Zweiter Weltkrieg

Zum Bombenangriff auf Wittlich an Heiligabend 1944 schreibt dieser Leser:

Mit meinen Eltern wohnte ich damals in der Römerstraße 10. Mein Vater war im Krieg. Meine Großeltern wohnten in einer Dienstwohnung der Firma Merrem und Knötgen in der Nähe des Sportplatzes des alten Cusanus-Gymnasiums. Da meine Mutter und ich alleine in der Römerstraße Angst hatten, hielten wir uns meistens bei den Großeltern auf, so auch an Heiligabend 1944. Neben der Wohnung meiner Großeltern standen auf einem Eisenbahngleis zwei Batterien Vierlingsflakgeschütze. Als der Luftalarm kam, sind meine Großeltern, meine Mutter und ich über den Sportplatz an der alten Turnhalle vorbei in den mit Balken abgestützten Keller des Cusanus-Gymnasiums gelaufen. Auf der Treppe zum Keller stürzte ich und bekam einen Schlag gegen meine linke Körperseite. Im Keller stellten wir fest, dass mein Mantel an der linken Seite verbrannt war. Später fanden wir auf der Treppe ein Geschoss einer Bordkanone, das vermutlich gegen meinen Körper geprallt war. Im Keller waren circa zehn bis 15 Personen. Das Gebäude hat bei den Bombeneinschlägen stark gezittert, und wir hatten große Angst, es wurde auch gebetet. Später kamen in den Keller mehrere Mädchen in Uniform, sogenannte Blitzmädchen (Flakhelferinnen). Diese waren blutüberströmt. Meine Großmutter hatte einen Bruder, Hilarius Arend, der in der Lieserstraße wohnte. Er hatte beim Angriff im Keller des Zollamtes Schutz gesucht. Das Zollamt erhielt einen Volltreffer, und es waren sehr viele tot. Die geborgenen Leichen wurden später im Glockenturm der St. Markuskirche aufgebahrt. Meine Großmutter, meine Mutter und ich sind dann in die Kirche. Von dem Bruder der Großmutter fanden wir die Hose mit einem Bein, ein fürchterlicher Anblick für einen Elfjährigen. Im Januar sind wir dann nach Traben-Trarbach und dann weiter bis nach Oberbayern evakuiert worden. So ein Unsinn! Bei der Rückkehr nach Hause, nach der Kapitulation, mussten wir auf Befehl der amerikanischen Besatzer alle durch das KZ Dachau gehen, und wir sahen dort die schrecklichsten Sachen. Nie wieder Krieg! Oswald Franzen, Wittlich (damals elf Jahre alt)