Bevölkerung im Kreis Cochem-Zell geht zurück

Cochem-Zell · Im Kreis Cochem-Zell liegt die Geburtenrate für das Jahr 2011 noch unter dem Landesschnitt. Nach Angaben des Statistischen Landesamtes lag die durchschnittliche Kinderzahl je Cochem-Zeller Frau bei 1,34.

Cochem-Zell. Für Rheinland-Pfalz liegt die Geburtenrate bei 1,37, die Geburtenzahl betrug demnach 31 081 Kinder - den Statistikern zufolge die zweitniedrigste Zahl in der Geschichte des Landes. Nur 439 Babys kamen 2011 im Cochem-Zeller Land zur Welt, was in 2012 noch unterboten werden könnte: Bis zum 15. Dezember waren es nämlich nur 391. Einen Grund für seit Jahren niedrige Geburtenzahlen stellt eine Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung wissenschaftlich verklausuliert heraus: "Kinder stellen nicht mehr für alle Deutschen einen zentralen Lebensbereich dar." Anders gesagt: Sie haben für viele an Bedeutung verloren. Die Karriere ist im Zweifel wichtiger als Kinder. Ja selbst die Pflege von Freundschaften oder Hobbys genießt einen höheren Stellenwert, heißt es in der Untersuchung, deren Resultate im Dezember über die Medien verbreitet wurden.
Ob sich über diesen Kamm auch junge Pärchen im Kreis Cochem-Zell scheren lassen, lässt sich so ohne weiteres nicht feststellen. Klar ist allerdings, dass die Geburtenzahl auch hier deutlich zurückgeht: Dem Einwohnerinformationssystem des Landes zufolge sank sie von 628 Neugeborenen im Jahr 2000 auf nur noch 428 im Jahr 2009. Zwar stieg sie 2010 noch einmal auf 470, ging jedoch im Folgejahr schon wieder zurück auf 439. Zum Vergleich: Im Jahr 1990 hatten im Kreis noch 801 Kinder das Licht der Welt erblickt.
Fehlende Anerkennung


Die durchschnittliche Kinderzahl je Cochem-Zellerin sank von 1,58 im Jahr 2000 über 1,43 im Jahr 2010 auf 1,37 anno 2011. Von den vier Nachbarkreisen bringen es nur der Kreis Vulkaneifel (1,29) und der Rhein-Hunsrück-Kreis (1,30) auf noch dürftigere Zahlen.
Die besagte Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung begründet die sinkenden Geburtenraten unter anderem damit, dass Karriere und Kind in Deutschland nach wie vor nur schwierig unter einen Hut zu bringen seien. Außerdem genössen berufstätige Mütter hier - anders als in anderen europäischen Ländern - keine Anerkennung vonseiten der Gesellschaft. Deshalb entschieden sich berufstätige Frauen im Zweifel gegen Kinder, so die Studie.
Durchaus engagiert, wenn es um die Betreuung des eher spärlich vorhandenen Nachwuchses geht, sind im Kreis Cochem-Zell jedoch auch die Männer: In 118 von 436 Fällen nahmen junge Familien, die im Jahr 2009 Elterngeld beantragten, auch die sogenannten Partnermonate in Anspruch. Das entspricht einer Quote von 27,1 Prozent. Zwar sank diese Quote für das Jahr 2010 leicht auf 26,6 Prozent (111 von 418 Fällen), stieg aber im vergangenenen Jahr auf 34,4 Prozent (150 von 436 Fällen). Für dieses Jahr lag sie bis Ende September bei 27,4 Prozent (87 von 317 Fällen).
Einfluss der Altersstruktur


Es ist also keineswegs so, dass niemand mehr dazu bereit wäre, die berufliche Karriere für Kinder zumindest zeitweise hintanzustellen. Trotzdem ist zu befürchten, dass sich der gesellschaftlich gesehen traurige Trend zu niedrigen Geburtenzahlen weiter verschärfen wird. Darauf weisen die Landesstatistiker in einer entsprechenden Veröffentlichung ebenfalls hin. Schließlich beeinflusst die Altersstruktur die Zahl der Geburten maßgeblich: "Die Anzahl junger Frauen, die denjenigen Jahrgängen angehören, auf die überwiegend Geburten entfallen, ist in den zurückliegenden Jahren stetig gesunken", heißt es da. 93 Prozent aller Neugeborenen in Rheinland-Pfalz werden von Frauen zur Welt gebracht, die 20 bis 39 Jahre alt sind. Diese Altersgruppe wird in den nächsten 30 Jahren um mehr als ein Fünftel schrumpfen, prognostiziert das Statistische Landesamt.
Letztlich könnten wiederum nur deutlich steigende Geburtenzahlen diese Prognose abmildern. Nur wie soll das gehen, wenn Kinder für (zu) viele junge Erwachsene "keinen zentralen Lebensbereich" mehr darstellen?

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort