Feste und Feten Das Pferdefest zieht nach Piesport

Piesport/Bernkastel-Kues · Die Macher des Kulturfestivals haben einen neuen Standort an der Mosel gefunden. Nach Beschwerden kann die Veranstaltung nicht mehr in Bernkastel-Kues stattfinden.

 Einhörner und Micky-Mäuse gab es im vergangenen Jahr auf dem Pferdefest zu sehen. Wer dazugehören will, sollte sich möglichst schrill kleiden.

Einhörner und Micky-Mäuse gab es im vergangenen Jahr auf dem Pferdefest zu sehen. Wer dazugehören will, sollte sich möglichst schrill kleiden.

Foto: Christoph Strouvelle

Das Pferdefest muss seinen Traditionsstandort Bernkastel-Kues verlassen und wird dieses Jahr erstmals in Piesport stattfinden. Wie Veranstalter Roman Bastgen dem TV mitteilt, gab es im vergangenen Sommer Beschwerden wegen Ruhestörung.

Seit 2007 feiern alljährlich im Sommer junge Menschen   in Bernkastel-Kues das Pferdefest. Die kultige Veranstaltung bietet Kleinkunst und Live-Musik. Dabei ist es ausdrücklich erwünscht, dass die Gäste sich möglichst bunt und schrill kleiden, was der Veranstaltung einen besonderen Akzent gibt. Manche vergleichen das Festival sogar mit dem weltbekannten Burning-Man-Festival im US-Bundesstaat Nevada, bei dem internationale Künstler auftreten und Menschen aus allen gesellschaftlichen Schichten zelten und feiern.

„Im vergangenen Jahr mussten wir zum ersten Mal wegen einer Beschwerde ein Bußgeld bezahlen. Außerdem wurde uns die Erlaubnis entzogen, bis 24 Uhr Musik zu machen. Da sei eine Ausnahmegenehmigung gewesen, denn normalerweise geht das nur bis 22 Uhr“, sagt Roman Bastgen. Um diese Uhrzeit sei aber die Party in vollem Gang, man könne keine Bands verpflichten, die nur bis 22 Uhr spielen dürfen, erklärt der Vorsitzende des Vereins, der  bis zu 70 000 Euro in das Festival investiert. Bastgen: „Wenn so ein Gegenwind kommt, dann lässt sich so eine Veranstaltung nicht mehr durchführen. Wir hatten nicht den Eindruck, dass das Fest wieder in Bernkastel möglich ist. Ich finde es schade, auch weil ich in Bernkastel-Kues geboren bin.“

Axel Schmitt, Chef des Ordnungsamts der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues, erläutert die Situation: „Wir haben klare Regeln, die das Landesemissionsschutzgesetz vorgibt. Beim Pferdefest hat man sich aber nicht an die Regeln gehalten. Es gab eine Erlaubnis bis 24 Uhr, die weit überzogen wurde. Deshalb können wir diese Regelung  für dieses Jahr nicht mehr aufrecht erhalten.“

Es  gab demnach mehrere  Beschwerden der Anlieger, da besonders der Bass über die Mosel bis nach Andel schallte. Schmitt: „Wir müssen an die Leute denken, die auch schlafen wollen. Die Bestimmungen müssen beachtet werden.“ Normalerweise sei 22 Uhr die Grenze für Veranstaltungen mit hoher Lärmbelastung, diese könne im Einzelfall  auf 24 Uhr ausgedehnt  werden. Für Wolfgang Port, Stadtbürgermeister von Bernkastel-Kues, kommt die Nachricht vom Umzug des Pferdefestes nach Piesport überraschend: „Ich bin offiziell noch nicht vom Umzug informiert  worden. Die  Stadt Bernkastel-Kues hat jedoch nichts verboten.“

Nun hat das Pferdefest in Piesport eine neue Chance. „Vom 9. bis 11. August feiern wir   unser Pferdefest am neuen Standort  in Piesport. Dort gibt es eine Lichtung hinter dem Wald in der Nähe der Panoramastraße. Das ist eine traumhafte Lage“, sagt Bastgen. Wie bereits in in Bernkastel soll die Lärmbelastung durch ein Zelt, in dem die Bühne ist, und spezielle „Bass-Lösch-Lautsprecher“ soweit reduziert werden wie nur möglich. Neuartig sei in diesem Jahr, dass die Pferdefest-Macher einen kostenfreien Bus-Shuttle vom Bahnhof in Wittlich-Wengerohr zum Festivalgelände anbieten. „Damit kommt jeder Student aus Trier umsonst bis zum Festivalgelände, wenn er sein Semesterticket nutzt“, sagt Bastgen. Das Gelände ist etwa 3,4 Kilometer vom Ort entfernt. Bastgen: „Es wird zwar laut, aber wir sind sicher, dass die Piesporter gut schlafen können.“

Zum ersten Mal startete das Festival 2007 mit mehr als 400 Gästen in der Güterhalle in Bernkastel-Kues. Dort wurde es aber nach vier Jahren zu eng, so dass das Fest von 2011 bis 2013 in Graach gefeiert wurde. Anschließend ging es wieder zurück nach Bernkastel-Kues auf das Gelände an der Jugendherberge und im vergangenen Jahr ans Kueser Wehr in der Nähe des Campingplatzes. Das Festival lockt bis zu 1600 Besucher an die Mosel, von denen mittlerweile die Hälfte einen Anfahrtsweg von mehr als 200 Kilometern hat, wie Bastgen anhand des Ticketverkaufs ermittelte. Träger des Festivals ist ein gemeinnütziger Verein, der die Inklusion als Schwerpunkt hat. „Wir wollen langfristig ein Kulturfestival an der Mittelmosel etablieren“, sagt Bastgen. 
Piesports Ortsbürgermeister Stefan Schmitt sieht der Premiere des Festivals entspannt entgegen: „Grundsätzlich ist das eine positive Sache. Man wird abwarten müssen, wie sich das Festival entwickelt. Das Gelände ist weit vom Ort entfernt, und es ist ja auch ein sehr professioneller Veranstalter.“

Aber auch in Piesport gilt das Landesgesetz über dessen Einhaltung dieselbe Behörde wie  in Bernkastel-Kues wachen wird.

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