Bildungswesen Cusanus Hochschule Bernkastel-Kues verabschiedet 18 Absolventen
Bernkastel-Kues · Die Cusanus Hochschule Bernkastel-Kues verabschiedet 18 Absolventen. Festrednerin Gesine Schwan betont: Bildung darf keine Ware sein.
Im vergangenen Jahr hielt der renommierte Naturwissenschaftler und Politiker Ernst Ulrich von Weizsäcker die Festrede, beim zweiten Jahresempfang der Cusanus Hochschule Bernkastel-Kues ist der Gast nicht weniger prominent. Gesine Schwan ist von Berlin an die Mosel gekommen. Die ehemalige Präsidentin der Europa-Viadrina Universität Frankfurt (Oder) ist vielen Menschen dadurch bekannt, dass sie 2004 und 2009 für die SPD für das Amt des Bundespräsidenten kandidierte.
Schwan weiß, vor welchem Auditorium sie im Festsaal von Kloster Machern spricht. „Ohne Sie wären wir heute nicht hier“, sagt Silja Graupe, die kommissarische Präsidentin der Hochschule, bei der Begrüßung. Schwan habe im Hintergrund mitgewirkt, als es um die Gründung und den Aufbau der Hochschule mit ihren Studiengängen Ökonomie und Philosophie gegangen sei.
„Ich bin sehr beeindruckt von dem, was hier bewegt wird und was aus der Initiative geworden ist, sagt Gesine Schwan vor den mehr als 200 Festgästen.
Was sie vorfindet, dürfte ihrer Vorstellung von einer Hochschule recht nahe kommen. Der Geist von Namensgeber Nikolaus Cusanus sei sehr gut entfacht worden, betont sie.
„Der freie Geist bewegt sich selbst.“ Das Motto der Hochschule mit ihren derzeit etwa 100 Studierenden, sagt einiges aus. „Eine Universität von Querköpfen.“ So titelte die Frankfurter Allgemeine Zeitung im September 2017 einen großen Bericht über die Arbeit der Hochschule, die in freier Trägerschaft steht und ohne staatliche Mittel auskommt.
Freier Geist und Querdenken: Gesine Schwan vermisst das an vielen anderen Unis und Hochschulen. Bildung sei eher eine Ware. Hier wie in der Gesellschaft gelte: „Wer im Wettbewerb siegt, ist der Beste.“ Wissenschaft sei im Keim aber aus Zweifeln aufgebaut, und sie müsse unabhängig sein.
Auch in Lehre und Forschung sei Wettbewerb „zerstörerisch“. Er führe zu Angst bei den jungen Menschen und ihren Eltern.
„Das eigene erfinderische Suchen ist nicht mehr erlaubt – und Liebeskummer auch nicht“, sagt die Professorin. So könnten die jungen ´Menschen nicht zu Persönlichkeiten werden. Ihr Ideal von einer Hochschule sieht so aus: „Es gibt nicht eine Schar von Verlierern sondern nur Gewinner“.
Wie bestellt, kommt dazu aus dem Hintergrund ein lautes „Ja“. Die eineinhalbjährige Charlotte hat auch schon begriffen, worum es geht. Ihre Mutter Hannah, Masterstudierende der Ökonomie, gehört noch nicht zu den 18 jungen Frauen und Männern aus ganz Deutschland, die an diesem Abend mit der Zeugnisübergabe ihr Masterstudium an der Cusanus Hochschule beenden.
Werden sie ihren Querkopf in Zukunft einsetzen können? Vielleicht wird jemand von ihnen bei einem der nächsten Jahresempfänge darüber berichten. „Bleiben Sie unsere Botschafter. Wir brauchen Sie“, heißt es von Seiten der Hochschulleitung.
Alles gut also? Zwischen manchen Zeilen ist an diesem Abend zu lesen, dass die Harmonie derzeit gestört ist. In der ersten Reihe bleiben mehrere Stühle frei. Auf ihnen sollten unter anderem der Landtagsabgeordnete Alex Licht sowie die Bürgermeister Ulf Hangert und Wolfgang Port Platz nehmen.
Alle drei gehören zu den Gründungsstiftern. Licht ist als Vorsitzender der Kueser Akademie für Europäische Geistesgeschichte, dem Vorläufer der Cusanus Hochschule, in einer herausragenden Funktion. Nach seiner Auskunft gibt es Differenzen mit Silja Graupe. Dabei gehe es um Wertigkeit der Studiengänge und damit um die zukünftige Ausrichtung der Hochschule (Bericht folgt).