Combo und Kämmerlein

TRIER. Mit zunehmendem Alter immer gefragter: Auch im dritten Jahr ihres Bestehens verzeichnet die "Jazz & Rock School Trier" Zuwachs. Ein eher unkonventionelles Konzept führte zum Erfolg.

Claudia Prün wollte einfach nur "Neues entdecken". Klassik und Kirchenmusik kannte sie schon, und auch Gospels beherrschte die heute 37-Jährige längst, als sie sich vor rund einem Jahr an der Jazz & Rock School anmeldete. Das "gute Konzept" der Schule konnte die junge Frau da nur erahnen, doch heute sieht sich Prün, die Klavier spielt, bestätigt: "Die Kombination aus Einzel- und Combounterricht" sei wirklich ein guter Ansatz. Die Combo ist für Absolventen der Jazz & Rock School Pflicht und Kür zugleich. Dozent Ben Heit lässt denn auch keinen Zweifel aufkommen, dass "hier jeder Schüler in die Band kommt". Im Klartext: Die Absolventen müssen - neben Einzelunterricht - auch in einer Combo spielen wollen.Mit zwei Tönen in die Band

Doch das ist so ziemlich die einzige Zulassungsvoraussetzung, die Ben Heit und seine Kollegen von Schülern fordern; abgesehen vielleicht von der Bereitschaft, regelmäßig zu den Proben zu kommen und ein Instrument zu erlernen. "Eine Aufnahmeprüfung gibt es nicht", sagt Heit. Das Prinzip der Jazz & Rock School ziele darauf ab, die Schüler schnell ins Combospiel zu integrieren. Auch "wenn jemand erst zwei Töne spielen kann", bekomme er seinen Platz in einer der mehr als 20 Bands, sagt Heit. Das ist es, was diese Einrichtung so stark von anderen Musikschulen oder Konservatorien unterscheidet: Die Absolventen müssen nicht erst über Jahre im Einzelunterricht und stillen Kämmerlein üben, sondern ihr Instrument auch durch das Zusammenspiel mit den Combo-Kollegen beherrschen lernen. Das motiviere ungemein, weiß Heit aus Erfahrung, und nur selten hat der koordinierende Dozent die Erfahrung gemacht, dass Schüler sich nicht integrieren ließen. Als die Jazz & Rock School Trier im Sommer 2002 als eigenständige Abteilung der städtischen Musikschule gegründet wurde, entschieden sich die Initiatoren für eine "basisdemokratische" Schulform. Deshalb wird auch nicht nur an den Instrumenten improvisiert. Einen Direktor sucht man hier vergebens, und das Schulgebäude ist quasi eine Stein gewordene Leihgabe: Die Grundschule Reichertsberg in Trier-West hat verschiedene Räume kostenlos zur Verfügung gestellt, einige von ihnen wurden umgestaltet, damit die Akustik für Proben taugt. Eigenleistungen sind eine der tragenden Säulen des Schulkonzepts, denn "das Projekt muss sich ja auch selbst tragen", erläutert Dozent Stefan Reinholz. Obwohl die Schule ohne Zuschüsse auskommt und deshalb auf die Unterstützung einiger Sponsoren setzen muss, kann sie mit 70 Euro im Monat moderate Gebühren bieten. Für die erhalten die Schüler mehrmals im Monat Einzel- und Gruppenunterricht. Weil sämtliche Dozenten auf Honorarbasis arbeiten, hat die Einrichtung für die Schüler einen weiteren Vorteil: Es existieren keine Wartelisten. "Wir sind da ganz flexibel", versichert Dozent Heit. Wer mitmachen wolle, für den finde sich in aller Regel ein Dozent. Dabei sei es in einer Stadt wie Trier gar nicht einfach, kompetente Musiklehrer zu finden, sagt Heit. Schließlich fehle eine Musikhochschule, und die Zahl der Berufsmusiker sei recht überschaubar. Ein abgeschlossenes Hochschulstudium ist denn auch nicht Voraussetzung für eine Dozententätigkeit an der Jazz & Rock School. Wichtig sei, dass die Lehrenden ihr Instrument beherrschten und "pädagogisch begabt" seien, sagt Heit. Wenn Zahlen ein Indikator für den Erfolg sind, dann sprechen rund 90 Schüler aller Altersklassen für das Konzept der Schule. Kontakt: Ben Heit, Telefon 06588/987898, oder info@jazz-und-rock-school-trier.de oder info@jarotrier.de

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