Chirurgie mit Doppelspitze

WITTLICH/BERNKASTEL-KUES. Zwei Chefärzte leiten seit kurzem jeweils zwei chirurgische Abteilungen an Cusanus-Krankenhaus und St.-Elisabeth-Krankenhaus. Der Effekt für die Patienten des im Jahr 2003 gegründeten Verbundes: ein umfassenderes Angebot moderner Operationsmethoden.

"Wer befürchtet hat, die Neuorganisation unserer Krankenhäuser hätte eine schlechtere Versorgung zur Folge, kann längst aus Erfahrung eines Besseren belehrt werden", schildert Chefarzt Hans J. Rothschenk die Veränderungen, die sich in den Krankenhäusern in Wittlich und Bernkastel-Kues nach der Zusammenlegung abzeichnen. Rothschenk ist schon seit langem in Bernkastel-Kues tätig und seit September Chefarzt der Unfallchirurgie an beiden Standorten.Leitender Oberarzt in Gießen

Cem Atamer ist neu in die Region gekommen. Der 41-Jährige studierte in Gießen Humanmedizin, später war er leitender Oberarzt an der Uniklinik in Gießen. Nun übernimmt er die Allgemein- und Viszeralchirurgie (Eingeweidechirurgie) als Aufgabenbereich. Er bestätigt: "Beide Häuser profitieren von der Neuorganisation. Denn nun ermöglicht die größere Patientenzahl, die in der Verantwortung eines jeden von uns beiden liegt, das volle eigene Know-how und auch moderne Methoden anzuwenden. Das war vorher wegen des geringeren Bedarfs gar nicht vor Ort möglich." Zuvor gab es in beiden Häusern ein vergleichsweise beschränktes Spektrum an Unfall- und Viszeralchirurgie. Kompliziertere Fälle mussten in größere und nicht mehr wohnortnahe Kliniken abgegeben werden. Das Ergebnis der neuen Struktur sei eindeutig, dass die chirurgische Versorgung verbessert sei, sagen beide Chirurgen. "Wir können in unseren Spezialgebieten mehr in die Tiefe gehen als zuvor." Besonders schonende Verfahren wie die so genannte minimalinvasive Chirurgie könnten nun ausgeweitet werden: Operationen an Schilddrüse, Dickdarm, Magen oder Leistenbruch könnten, wenn es der Einzelbefund zulasse, damit sehr viel sanfter ausgeführt werden als mit dem bisherigen Standard. Kinderchirurgie, Thorax-Chirurgie und die Behandlung von Lungenkrankheiten werde dank des neu hinzugekommenen Spezialwissens nun vor Ort intensiviert, eine Verlegung nicht mehr so oft notwendig sein. "Zudem wollen wir den Informationsfluss in Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Ärzten verbessern", sagt Rothschenk. Die Reform zeige schon Wirkung: Die Menge der Operationen, die dem Verbund anvertraut werden, habe in den vergangenen Monaten zugenommen."Komplexität hat zugenommen"

Für die beiden Chefärzte bedeutet die jeweilige Spezialisierung bei gleichzeitiger Ausweitung auf zwei Krankenhäuser allerdings mehr persönliches Engagement. "Die Komplexität hat im Klinikalltag zugenommen", schildert Rothschenk die höhere Belastung. "Das fordert von uns mehr Energie." Denn den Anspruch an die eigene Arbeit, sich möglichst viel Zeit für die Visiten und für jeden einzelnen Patienten zu nehmen, wollen weder er noch Atamer reduzieren. Der direkte Kontakt zu den Kranken sei für sie nach wie vor "der wesentlichste Aspekt", auf den ein Chefarzt aufbaue. Also verbringen beide Mediziner viel Zeit in den Krankenhäusern und kommen mit der schmalen Freizeit lächelnd klar: "Wir haben unsere Familien aus Ausgleich", schildern die Väter die Stunden jenseits des Berufs, "für ausgedehnte Hobbys reicht es nicht."

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