Das Aus nach 46 Jahren

BERGWEILER. Die Gemeinschaftsgefrieranlage wird Ende September abgeschaltet. Das Dorfbild prägende Umfeld mit "Pompel" und Bouleplatz bleibt.

Gut gelaunt, keinesfalls wehmütig, sitzen Hubert Becker, Anton Molitor, Anni Müller, Cilli Stoffel, Liesel und Josef Eltges sowie Ortsbürgermeister Gottfried Eltges am Dorfbrunnen bei der Gefrieranlage in Bergweiler. Fast ein halbes Jahrhundert hat die Anlage der Dorfgemeinschaft gedient. Nun wird sie ausgemustert, wie in so vielen Dörfern. Eigens für Gefrierzwecke wurde das kleine Haus 1959 errichtet. Hubert Becker erzählt: "1958 haben wir uns die Gefrieranlage in Niederöfflingen angeschaut und waren begeistert von der wohlschmeckenden und lange haltbaren Wurst, die uns Bekannte dort serviert haben."Alsbald mauerte die "Interessengemeinschaft Gefrieranlage" in Eigenleistung ihr Gefrierhaus auf einem von der Gemeinde gepachteten Grundstück. Schnell hatten sich die Bergweilerer an die Annehmlichkeiten der Anlage gewöhnt. "Jetzt konnten wir auch im Sommer schlachten", erzählt Josef Eltges. Die dörflichen Metzger haben darauf geachtet, dass die Nutzung beim Schlachten reibungslos vonstatten ging. Das Fleisch wurde im Vorraum verpackt, und ab ging es in den mit minus 18 Grad Celsius eiskalten Raum. "Bald haben wir gemerkt, dass sich auch Gemüse und Obst wunderbar frisch halten lässt", ergänzt Liesel Eltges.

42 abschließbare Holzfächer wurden nicht einzeln gekühlt, sondern waren Teil des Kühlraums. Die Interessengemeinschaft hat seither die Finanzen verwaltet. 75 Euro jährlich kostete zuletzt ein Fach in der Gefrieranlage. Davon sind Strom- und Unterhaltungskosten finanziert worden.

Mit der Zunahme von Kühltruhen in den privaten Haushalten wurde die Gefrieranlage nach und nach überflüssig. "Besonders in den vergangenen vier Jahren ist die Zahl der Benutzer zurückgegangen", sagt Anni Müller. Das ist auch der Grund, warum die Anlage Ende September geschlossen wird. Dann muss sich auch der Jagdpächter nach neuen Kühlmöglichkeiten umsehen. Er lagert gelegentlich Wildschweine im Vorkühlraum.

Zukünftige Nutzung noch unklar

Gottfried Eltges weiß: "Da hatten wir als Kinder schon mal Angst, wenn wir in die Gefrieranlage kamen, und plötzlich hingen da die Wildschweine." Aber Unfug konnte kaum betrieben werden, denn nachts hatte niemand Zutritt. Das Aufschließen am frühen Morgen und das Abschließen am Abend lag viele Jahre in den Händen von Gretel Kemmer. Wie das Kühlhaus in Zukunft genutzt wird, ist noch nicht entschieden.

Das Gebäude ist von zwei Dorfbild prägenden Anlagen umgeben. Im Vordergrund der alte Dorfbrunnen, in Bergweiler auch "Pütz" oder "Pompel" genannt. Gleich neben dem alten Gefrierhaus ist ein Bouleplatz angelegt. Der wird von einem kleinen Wasserlauf flankiert, eingepasst in das historische Umfeld des Dorfbrunnens. Vor allem an Freitagabenden spielt sich dort allerhand Dorfleben ab. Dann treffen sich die Bergweilerer zum Boule-Spielen "on da Pompel", wie der Platz heißt. "Unaufgefordert und zwanglos, wer kommen will, der ist willkommen", erklärt Cilli Stoffel. Sie hat den Namen für den Platz vorgeschlagen und in einem dorfinternen Wettbewerb überzeugt. Optional:Ein schöner Sommerabend geht zu Ende, dem noch viele folgen werden, auch wenn die Gefrieranlage längst einem anderen Zweck dienen wird.

Abbildungen:Bergweiler1.JPGBERGWEILER, 12.08.2005, Die Gemeinschaftsgefrieranlage in Bergweiler wird Ende September geschlossen; der Platz drumherum sorgt weiter für reges DorflebenPersonen: --Foto: Erich GertenBergweiler2.JPGBERGWEILER, 12.08.2005, Die Tür zur Gemeinschaftsgefrieranlage in Bergweiler bleibt noch bis Ende September geöffnet; der Platz drumherum sorgt weiter für reges DorflebenPersonen: --Foto: Erich Gerten

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