Bei der WASG gibt's großen Hauskrach

COCHEM-ZELL. Es knirscht bei der WASG. Grund ist der Austritt von Andreas Adams, dem Direktkandidaten bei der Bundestagswahl und Sprecher des Kreisverbandes Cochem-Zell. Dabei erhebt er schwere Vorwürfe gegen den WASG-Landesvorsitzenden Alexander Ulrich (MdB) aus Kaiserslautern.

Am 18. September gab es für die Linkspartei und ihren Direktkandidaten Andreas Adams im Kreis Cochem-Zell einen Achtungserfolg. Auf Anhieb kamen sie auf 4,2 Prozent der Zweitstimmen. Optimistisch blickten die Linkspartei und die mit ihr verbundene Wahlalternative Arbeit und soziale Gerechtigkeit (WASG) auf die Landtagswahlen im Frühjahr 2006. Doch damit dürfte es nun erst einmal vorbei sein: Der Kreissprecher des Kreisverbandes Cochem-Zell und damalige Direktkandidat hat seinen Austritt aus der WASG erklärt und steht damit auch nicht als Landtagskandidat zur Verfügung. Doch nicht nur das. Er erhebt auch gleichzeitig schwere Vorwürfe gegen den WASG-Landesvorsitzenden und neuen Bundestagsabgeordneten Alexander Ulrich, die für seinen Austritt ausschlaggebend seien. So wirft Adams dem WASG-Landeschef vor, trotz seines Bundestagsmandates weiterhin als Zweiter Bevollmächtigter und Geschäftsführer der IG Metall tätig zu sein, obwohl er im Vorfeld Nebentätigkeiten von Abgeordneten kritisiert habe. Ein weiterer Kritikpunkt von Adams ist die Tatsache, dass bei der Landtagswahl die WASG, nicht aber die Linkspartei, antreten solle. Dadurch müssten die Wahlkreise 125 Unterstützungsunterschriften sammeln. Eine Partei, die im Bundestag sitzt, kann dagegen ohne diese Unterschriften antreten. Zudem sei die Linkspartei mittlerweile im Bewusstsein der Bevölkerung fest verankert. Auf Kritik stößt auch der neue Mitarbeiter von Alexander Ulrich im Wahlkreisbüro, Frank Eschrisch, der Vorsitzende der Linkspartei in Pirmasens. "Obwohl sich mehrere, auch arbeitslose WASG-Mitglieder, die Ulrich im Landtagswahlkampf unterstützt haben, ebenfalls bewarben, hat er Frank Eschrisch von der Linkspartei eingestellt", so Adams. Noch auf dem Parteitag in Ellern Ende Oktober sei er von anderen aufgefordert worden, diese Vorwürfe nicht weiter zu erheben, erzählt Andreas Adams. Dies habe er nicht weiter mittragen können.Soziale Belange berücksichtigt

Der WASG-Landesvorsitzende weist die Vorwürfe von Andreas Adams zurück. Er habe nie einen Hehl daraus gemacht, auch im Falle einer Wahl in den Bundestag seine berufliche Tätigkeit bei der IG Metall in Teilzeit weiterzuführen. Die Personalbesetzungen seines Abgeordnetenbüros liege zudem in seinem eigenen Ermessen, betont das Bundestagsmitglied. Dabei habe er selbstverständlich auch die sozialen Belange bei der Personalauswahl berücksichtigt. In der Einstellung von Frank Eschrisch sieht Alexander Ulrich zudem einen Beitrag, die Bemühungen zur Gründung einer gesamtdeutschen Linkspartei zu unterstützen. Die Entscheidung, bei der Landtagswahl als WASG anzutreten, sei auf einem Sonderparteitag in Ellern mit großer Mehrheit entschieden, eine Mitgliederbefragung sei vom Landesvorstand aus satzungsbedingten Gründen abgelehnt worden. Über die einzelnen Kandidaten entscheide der Landesparteitag am 3. Dezember in Trier. "Die Vorwürfe sind an den Haaren herbeigezogen", so der Bundestagsabgeordnete. "Wenn Andreas Adams beim Aufbau der Kreisgruppe eine ähnliche Energie gezeigt hätte wie hier, sähe es im Kreis Cochem-Zell für unsere Partei sicher besser aus", meint Ulrich. Nichtsdestotrotz bleibt Adams bei seinen Vorwürfen. "Ich habe dafür auch schon viel Unterstützung aus anderen Kreisverbänden erhalten und kenne einige, die meine Auffassung teilen", so der ehemalige WASG-Politiker. Er stehe für die Partei auch nicht mehr zur Verfügung, wohl aber weiterhin für eine linke Politik. "Ich bin immer noch Mitglied der Linkspartei und werde mich auch da engagieren", so Andreas Adams.

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