Zwischen allen Stühlen

BERNKASTEL-KUES. (cb) Sozialarbeit ist für viele Patienten in Krankenhäusern und Reha-Zentren unverzichtbar. Einen sicheren Stand haben die Sozialarbeiter deshalb allerdings nicht.

Gespart wird überall - auch und gerade im Gesundheitswesen. Welche Chance hat in einer solchen Situation noch die Sozialarbeit? Ist sie im Gesundheitswesen ein bewertbarer ökonomischer Faktor? Mit diesen und ähnlichen Fragen befasste sich eine Tagung, zu der das Median Reha-Zentrum Bernkastel-Kues in Zusammenarbeit mit der Deutschen Vereinigung für Sozialarbeit im Gesundheitswesen eingeladen hatte. Etwa 130 Sozialarbeiter hatten den Weg auf das Kueser Plateau gefunden. Sie kamen unter anderem aus dem Raum Köln/Bonn/Aachen, Frankfurt, der Pfalz sowie aus Luxemburg und Belgien. Tenor der Tagung: Sozialarbeit ist ein wichtiger Faktor in der täglichen Arbeit in den Krankenhäusern. Immer mehr Leute brauchen Sozialarbeiter, um Anschluss-Behandlungen zu regeln, einen Wiedereinstieg ins Berufs- oder Privatleben zu finden - oder einfach nur so zum Reden. Sozialarbeiter müssten in einer immer schwieriger werdenden gesellschaftlichen Situation für die Menschen da sein. Doch wie ist ihre Leistung messbar, ist sie überhaupt messbar? Diese Frage wurde unter anderem bei einer Podiumsdiskussion aufgeworfen. Fachleute, unter ihnen Bruder Peter Berg, Hausoberer im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Trier, suchten unter der Leitung von Diplom-Sozialarbeiter Ulrich Jaekel (Wittlich) nach Antworten. Wegen der Entwicklung im Gesundheitswesen müsse es natürlich bewertbare Faktoren für die Sozialarbeit geben, sagte Berg. "Es muss aber auch nicht bewertbare Faktoren geben", fügte er an und forderte "intelligente Lösungen", die den Mitarbeitern auch den nötigen Freiraum geben. In der Psychiatrie gebe es diese Freiräume, sagte der Arzt und Psychotherapeut Dr. med. Christoph Smolenski. Manche Kliniken betreiben aber auch bereits Outsourcing, um Geld zu sparen. Ulrich Wunderlich, Abteilungsleiter eines privaten Wiesbadener Krankenhaus-Sozialdienstes, berichtete von den Erfahrungen. Inhaltlich und strukturell habe sich die Arbeit aber kaum verändert, sagte er. Für die Sozialarbeiter im Saal ist dies aber nicht erstrebenswert. Der Patient vertraue dem Sozialarbeiter mehr, wenn er wisse, dass dieser auch zur Klinik oder zum Reha-Zentrum gehört. "Sozialarbeit hat es ziemlich schwer. Sie sitzt zwischen allen Stühlen", sagte Sybille Kraus, Vorstandsmitglied der Deutschen Vereinigung für Sozialarbeit im Gesundheitswesen. "Die Vorgesetzten sehen nur noch, was rechenbar ist", fügte Ulrich Jaekel an. "Die Arbeit wird zu selten dokumentiert und zu selten nach außen getragen." Es gibt aber auch Hoffnungsschimmer. "Sozialdienst im Krankenhaus hat an Bedeutung zugenommen", sagte Peter Berg.

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