Auf den Inhalt kommt es an

Menschen wie wir, die mitten in einer Weinbauregion leben, kaufen wohl den größten Teil ihres Weins direkt beim Winzer ein. Man kennt seinen Weinproduzenten, ist möglicherweise mit ihm befreundet, hat Vertrauen zu ihm und weiß seine Arbeit und seinen Wein zu schätzen.

Man kann vor Ort probieren, sich die Sorten, Jahrgänge und Qualitäten erklären lassen und legt sich nach getätigtem Einkauf zufrieden die Flaschen ins heimische Weinregal.

Die meisten Menschen in Deutschland kaufen aber nicht beim Winzer ein, sondern in Supermärkten oder Discountern.

Und dort gelten ganz andere Kaufgewohnheiten. Warum greift der Kunde nach dieser oder jener Flasche?

Wer sich bei Aldi oder Lidl mit Wein eindeckt, schaut in der Regel zuerst auf den Preis. Konsumforscher haben ermittelt, dass der Kunde dort für eine Flasche Wein im Schnitt etwa 2,50 Euro ausgibt.

Billig ist aber nicht alles, denn billig sind viele. Auch die Verpackung muss stimmen. Kein Wunder, dass die großen Kellereien gut bezahlte Designer engagieren, um ihre Produkte an den Mann oder die Frau zu bringen. Schließlich ist das Image eines Markennamens ein wichtiges Kaufkriterium.

Und wie ist es mit dem Geschmack? Der spielt nur eine vergleichsweise geringe Rolle. Denn: Gefallen dem Kunden Ausstattung und das Image, gefällt ihm meistens auch das, was in der Flasche drin ist. Mit anderen Worten: Er lässt sich gerne blenden.

Das betrifft nicht nur den Wein, sondern die ganze bunte Warenwelt unserer Konsumgesellschaft. Wer sich nicht verführen lassen will, muss sich informieren. Und das macht schon ein bisschen Mühe. Und er sollte probieren - mit Sinn(en) und Verstand.

w.simon@volksfreund.de

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