Zwischen Pfifferlingen und Champignons

Es ist Pilzzeit, und in diesem Jahr sprießen die beliebten Sammelojekte besonders zahlreich. "Erlebnisförster" Bernd Lischke von der Natur- und Umweltbildungsstätte Hunsrückhaus am Erbeskopf ist viel in den Wäldern unterwegs und ein großer Pilzliebhaber.

 Sammlerglück: Über dieses Prachtexemplar eines Steinpilzes freut sich Frank Tippmann. Ganze 800 Gramm bringt der Pilz auf die Waage. TV-Foto: Klaus Kimmling

Sammlerglück: Über dieses Prachtexemplar eines Steinpilzes freut sich Frank Tippmann. Ganze 800 Gramm bringt der Pilz auf die Waage. TV-Foto: Klaus Kimmling

Hunsrück. (red) Im TV-Interview klärt Förster Lischke über die rechtlichen Regel´ungen für Pilzsucher auf, erläutert Aspekte des Artenschutzes und verrät sein Lieblinsgrezept.

Herr Lischke, sie sind Jäger, Förster, Umweltbildner und Naturschützer, aber auch Pilzsammler. Führt dies nicht zu Interessenkonflikten?

Lischke: Eigentlich nicht. Für mich als verantwortungsvollem Pilzsammler ist es selbstverständlich, die Natur nicht zu schädigen und gewisse Regeln einzuhalten.

Welche Regeln muss ein Pilzsammler denn beachten?

Lischke: Da sind zunächst einige gesetzliche Vorgaben. Das beginnt schon auf dem Weg in den Wald. Waldwege sind grundsätzlich gesperrt und dürfen nicht befahren werden. Zu Fuß darf der Wald am Tage betreten werden, lediglich das Betreten von forstlichen Jungkulturen ist untersagt. Dazu kommen noch einige klare Aussagen der Naturschutzgesetzgebung: In Naturschutzgebieten und Nationalparks ist das Pilze sammeln generell verboten. Pilze - das wissen viele Sammler nicht - unterliegen den Bestimmungen der Bundesartenschutzverordnung. Die benennt besonders geschützte Arten, die nicht gesammelt werden dürfen. Darunter fallen Steinpilz, Pfifferling und Brätling ebenso wie Rotkappe und Birkenpilz.

Dann kommen ja fast alle Pilzsammler mit dem Gesetz in Konflikt.

Lischke: Ganz so schlimm ist es nicht. Während einige Pilze, wie der bei uns kaum bekannte Grünling tatsächlich dem Sammelverbot unterliegen, wurde für Steinpilz, Pfifferling und einige andere Arten eine Ausnahmegenehmigung formuliert.

Also dürfen Steinpilze und Pfifferlinge gesammelt werden?

Lischke: Ja, im Rahmen der Bestimmungen, die für alle Pilze gelten: in geringen Mengen - das sind zwei Kilogramm pro Sammler und Tag - und nur für den eigenen Bedarf. Gewerbliches Sammeln zum Verkauf ist generell verboten.

Ist die gesetzliche Regelung ausreichend zum Schutz der Pilze?

Lischke: Vielleicht wenn sie anwendbar wäre. Aber wer will die vielen Pilzsucher kontrollieren, und auch Stichproben in der Gastronomie sind doch eher praxisfern. Gerade die guten Speisepilze sind einem erheblichen Sammlerdruck ausgesetzt, darüber darf auch ein kurzzeitiges Massenauftreten nicht hinwegtäuschen.

Welche Beschränkungen haben Sie sich selbst auferlegt?

Lischke: Zunächst sammele ich Arten, die sonst kaum gesammelt werden. Ich sammele artenrein, also jeweils nur eine, maximal zwei bis drei sehr ähnliche Arten, und zwar jene, die gerade massenhaft vorkommen. Eine gemischte Pilzpfanne ist mir ein Greuel. Ich esse auch maximal ein bis zwei Pilzmahlzeiten in der Woche. Mehr ist wegen der möglichen starken Belastung mit Schwermetallen und radioaktivem Caesium nicht ratsam. Mit Rücksicht auf die Wildtiere sammele ich nur in Althölzern am Rande der Waldgebiete. Dichte Dickungen im Waldesinneren sind ebenso tabu wie die Morgen- und Abenddämmerung.

Was ist ihr Lieblingsrezept?

Lischke: Meine Steinpilz-Pizza! Steinpilze mit Knoblauch und Zwiebeln in Olivenöl anbraten und mit Salz und Pfeffer würzen. Die Masse mit reichlich geriebenem Parmesan, kleingezupftem Parmaschinken und gehackten, in Öl eingelegten getrockneten Tomaten, etwas Schnittlauch und frischem Basilikum mischen und auf dem Pizzateig ausbreiten. Mit geriebenem Emmentaler bestreuen und ab in den Ofen.

Pilzwanderungen: Das Hunsrückhaus bietet Pilzwanderungen an: Samstag, 25. September, 10.30 bis 16 Uhr, Hunsrückhaus, "Steinpilz & Co"; Samstag, 2. Oktober, 10.30 bis 16 Uhr, Ort wird bei Anmeldung bekanntgegeben, "Steinpilz & Co"; Samstag, 9. Oktober, 10.30 bis 16 Uhr, Mitfahrerparkplatz Diamantquelle, "Steinpilz & Co"; Sonntag, 17. Oktober, 10 bis 12 Uhr, Hunsrückhaus, Pilzwanderung. Anmeldung jeweils unter Telefon 06504/778. (noj)

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