Zwölf Uhr Mittags in Wittlich

Peter Jakobs krempelt sein Hosenbein ein Stück nach oben. Auf seinem Unterschenkel prangt ein etwa handtellergroßer, etwas verschwommener, aber gut erkennbarer Tigerkopf.

Zwölf Uhr Mittags in Wittlich
Foto: (m_wil )

Es ist das erste Tattoo, das er sich 1988 selbst gestochen hat. "Ich wollte damals ein Tattoo, aber es gab kaum Tätowierer," erinnert er sich. Also besorgte er sich eine Tätowiermaschine und war mit seinem Tigerkopf eine seltene Erscheinung in Wittlich. "Damals hatten vielleicht zwei, drei im Ort ein Tattoo, heute muss man die Leute suchen, die keins haben." Mittlerweile hat er kaum eine freie Stellen an seinem Körper und 1996 seine Berufung zum Beruf gemacht. Seit acht Jahren betreibt er mit seiner Frau ein Studio in Wittlich. Mittwochs um zwölf Uhr hat das zwar schon geöffnet, der erste Kunde kommt an diesem Tag aber erst um 15 Uhr. Jakobs sitzt hinter seiner Theke und zeichnet - "früher gab es Vorlagen, von denen sich die Kunden ein Motiv ausgesucht haben, heute sind die Wünsche viel individueller." Aber was verschlägt einen Tätowierer in einen kleinen beschaulichen Ort wie Wittlich? So jemanden, der eine jede Menge Totenkopfbilder, Piercings und eine Schaufensterpuppe mit schwarzer Netzstrumpfhose im Laden stehen hat, gehört doch eher nach Köln oder vielleicht nach Trier. Aber Wittlich? "Ich bin schon seit 30 Jahren hier, ich kann mir nicht vorstellen, woanders hinzugehen." Und sowieso verkauft er ja keine Ware, die man sich genauso gut im Internet bestellen kann, sondern eine Dienstleistung. Seine Kunden sind oft Stammkunden kommen aus allen Ecken aus Hunsrück und Eifel, manche sogar aus Stuttgart, Berlin oder eben auch Köln. "Als Tätowierer ist es egal, von wo aus man arbeitet, wichtig ist die Qualität." Auch wenn Peter Jakobs aus Wittlich so schnell nichts wegbekommt - eine Sache würde Jakobs doch ändern, wenn er könnte: "Die gewerblichen Mieten sind je nach Lage horrend und sehr unterschiedlich." müs In dieser Rubrik wird einmal in der Woche die Stimmung in der Stadt eingefangen. Wir stehen um 12 Uhr an einem belebten Platz, beobachten und fragen nach, was Wittlicher sich für ihre Stadt wünschen.

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