Das Bernkasteler Kastell ist endlich gefunden

Bernkastel-Kues · Einzelne Funde haben immer wieder darauf hingedeutet, jetzt hat Bernkastel-Kues steinharte Beweise: Wo heute die Burg Landshut steht, befand sich zur Zeit der Römer das Princastellum. Es war vermutlich einer von 16 Stützpunkten des Kaisers Constantinus an der Mosel.

 Die Burg Landshut wurde wahrscheinlich auf den Mauern eines römischen Kastells gebaut. TV-Foto: Ursula Quickert

Die Burg Landshut wurde wahrscheinlich auf den Mauern eines römischen Kastells gebaut. TV-Foto: Ursula Quickert

Bernkastel-Kues. "Das ist genial, ein absoluter Höhepunkt für Bernkastel-Kues!": Groß ist die Freude bei Stadtführerin Annelie Servatius über den Fund an der Burg Landshut, den die Stadt als "bauhistorische Sensation" vermeldet. Bei den Sanierungsarbeiten an der mittelalterlichen Burg sind Mauerreste gefunden worden, die zum Princastellum gehören. Diese militärische Festung soll Ende des dritten Jahrhunderts dort errichtet worden sein, wo, sozusagen auf ihren Mauern, Ende des 13. Jahrhunderts die heutige Burg Landshut gebaut wurde.
Der sogenannte Geograph von Ravenna erwähnte im siebten Jahrhundert nach Christus das Princastellum erstmals, und damit hat es der Stadt wohl den Namen gegeben (siehe Extra). Eine Vermutung, die dank des Fundes immer wahrscheinlicher wird, davon geht Servatius aus. Ob das stimmt, dazu schweigen Stadt und Historiker und machen ein Geheimnis um den großen Fund. Bislang hatten lediglich Beschläge, Keramik- und Eisenfunde auf die Existenz der Festung hingewiesen. Gefunden wurden die römischen Mauerreste an der Ost- und an der Westflanke der Burg.
Die Anlage soll 60 mal 30 Meter groß gewesen sein und bis zu 2,40 Meter dicke Mauern gehabt haben. Zu ihr gehörten vermutlich sechs Türme, die nahezu quadratisch waren. Damit war die Anlage wahrscheinlich Teil einer Kette von mehr als 16 Bergbefestigungen. Der erste in Trier residierende Kaiser Constantinus (293-306) hatte sie zum Schutz der neuen Kaiserresidenz anlegen lassen. Sie erstreckten sich vermutlich zwischen Trier und Koblenz in mindestens 75 Metern Höhe über dem Moseltal. Die Burg war also kein Zufluchtsort in unruhigen Zeiten, sondern Teil eines militärischen Konzepts, wie Karl-Josef Gilles vom Rheinischen Landesmuseum Trier vor einigen Jahren in einem Aufsatz über das Princastellum schrieb.
Als "primum castellum" könnte es das erste römische Kastell in der Provinz Belgica gewesen sein (siehe Extra). Die Befunde weisen darauf hin, dass das Kastell im fünften Jahrhundert noch mal ausgebaut wurde. Zerstört wurde es, wie die übrigen Militärstützpunkte des Moseltals, wohl von den Hunnen, schreibt Gilles. Er hat die Untersuchungen mitgeleitet, hüllt sich aber aktuell ebenso wie die Stadt in Schweigen und sagt nichts Genaueres zu den Funden. Erst bei einer Pressekonferenz am 13. Juni sollen die Geheimnisse enthüllt und über die Erhaltung gesprochen werden.
Die Sanierungsarbeiten an der Burg Landshut laufen bereits seit mehreren Jahren. Dort, wo die Außenmauer von Pflanzen und Wurzeln befreit wurde, kamen bereits 2010 Spuren der Geschichte zutage, die auf die frühere Festung hindeuteten (der TV berichtete).
"Wir können jetzt den Gästen etwas zeigen, was man in dieser Form an der Mosel nicht noch einmal findet", sagt Annelie Servatius. "Schon die Römer haben gewusst, wo es schön ist."Extra

Die Provinz Belgica war eine der drei römischen Provinzen, die bei der Aufteilung Galliens durch Kaiser Augustus entstanden, und umfasste den Norden und Osten des heutigen Frankreich, das westliche Belgien, die Westschweiz und den Jura bis zum Genfersee (Lacus Lemanus) hinunter sowie das Einzugsgebiet der Mosel bis etwa 50 Kilometer vor der Mündung in den Rhein. Der Geograph von Ravenna war ein Verfasser eines geografischen Werkes aus dem siebten Jahrhundert. Sein Name ist nicht bekannt. Sein Werk mit dem Titel Cosmographia beschreibt die im Altertum bekannte Welt und beinhaltet vor allem eine Reihe von Namen, die sich auf Städte, Inseln und Flüsse beziehen. uq

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