Das Warten hat sich gelohnt: Zwei Winzer von der Mittelmosel ernten hochwertige Eisweine

Kinheim/Mülheim · Eiskalt muss es bei der Eisweinlese sein. Einige Winzer lassen sich auf das Spiel mit der Natur ein. Spielt die mit, entsteht eine edelsüße Rarität. Die am Wochenende geernteten Trauben zählen noch zum Jahrgang 2016.

Das gibt es auch nicht oft. Ein Winzer erntet Ende November Eiswein und dann im Januar noch einmal. Normalerweise ist er froh, wenn die Bedingungen für die Eisweinlese überhaupt gegeben sind. Peter Jakoby (Weingut Jakoby-Mathy, Kinheim) ist dieses Risiko eingegangen. Am 30. November vergangenen Jahres hatte er bei minus acht Grad einen Teil eines Weinbergs in der Lage Kinheimer Hubertuslay geerntet. Die Mostwaage zeigte damals einen Zuckergehalt von 124 Grad Oechsle.

Der andere Teil der Trauben blieb noch am Stock - in der Hoffnung auf noch höherwertigen edelsüßen Eiswein. "Das Warten hat sich gelohnt", sagt Peter Jakoby. Am Freitagmorgen fuhr die Erntemannschaft bei minus elf Grad den zweiten Teil ein. Und die Mostwaage zeigte stolze 177 Grad Oechsle.

Auch dieser Wein wird, obwohl 2017 gelesen, der Ernte 2016 zugerechnet. Insgesamt schlagen nun etwa 130 Liter Eiswein zu Buche. Beide Chargen werden, so Jakoby, getrennt ausgebaut. Auch die am Samstag geernteten Trauben seien noch in sehr gutem Zustand gewesen. Daher könne auch mit der typischen Eisweinnote gerechnet werden, sagt Jakoby.

Noch mehr Risiko gingen Hermann und Andreas Bottler (Weingut Bottler, Mülheim) ein. "Vor ein paar Wochen war es kalt, und alle Weingüter haben ihren Eiswein gelesen. Alle? Nein, einem war es nicht kalt genug", erzählt Andreas Bottler.
Am Samstagmorgen war es ihm dann eisig genug. Bei minus zehn Grad ging das 14-köpfige Ernteteam an die Arbeit. Das Ergebnis: 120 Liter Riesling-Eiswein aus der Lage Mülheimer Sonnenlay mit einem Mostgewicht von 175 Grad Oechsle.
Um Eiswein ernten zu können, müssen die Trauben durchgefroren sein. Die Mindesttemperatur liegt bei minus sieben Grad. Die gefrorenen Trauben werden in diesem Zustand gekeltert.
Das in den Beeren enthaltene Wasser bleibt als Eis auf der Kelter zurück, der süße Saft, dessen Gefrierpunkt tiefer liegt als der von Wasser, fließt als hochkonzentrierter Most ins Fass. Eiswein eignet sich als Aperitif aber auch als Begleiter zu Desserts und verschiedenen Käsen.

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