Zwölf Uhr Mittags in Wittlich

Manche Tage fangen einfach schon gebraucht an. So auch der gestrige Arbeitstag von Erika Pätzold, die seit drei Jahren an der Total-Tankstelle in der Nähe der Autobahnauffahrt auf die A 1 arbeitet.

Zwölf Uhr Mittags in Wittlich
Foto: (m_wil )

Noch vor ihrem Dienstbeginn hat der Fahrer eines Kombis eine Servicesäule inmitten der Zapfsäulen angefahren. Die Säule ragt nun auf die Fahrspur. Ein rot-weiß gestreiftes Warnband grenzt den Bereich ab. "Ich habe keine Ahnung, wie der Fahrer das hinbekommen hat", sagt die 42-jährige Tankwartin aus Berglicht. So richtig wundert sie aber eigentlich auch gar nichts mehr. Schließlich hat sie in den drei Jahren schon alle möglichen kuriosen Situationen erlebt. Letzte Woche habe vor der Tankstelle ein Bus gehalten. Sie erzählt, dass die Insassen Baseballschläger dabei hatten. Auf ihre Frage, wo sie denn hinwollten, sagte die Gruppe: "Auf eine Party." Auf welcher Art von Party man einen Baseballschläger braucht, ließ sich im Nachhinein nicht mehr ermitteln. Gedanken an einen möglichen Überfall hatte Erika Pätzold aber nicht. Dabei ist der letzte vom 13. März noch gar nicht so lange her (der TV berichtete). Das passiere aber so selten, "das spielt bei der täglichen Arbeit keine Rolle." Ein mulmiges Gefühl habe sie nur manchmal, wenn es morgens noch sehr dunkel ist, wenn sie die Tankstelle öffnet. Sonst sind die Zwischenfälle aber eher harmloser Natur. Einmal habe eine Frau mehrere Tankgutscheine bei ihr einlösen wollen. Die Aktion war allerdings nur auf einen Gutschein je Tankfüllung beschränkt. Das hatte die Frau so in Rage gebracht, dass sie die übrigen Gutscheine zeriss und wie Konfetti über der Tankwartin niederrieseln ließ. "Da weiß man dann gar nicht so richtig, was man dazu sagen soll." Ihre Taktik: Ungläubig gucken und hoffen, dass die Leute selber merken, dass ihre Reaktion vielleicht eher unpassend ist. Ganz so schlimm ist die Arbeit aber natürlich nicht immer. Im Gegenteil: Kunden haben auch durchaus den ein oder anderen guten Tipp für Erika Pätzold parat. Weil ihr mehrere Kunden von der Wittlicher Säubrennerkirmes vorgeschwärmt hatten, war sie dieses Jahr zum ersten Mal auf dem Fest. Wie es war? "Ganz schön groß", sagt sie und blickt nach oben - so als wolle sie noch einmal das Riesenrad in seiner vollen Größe erfassen. Wenn sie etwas an Wittlich ändern könnte, hätte sie schon eine Idee: dass man die Bankkarte mit dem Magnetstreifen nicht nach oben, sondern wie andernorts nach unten in den Geldautomaten einführen muss. "Das verstehen viele nicht und beschweren sich dann bei mir, dass der Automat kaputt sei." sek In dieser Rubrik wird einmal in der Woche die Stimmung in der Stadt eingefangen. Wir stehen um 12 Uhr an einem belebten Platz, beobachten und fragen nach, was Wittlicher sich für ihre Stadt wünschen.

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