienstleistungszentrum ländlicher Raum (DLR). (Weiterer Bericht folgt.)

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