Am Monzeler Moselhang: Das größte Weinlabor Deutschlands

Osann-Monzel · Im Institut Heidger in Osann-Monzel werden Weine und andere Getränke auf ihre Inhaltsstoffe untersucht. Es ist inzwischen das größte seiner Art in Deutschland.

Auf einem Tisch stehen mehrere Dutzend Flaschen. Flaschen in den unterschiedlichsten Formen, Farben und Größen. Flaschen, die Wein, Schnaps, Bier, Saft und Erfrischungsgetränke beinhalten. Die Etiketten verraten ihre Herkunft. Sie kommen aus aller Welt, aus Südafrika, Tschechien, Chile, Italien, Spanien und so weiter.

Im Institut Heidger in Osann- Monzel werden die Getränke genauestens unter die Lupe genommen. Modernste Analysegeräte mit Namen wie Flüssigchromatograph, Atomspektroskop oder Massenspektrometer werden mit winzigen Mengen der Flüssigkeiten "gefüttert". Die Automaten spucken in wenigen Minuten hunderte von Daten aus. Die Gehalte an Zucker, Alkohol, Säuren, Phenolen, Mineralien, Schwermetallen, Konservierungsstoffen, Farbstoffen und vieles andere mehr. Das Institut Heidger in Osann-Monzel nennt sich Labor für Qualitätsmanagement für Wein-, Spirituosen-, Bier-, Fruchtsaft- und Essiganalytik. Der heute 59-jährige Volker Heidger hat es gegründet.

Ganz klein hat er angefangen. Ende der 1970er Jahre war er nach der Lehre zum Weinbautechniker in das elterliche Weingut in Kesten eingestiegen. Gleichzeitig hatte er ein kleines Ein-Mann-Weinlabor eröffnet. Immer mehr Winzer brachten im Laufe der Zeit ihre Weine zum Analysieren zu Heidger, und auch einige Großkellereien konnte er als Kunden gewinnen. Nach einigen Jahren musste er vergrößern, baute am elterlichen Weingut an und stellte Mitarbeiter ein. Heidger: "Irgendwann war ich kein Winzer mehr, sondern nur noch Weinchemiker."

Mitte der 1980er Jahre, als der Glykolskandal die deutsche Weinwirtschaft erschütterte, hatte er bereits ein Gerät, das Diethylenglycol (so die genaue chemische Bezeichnung) feststellen konnte. Eine japanische Regierungs-Delegation besuchte ihn in Kesten. Die Japaner, die zeitweise keine deutschen Weine mehr in ihr Land ließen, wollten mehr über das Verfahren wissen.

Den ganz großen Sprung wagte Heidger vor rund acht Jahren. Er investierte eine Millionensumme in einen Neubau auf der Monzeler Moselhangkante. Mehrere Jahre musste er auf die Baugenehmigung warten - unter anderem weil einige Bürger das Projekt verhindern wollten. Sie befürchteten eine Verschandelung des Landschaftsbildes.
Doch nachdem Heidger einen Rechsstreit gewonnen hatte, konnte er bauen und das rund sieben Millionen Euro teure Institut im Jahr 2013 eröffnen.

Heute ist es das größte Weinlabor Deutschlands. Es ist vollgestopft mit den modernsten Analysegeräten. Mit im Betrieb sind zwei Söhne. Michael Heidger ist Betriebswirt und Informatiker, Daniel Heidger ist Lebensmittelchemiker.
Wein macht rund 90 Prozent aller Analysen aus. Der Rest sind Spirituosen, Wein-Mischgetränke, Wasser, Bier, Fruchtsaft und Essig. Vier Lebensmittelchemiker hat er beschäftigt, ferner eine Diplomchemikerin, eine Lebensmitteltechnologin, eine Önologin und mehrere Chemielaboranten. Vier junge Menschen werden bei Heidger zurzeit ausgebildet.

Die größten Kunden des Instituts sind neben Großkellereien und Lebensmittel-Konzerne. Sie wollen sicher gehen, dass ihre Produkte hunderprozentig den gesetzlichen Bestimmungen genügen. Bei Heidger wird aber nicht nur analysiert, dort wird auch mit Zunge, Nase und Gaumen probiert. Der Mensch kann immer noch besser als ein Automat feststellen, ob ein Produkt sauber schmeckt.

DAS STECKT IM WEIN
Im Wein sind neben Wasser und Alkohol mehr als 1000 Substanzen vorhanden, von denen noch nicht alle identifiziert sind. Die Zusammensetzung lässt sich wie folgt beschreiben: Wasser: 70 bis 85 Prozent; Alkohol: zehn bis 15 Prozent; Extrakt: 15 bis 20 Prozent. Unter dem Begriff Extrakt werden wiederum alle Inhaltsstoffe im Wein zusammengefasst, die nicht verdampfen können - also die nicht flüchtigen Weinbestandteile. Zu ihnen werden in der Regel gezählt: Glycerin: 5 bis 12 Gramm/Liter (g/l); Säure: 6 bis 15 g/l; Mineralstoffe: 1,8 bis 4 g/l; Polyphenole: 0,1 bis 3,5 g/l; Aromastoffe: 0,8 bis 1,2 g/l; Vitamine: 0,01 g/l.

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