Auf der Suche nach einer neuen Weltordnung

Bernkastel-Kues · Wenn Gregor Gysi redet, hören auch Leute aufmerksam zu, die seine Partei nicht wählen. Dass derzeit die ernsten Themen überwiegen, verwundert nicht. Doch der Politiker kann die Menschen auch unterhalten.

 Eloquent und unterhaltsam zugleich: Gregor Gysi. TV-Foto: Clemens Beckmann

Eloquent und unterhaltsam zugleich: Gregor Gysi. TV-Foto: Clemens Beckmann

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Bernkastel-Kues. Gregor Gysi kann etwas, was viele Politiker so nicht können: Zusammenhänge herstellen, sie eloquent unters Volk bringen und dabei auch noch unterhaltsam sein. Zum Beispiel so: "Ich rede auch gerne vor reichen Leuten. Da ist das Essen besser als hier."Landtagswahl 2016


Der 68 Jahre alte Bundestagsabgeordnete der Partei Die Linke könnte auch mit Politikkabarett Geld verdienen. In Bernkastel-Kues hören ihm mehr als 200 Leute zu. Längst nicht jeder ist ausgewiesener Sympathisant der größten Oppositionsfraktion im Deutschen Bundestag, deren Vorsitzender Gysi bis Herbst 2015 war. Fast genau eine Stunde redet er frei von der Leber weg vor den "lieben Teilnehmerinnen und Teilnehmern". Und womit fängt er an? Ganz aktuell mit den zwei Worten der Woche: Kalter Krieg. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs sei diese Art von Weltordnung überwunden gewesen. "Doch es ist keine neue Weltordnung geschaffen worden", sagt er. Die Folge: "Wir stehen vor einem Wendepunkt der Geschichte." Zum Beispiel werde mit der Digitalisierung alles verändert. Gysi: "In Afrika wissen die Menschen, wie wir leben und stellen jetzt Fragen." Es gebe nur eine Menschheit, in ihr aber große Unterschiede.
Die Europäische Union sei gefährdet wie noch nie, und die deutsche Regierung sei noch nie so überfordert gewesen wie derzeit. Dabei müsse Deutschland noch viel mehr in die Rolle des Vermittlers schlüpfen - nicht nur in der Flüchtlingsproblematik sondern auch bei den großen Brandherden auf der Welt.
Die Landtagswahlen streift Gysi nur am Rande. Den Einzug der AFD werde man nicht verhindern können, sagt er mit Blick auf Rheinland-Pfalz. "Doch dann muss es auch ein Gegenstück geben. Wenn wir reinkommen, entsteht auch ein Stück Hoffnung", erläutert er. Und er schließt in diesem Zusammenhang mit dem Satz: "Ich möchte nicht in fünf Jahren wiederkommen müssen und wieder quatschen." cb

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