Das Monster

WITTLICH. (red) Fast vergessene Literatur neu entdecken: Der Schauspieler Manuel Klein und die Musikerin Anne Kaftan interpretieren in der Wittlicher Synagoge den Roman "Das Monster" von Friedl Benedikt.

"Das Monster" ist Jonathan Crisp. Er ist ein Staubsaugervertreter, der durch die Londoner Wohnbezirke zieht, um sein Modell "Tantalus" an die Hausfrau zu bringen. Ausgenutzt, betrogen und verhöhnt wandelt sich der geprügelte Biedermann zum menschenverachtenden Monster. Auf die Interpretation dieser Story durch die Musikerin Anne Kaftan und den Schauspieler Manuel Klein darf man gespannt sein. Sie werden sich am Freitag, 20. Januar, um 20 Uhr in der Wittlicher Synagoge mit dem Werk der 2004 neu entdeckten Wiener Schriftstellerin Friedl Benedikt, alias Anna Sebastian, auseinander setzen. Der Roman Friedl Benedikts "Das Monster" wird jedoch nicht einfach nur vorgelesen. Er wird in einer künstlerischen Darbietung, die seiner kafkaesken Handlung entspricht, vorgestellt. Manuel Klein und Anne Kaftan interessieren sich für fast vergessene Literatur. Dass sie diese herausragend zu interpretieren wissen, ist spätestens seit ihrer Interpretation von "Uns wird allen übel" des russischen Avantgarde-Schriftstellers Daniil Charms bekannt, die sie im vergangenen Jahr in Wittlich präsentierten. Der Verleger Thomas B. Schumann gibt in seinem Verlag "Edition Memoria" ausschließlich Exilliteratur heraus und stieß so auf Friedl Benedikt. Das Emil-Frank-Institut und die Stadtbücherei Wittlich haben ihn eingeladen. Er wird seinen Verlag und seine Arbeit der Öffentlichkeit vorstellen. Friedl Benedikt war die Tochter eines Wiener Publizisten und flüchtete 1939 vor den Nazis nach London. Dort lernte sie Elias Canetti kennen und lieben. In englischer Sprache schrieb sie insgesamt drei Romane, wovon einer, "Das Monster", vor zwei Jahren erstmals in Deutsch erschien. Friedl Benedikt, die unter dem Pseudonym Anna Sebastian ihre Bücher veröffentlichte, starb 1953, nur 37 Jahre alt, in Paris. Die Darbietung beginnt am Freitag, 20. Januar, um 20 Uhr in der Wittlicher Synagoge. Der Eintritt kostet sieben Euro. Nähere Informationen gibt die Stadtbücherei Wittlich (Elke Scheid, Telefon 06571/27036, E-Mail: elke.scheid@stadtbuecherei.wittlich.de) oder das Emil-Frank-Institut (Axel Berger, Telefon 06571/260124, E-Mail: emil-frank-institut@t-online.de).

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