Auf "Tuchfühlung" gehen

WITTLICH. "Mein Beruf ist für mich Berufung", sagt die 41-jährige Modedesignerin Dorothe Follmann, die in Wittlich ihre Kreationen anbietet.

 Die Designerin Dorothe Follmann legt Wert auf individuelle Schnitte und hochwertige Stoffe. Foto: Monika Kewes

Die Designerin Dorothe Follmann legt Wert auf individuelle Schnitte und hochwertige Stoffe. Foto: Monika Kewes

Mode von der Stange gibt es in der Boutique von Dorothe Follmann nicht. Alles schneidern sie und ihre drei Mitarbeiterinnen im Atelier direkt hinter dem Geschäft selbst. Gleich neben der aktuellen Kollektion liegen hunderte Stoffballen in einer großen Regalwand - vom handbemalten Stoff bis zu bestickter Seide. Auch Accessoires wie Hüte und Taschen werden dort entworfen.Witzige Details und Mustermix

"Die Sachen dürfen nicht konstruiert aussehen, aber müssen durch witzige Details bestechen", beschreibt Follmann ihre Kollektionen. Typisch für ihre Arbeit sei außerdem ein Mustermix, bei dem sie die Stoffe so kombiniert, "wie man es in der Form nicht erwartet". Oft sind es auch die Stoffe, die sie zu den Schnitten inspirieren. Da kann es vorkommen, dass ihr ein Stoff nach zwei Jahren noch einmal in die Hände fällt, und sie plötzlich eine neue Idee bekommt. Geboren wurde die Liebe zur Mode bei Follmann in der Kindheit. Ihre Mutter war Schneiderin, und bei der Arbeit hat die Designerin ihr immer fasziniert über die Schulter geschaut. "Das wollte ich immer machen, für mich gab es nichts anderes", erzählt sie. Also hat sie eine Schneiderlehre und den Meister gemacht und anschließend in Trier Modedesign studiert. Weil ihr klar war, dass "nach dem Studium kein Lagerfeld wartet", hat sie ihre Karriere selbst in die Hand genommen und mit einer Freundin in ihrer Heimat Großlittgen einen Laden eröffnet. Vor fünf Jahren zog sie dann mit "Tuchfühlung" in die Altneugasse in Wittlich ein. Weil sie sich im Laufe der Zeit einen festen Kundenstamm aufgebaut hat, ist es für Follmann kein Problem, nicht in einer Modemetropole zu arbeiten. In einer anderen Stadt würde sie zwar mehr Geld verdienen, sagt sie, aber in Wittlich falle sie mit ihrer "eigenen Handschrift" mehr auf. "In der Region ist meine Mode nicht vergleichbar", sagt die Frau, die Wert auf Individualität legt. Bei den Kollektionen, die sie zweimal jährlich entwirft, genießt sie es, sich "auszutoben". Außerdem schneidert und gestaltet sie Mode nach Kundenwünschen: Bei mehreren Terminen wird über die Vorstellungen und Ideen gesprochen, es wird Maß genommen, ein Probemodell entwickelt und dann erst das Wunschobjekt mit dem Originalstoff genäht. "Das ist oft wie beim Friseur", beschreibt Follmann. Bei der Anprobe wollten die Menschen unterhalten werden, oder sie erzählten ihr "ganze Lebensgeschichten". Diese sind für sie oft eine Quelle der Inspiration, sie geht mit den Menschen auf "Tuchfühlung".

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