90 Passagiere in Traben-Trarbach gestrandet

Das hatten sich 90 Passagiere des Kreuzfahrtschiffes MS Switzerland anders vorgestellt: Gemütlich wollten sie auf Rhein und Mosel ins neue Jahr schippern und in Koblenz das Silvesterfeuerwerk genießen. Doch am 30. Dezember strandeten sie in Traben-Trarbach: Kapitän Robert Dranadi befand eine Weiterfahrt wegen des hohen Wasserstands der Mosel als zu riskant.

 Die MS Switzerland liegt in Traben-Trarbach vor Anker: Kapitän Robert Dranadi befand wegen der stetig steigenden Mosel eine Weiterfahrt als zu riskant. TV-Foto: Gerda Knorrn-Belitz

Die MS Switzerland liegt in Traben-Trarbach vor Anker: Kapitän Robert Dranadi befand wegen der stetig steigenden Mosel eine Weiterfahrt als zu riskant. TV-Foto: Gerda Knorrn-Belitz

Traben-Trarbach. (GKB) "Ich bin seit 25 Jahren im Geschäft, aber so eine Katastrophe habe ich noch nie erlebt", seufzt Reiseveranstalterin Annegret Struzyna, die 90 Kreuzfahrern das vorzeitige Ende ihrer Reise ankündigen musste. "Das ist unbefriedigend, und es entstehen zusätzliche Kosten", sagt sie.

Die aus Nordrhein-Westfalen stammenden Passagiere waren am Montag in Köln an Bord gegangen. Der Landgang in Zell fiel bereits wegen Hochwassers aus. Die Fahrt sollte bis Trier fortgesetzt werden. Ausflüge waren in Bernkastel-Kues und Cochem geplant, in Rüdesheim stand die Besichtigung einer Weinkellerei auf dem Programm, in Boppard ein Spaziergang, und am heutigen Samstag sollten die Gäste in Köln wieder von Bord gehen.

Doch Kapitän Robert Dranadi entschied wegen des stetig steigenden Pegels der Mosel anders und machte bereits in Bernkastel-Kues kehrt. "Ich habe schon auf jedem Fluss Hochwasser erlebt", sagt der Niederländer, der die Switzerland seit drei Jahren führt und am Mittwochmittag am Trabener Ufer festmachte. "Jetzt haben wir Marke zwei, bei einem 50 Zentimeter höheren Wasserstand ist Marke drei erreicht, und es ergeht ein allgemeines Fahrverbot", weiß der Fachmann. "Gefährlich wird es an den Brücken", sagt Dranadi. "Das Risiko ist zu groß, der Bremsweg beim Abwärtsfahren zu lang", sagt er.

Er ist froh, dass er nicht an einer Stelle anlegen musste, wo für die Passagiere kein Landgang möglich gewesen wäre. "Das wäre das Schlimmste gewesen", meint er.

Improvisiertes Programm rettet Zwangsaufenthalt



"Das Schiff ist schön, das Essen toll", sagt Annegret Struzyna. Zwar seien die Gäste zunächst sehr enttäuscht gewesen, hätten dann aber Verständnis gezeigt. Nur eine Dame sei verärgert mit dem Taxi abgereist.

In Traben-Trarbach sprangen Gisela und Richard Ochs in die Bresche, boten den Gestrandeten eine Führung durch die Stadt und ihre Unterwelt, die historischen Weinkeller, an. "Das kam sehr gut an", freut sich Gisela Ochs. Das von der Grevenburg abgeschossene Höhenfeuerwerk genossen die Gäste unter dem überdachten Sonnendeck beim Sekt. Am Neujahrstag wurde eine Fahrt zum Kloster Machern mit Weinprobe organisiert, und heute geht es mit Reisebussen zurück nach Köln.

Kapitän Dranadi beobachtet indes den Wasserstand weiter und wird sich so bald wie möglich mit seiner 26-köpfigen Besatzung auf die Rückfahrt begeben. Im niederländischen Drüten wird das Schiff dann auf einer Werft für die ab März beginnende neue Saison startklar gemacht.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort